Interessanter Rundgang führte über Einbecks alte Wälle

Letzte Veranstaltung des SPD-Projektsommers / Alexander Kloss erläutert anschaulich die Geschichte der Einbecker Stadttürme

Zum Abschluss des SPD-Projektsommers führte Alexander Kloss rund 25 Interessierte auf einem Rundgang von der Stukenbrokvilla über die alten Wallanlagen bis zum Diekturm. Dabei berichtete er von der Geschichte Einbecks und den Wällen, die als Verteidigungslinie fungierten.

Einbeck. Die Führung begann am Bürgermeisterwall, dem einzigen Wall, der früher von Soldaten und nicht von der Handwerksgilde verteidigt wurde. Das Neue Rathaus war lange Zeit Hauptverwaltungssitz von August Stukenbrok, der in Einbeck den ersten Versandhandel Deutschlands gründete. Um nah an seinem Betrieb zu sein, kaufte er das Grundstück, auf dem die nach ihm benannte Stukenbrokvilla steht.

»August sein Geld rollt um die Welt«, beschreibt ein Sprichwort sein international tätiges Unternehmen. Kloss lenkte das Augenmerk der Teilnehmer nun auf den mit prunkvollen Ornamenten bestückten Gartenzaun des Anwesens, der sich einmal um den Stukenbrokpark zieht. Von außen sind Neidköpfe angebracht, die das Böse aussperren sollten, innen erfreute sich Stukenbrok an friedlichen, floralen Symbolen.

Auch das Denkmal zu Ehren Stukenbroks wurde besichtigt. Der riesige Garten sei eine »enorme Oase« gewesen, der Versandhändler habe sogar einen Teich und eine Grotte angelegt. Außerdem baute er einen Pavillon für seine Tochter, das einem Teehaus nachempfunden war.

Während der Führung erläuterte Paul Traupe  kurz das Konzept des »Gartens der Generationen« und der dort aufgestellten Trainingsgeräte, bevor das ehemalige Anwesen von August Stukenbrok in Richtung Knochenturm verlassen wurde. Dieser liegt unmittelbar hinter der Münsterkirche. Der frisch sanierte Turm gebe einen ersten Blick darauf, wie dick die Stadtmauern gewesen sind, erklärte Kloss. Seinen Namen erhielt der Knochenturm, als um 1890 die Stadtmauer bis auf den ehemaligen Pulverturm abgerissen wurde, um Platz für eine Straße zu schaffen. Da diese über den alten Friedhof der Kirche führte, lagerte man die gefundenen Knochen in dem Turm.

Interessantes gab Kloss auch über die Münsterkirche preis. Früher sei Einbeck ein Wallfahrtsort gewesen, da die Kirche einen Blutstropfen Jesu beherbergt habe. Außerdem stammten die Schleifspuren am unteren Teil des äußeren Mauerwerks nicht etwa von den Schwertern der Männer, die in den Krieg zogen, sondern hauptsächlich von Frauen, die den Staub abkratzten und ihn unters Essen mischen: als Schutz vor dem Bösen und als Heilsbringer. In der Hallenkirche sind Epitaphe der Familie Raven zu sehen, das Wertvollste sei jedoch das älteste datierte Chorgestühl Deutschlands aus dem Jahr 1288.

Weiter ging es zum Totenturm, der seinen Namen der Totmühle verdankt. Das Bauwerk lasse wieder einige Schlüsse auf die Stärke des Stadtwalls zu, so Kloss. Die Mauer, aus der die Türme noch ein gutes Stück herausragten, sei sechs bis neun Meter hoch gewesen. Von den einst 28 Türmen, die über die gesamte Stadtmauer verteilt waren, sind heute noch acht in mehr oder weniger gutem Zustand erhalten. Durch die Gasse Münstermauer gingen die Teilnehmer zum Tiedexer Tor. Dort berichtete Kloss über die verschiedenen Verteidigungslinien, die Einbeck im Mittelalter aufweisen konnte, und über die Stadttore.

Abschließend ging es über Bäcker- und Krähengrabenwall zum Diekturm, wo die letzte Überraschung der Führung wartete: Diejenigen, die »gut zu Fuß« waren, konnten den Turm von innen erklimmen: Über eine schmale Wendeltreppe ging es auf das Dach. Dort warteten bereits Bratwürste und Getränke auf die nach dem interessanten Stadtrundgang hungrigen Teilnehmer.

Alexander Kloss erhielt Beifall für die hervorragend vermittelten Informationen zur Stadtgeschichte. Der Vorsitzende der Kernstadt-SPD, Peter Traupe, bedankte sich bei allen Mitgliedern und Interessierten für die gute Beteiligung am Projektsommer. »Es waren viele neue, inte-ressante Termine, die uns allen Freude gemacht haben«, sagte er. Nun werde es aber langsam wieder Zeit, Politik zu machen.

tc