Interessierte »Vereinte Nationen von Dassel«
Bundestagsabgeordneter Dr. Wilhelm Priesmeier besucht Pasch-Kurs des Goethe-Instituts am Evangelischen Internat
Dassel. »Heute ist Dassel vielleicht der internationalste Ort in Niedersachsen.« Die »Vereinten Nationen von Dassel«,lobte Ulrike Hofmann- Steinmetz, Leiterin des Goethe-Instituts in Göttingen. Sie war zum Besuch des SPD-Bundestagsabgeordneten beim Pasch-Kurs nach Dassel gekommen. Gut 50 Jugendliche aus mehr als einem Dutzend Nationen sind gegenwärtig im Evangelischen Internat in Dassel zu Gast, um gemeinsam Deutsch zu lernen und an Projekten zu arbeiten.
Pasch steht für die Initiative »Schulen: Partner der Zukunft «. Sie vernetzt weltweit rund 1.500 Schulen, an denen Deutsch besonders hohen Stellenwert hat. Weiter ist Pasch eine Initiative des Auswärtigen Amtes in Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, dem Goethe- Institut, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und dem Pädagogischen Austauschdienst der Kultusministerkonferenz. Im Rahmen der Initiative veranstaltet das Goethe-Institut seit 2008 internationale Pasch-Jugendkurse für Schüler von Pasch-Schulen aus aller Welt. Ulrike Hofmann-Steinmetz lobte das »nette Örtchen « Dassel, die schöne Landschaft und das gute Internat, in dem die Jugendlichen untergebracht seien. Alle seien engagiert bei der Sache, die Stimmung sei gut: Das sei der richtige Ort, um Deutsch zu lernen, aber auch für Spaß, Sport und ein bisschen Party, sagte sie. Lyra Skusa, Pasch-Kursleiterin in Dassel, versicherte, dass sich alle hier sehr wohl fühlten und dass sie eine schöne Zeit hätten.
Zur »zweiten Begrüßung « nach dem Empfang im Dasseler Rathaus war Bürgermeister Gerhard Melching gekommen. Wenn er die zufriedenen Gesichter sehe, gehe er davon aus, dass die schon gewonnenen Eindrücke den Jugendlichen gefallen hätten. Er sehe sich schon fast als Stammgast bei Pasch, schmunzelte Dr. Wilhelm Priesmeier, für ihn sei es selbstverständlich, dabei zu sein. Er freue sich, dass sich die jungen Gäste mit Deutschland, der Sprache und der Kultur befassen wollten. Der Austausch zwischen jungen Menschen sei entscheidend für den Frieden in der Gesellschaft hier und weltweit. Das Goethe-Institut sei der Träger deutscher Kultur im Ausland, betonte Priesmeier. Die Zertifikate, die dabei erworben werden könnten, seien beispielsweise für ein Studium in Deutschland hilfreich. Im Bundeshaushalt habe man sich große Mühe gegeben, diesen Bereich gut auszustatten, und das Geld sei gut angelegt. Er habe kürzlich im Rahmen des PPP-Programms eine Praktikantin aus Armenien im Büro gehabt, und er habe einmal mehr gesehen, dass Jugendliche wichtig seien für die politische Entwicklung eines Landes. »Sie sind privilegiert, dass Sie hier sein dürfen«, wandte er sich an die Kursteilnehmer. Er gehe davon aus, dass sie mit entsprechender Verantwortung an ihren Aufenthalt herangegangen seien und das zuhause weitertragen würden.
Er sei nicht immer Politiker gewesen, sondern habe einen »ordentlichen« Beruf erlernt, berichtete Dr. Priesmeier: Tierarzt. Studiert, sagte er auf Nachfrage, habe er an der Tiermedizinischen Hochschule in Hannover. Politik sei für ihn Beruf und Übernahme einer Aufgabe für die Gesellschaft. Für seine Fraktion ist er Sprecher im Ausschuss für Landwirtschaft. Wichtig sei für ihn, dass auch Minderheiten und ihre Meinungen berücksichtigt würden. Manchmal erschienen die Debatten heftig, aber es seien notwendige Dialoge. Er erläuterte das Wahlsystem für den Bundestag und die Organisation des Parlaments: Der Bundestag sei ein Arbeitsparlament, wobei Entscheidungen in der Regel in Ausschüssen vorbereitet würden. »Unser parlamentarisches System hat sich ganz gut bewährt«, stellte er fest. Die Jugendlichen hatten ganz unterschiedliche Fragen: Es ging um Verbesserung bei der Tierhaltung in Deutschland, die Sicherung der Lebensmittelqualität und darum, welche Probleme am schwersten zu lösen seien. Man müsse sich auch der Situation in anderen Ländern stellen und die Welternährung im Blick haben, so der Abgeordnete – optimalerweise mit lokaler Wertschöpfung.
Die Jugendlichen wollten Privates über seine Familie und seine vier Kinder wissen, auf die er sehr stolz sei, über seine Freizeitbeschäftigungen – lesen und fliegen mit dem Ultraleicht-Flieger – und es interessierte sie, ob sich die Deutschen gesund ernährten. »In der Regel ja, ziemlich gesund, würde ich sagen«, so Priesmeiers diplomatische Antwort. Und auch eine ganz allgemeine Frage hatten die Jugendlichen: »Warum trinkt man hier soviel Bier?«, wollte jemand wissen. So viel, meinte Dr. Priesmeier, sei das gar nicht – und typisch deutsch sei das Biertrinken auch nicht, wenngleich man natürlich insbesondere die Produkte der heimischen Brauerei zu schätzen wisse. Pasch halte er für ein hervorragendes Programm. Wenn viele Jugendliche gemeinsame Zeit miteinander hätten und jeder seine eigene Kultur mitbringe, sei das gut, um Toleranz einzuüben und eine demokratische Lebensform zu stärken.
Wenn einer den anderen akzeptiere, könne jeder seinen Beitrag dazu leisten. Eine perfekte Gesellschaft zu schaffen, werde wohl nicht möglich sein - man müsse aber ein System anstreben, in dem Konflikte demokratisch gelöst würden. Abschließend überraschte Ulrike Hofmann- Steinmetz den Abgeordneten mit einigen Geschenken: Mit Regenschirm, Baseballkappe, Poster und Einkaufstüte wird er künftig für das Goethe-Institut und den Kulturaustausch werben können. Nach einem Lied der starken chinesischen Delegation stimmten alle Kursteilnehmer zusammen »Über sieben Brücken musst du geh’n« an – symbolisch an das Kursmotto »Wir bauen Brücken für die Zukunft« angelehnt.oh