Integration gelingt am besten über Kinder und ihre Familien

SPD-Projektsommer besucht Stadtteilarbeit im »Lindeneck« / Marion Dierkes erläutert Projekt mit Bauwagen und Wohnung / Auf Sponsoren angewiesen

Eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe nimmt das Einbecker Kinder- und Familienservicebüro (EinKiFaBü) mit dem »Mobilo« wahr. Hier wird Stadtteilarbeit angeboten, die sich vor allem an Migranten wendet. Die SPD-Abteilung Einbeck-Kernstadt hat die Tätigkeit dort im Rahmen ihres Projektsommers in den Mittelpunkt gerückt.

Einbeck. Mit »Mobilo«, das von Marion Dierkes verantwortet werde, leiste das EinKiFaBü wichtige Stadtteilarbeit, stellte der Vorsitzende des Einbecker Bündnisses für Familie, Peter Traupe, fest. Allerdings sei das Vorhaben befristet, es laufe Ende 2013 aus, wobei man sich um eine Fortsetzung bemühe. Für die Arbeit mit Migranten stehen Marion Dierkes 8,75 Stunden pro Woche zur Verfügung: Das sei, sagte Traupe in Richtung der anwesenden Politiker, zugleich die einzige hauptamtliche Arbeit, die in diesem Bereich in Einbeck geleistet werde - zu wenig. Zudem gebe es Hausaufgabenbetreuung an einigen Grundschulen und das vom Präventionsförderverein FIPS finanzierte Projekt »Mama lernt Deutsch«.

Die Anlage an der Bodelschwingh-/Kapellenstraße gehört der Einbecker Wohnungsbaugesellschaft, die auch die Wohnung für »Mobilo« zur Verfügung gestellt hat. Gestartet ist das Vorhaben 2008 mit einem grünen Bauwagen. Eine Vier-Zimmer-Wohnung bietet seit 2009 die Möglichkeit für witterungsunabhängige Arbeit. Die Nebenkosten trägt das Bündnis für Familie. »Das Viertel um Bodelschwingh- und Kapellenstraße haben wir im Zug unserer Tätigkeit in »Lindeneck« umbenannt«, erläuterte Marion Dierkes. Ein wesentliches Problem dieser Gegend sei, dass die Bewohner, beispielsweise Kurden, Syrer oder Migranten aus arabischen Ländern, häufig wenig Zugang zur Stadt hätten, sie blieben meist unter sich. Über die Kinder sei es allerdings möglich, Anschluss zu finden. Die Arbeit, stimmte sie Peter Traupe zu, sei unter den gegenwärtigen Bedingungen schwierig, mehr Mitarbeiter wären hilfreich.

Die Wohnung ist entsprechend ausgestattet, um beispielsweise Kursangebote abzuhalten. Etwa acht bis zehn Teilnehmer treffen sich regelmäßig zu Deutschkursen. Dazu gibt es eine Übereinkunft mit dem Jobcenter, dass hier zunächst die Grundlagen gelegt werden, bevor es in einem KVHS-Kurs weitergeht. Speziell für Frauen ist dieses Verfahren hilfreich, denn häufig muss noch Alphabetisierungsarbeit geleistet werden. Zwei junge Migrantinnen helfen Kindern bei den Hausaufgaben; teilweise seien sie sehr ehrgeizig, einige würden sogar das Gymnasium besuchen. In der Wohnung gibt es Computerarbeitsplätze, die etwa für Hausaufgaben oder Bewerbungen genutzt werden können. Eine Küche für gemeinsames Kochen steht ebenfalls zur Verfügung. Zu den Angeboten, die Marion Dierkes für Frauen macht, zählt das wöchentliche Schwimmen in der Halle der Geschwister-Scholl-Schule, was gut angenommen werde. »Man muss die Menschen mitnehmen, auf sie eingehen und sie motivieren, Deutsch zu lernen«, stellt sie fest. Ein Wunsch wäre es, noch mehr Deutsch-Kurse anbieten zu können, auch für Männer. »Es wäre schön, wenn sie alle einmal aufrecht gehen und sich angenommen fühlen könnten, und Sprache ist wichtig dafür.« Aus dem Kreis der Bewohnerinnen gibt es die Anregung, eine Ernährungsberatung anzubieten. Darüber hinaus hat Marion Dierkes die Erfahrung gemacht, dass die jüngere Generation aufgeschlossener ist für viele Themen.

Im »Mobilo«, auf dem angrenzenden Spielplatz abgestellt, befinden sich Material und Spielgeräte. Gemeinsam mit einem Freiwilligen, einem »Bufdi«, macht die Projektleiterin Angebote für alle Bewohner: »Von null bis 60 oder 70 ist alles vertreten.« Die Außenanlage hat die EWG auf Wunsch der Bewohner mit Bänken gestaltet, die Garagen sind in Eigenleistung gestrichen worden, und es ist auch Platz für ein kleines Gemüsebeet.

Dass die Unterstützung von Sponsoren wichtig sei, machte Peter Traupe deutlich: »Unser Geld ist begrenzt.« Im Projekt sei viel Dynamik, und an einem sozialen Brennpunkt wie diesem müsste mehr geschehen. Er bedauere, dass die EWG nicht bereit sei, bei der Aufsattelung in Sachen Personal mitzuhelfen. Auch Traupe betonte, dass es gerade über die Kinder die Möglichkeit gebe, die Mütter beziehungsweise Familien zu erreichen. Wichtig sei es, wie etwa über den Schwimmkurs, Stück für Stück Integration voran zu bringen. Schließlich müsse man beim Thema Integration die Demografie im Auge behalten: Die Kinder, die während des Besuches unbeschwert auf dem Spielplatz tollten oder Bürgermeister Ulrich Minkner am Rand des Platzes in einer »Bürgersprechstunde« auf den Zahn fühlten, seien die Beschäftigten von morgen: Man tue deshalb gut daran, ihnen eine Chance für einen gelungenen Start zu geben. Ebenso wichtig sei es aber auch, immer wieder nach Geldquellen zu suchen. Ein Glücksfall, betonte Peter Traupe, seien in diesem Zusammenhang die Stiftungen im Landkreis. Darüber hinaus könne man nicht hoch genug anrechnen, was Marion Dierkes für das Projekt geleistet habe.ek