Irische Musik mit viel Herz, Charme und Witz

Einbeck. Mit viel Humor und Charme und mit dem typischen rollenden »R«, aber auch mit ernstem Hintergrund gestaltete Paddy Schmidt das jüngste Konzert der Reihe »Alarmstufe Rot!« auf dem Einbecker Hallenplan. Irish beziehungsweise Celtic Folk stand auf dem Programm, und Paddy Schmidt war nun endlich da: Mit seiner Gruppe »Paddy goes to Holyhead« sollte er eigentlich bei der StadtpARTie im vergangenen Oktober auftreten, doch Corona machte einen Strich durch diese Rechnung. Jetzt hatte er ein pralles Line-up im Gepäck, zeigte musikalische Vielfalt und ein großes Herz: Denn die Spenden, die während des Konzerts in den »Hut« geworfen wurden, stiftete er für die Flutopfer in Euskirchen.

Nach der Begrüßung der Zuhörer auf dem Hallenplan durch Angelika Häse von der StadtpARTie legte Paddy Schmidt los, mit einem »Lied für Klopp«, wie er mit einem Augenzwinkern ankündigte: »Leaving of Liverpool«. Nach dem Stimmen der Gitarre – »Sie ist etwas verstimmt, aber daran hört ihr, dass das kein Playback ist« – nahm er die Zuhörer mit auf eine Reise über die Grüne Insel, mit »Red is the rose« Richtung Loch Lomond, in die »Dirty old town« sowie in die irische (Kultur-)Geschichte: Nicht James Joyce, dessen »Ulysses« er nie verstanden habe, sondern William Butler Yates habe den Nobelpreis für Literatur erhalten, und er erinnerte mit »Down by the Sally gardens« an ihn.

Mit seiner Band, scherzhaft als »Paddy goes to Hoppenstedt« betitelt, hoffe er bald wieder auf größere Auftritte, »all around the world«, mindestens von Einbeck bis Clausthal-Zellerfeld. Die »Tales of never ending days« schwärmten davon. Während Corona-Zeiten fühle man sich oft einsam, insbesondere gelte das für Künstler. Die Reihe »Alarmstufe Rot!«, die auf die Notsituation von Künstlern in der Pandemie aufmerksam mache, finde er sehr gut: »Unterstützt das weiter«, so seine Bitte an die Zuhörer. In einer solchen Lage komme schon mal der Wunsch auf, weit weg zu sein, »Far away«. Weit weg von ihrer Heimat landeten auch die Flüchtlinge der irischen Hungersnot von 1847. »The fields of athenry« sei zur inoffiziellen irischen Nationalhymne geworden – die Geschichte einer siebenjährigen Deportation nach einem Mundraub.

Die Verurteilten kamen nach Australien, und dessen inoffizielle australische Hymne, »Waltzing Matilda«, die er ebenfalls dabei hatte, sei ein Lied über Viehdiebstahl, schmunzelte er. »Here’s to the people, a long way they come«, hieß es weiter. Den 2020 gestorbenen Singer-Songwriter Kieran Halpan ehrte er  mit dessen »Nothing to show for it all«. Nach diesem bedächtigen Stück führte ein weiterer Ausflug in die Geschichte, in den amerikanischen Bürgerkrieg: Im 69. Regiment dienten viele Iren, und »Johnny went to the war« schildert eines ihrer Schicksale. Mit Gitarre und Mundharmonika kam es richtig in Fahrt. Unter anderem ein Lied über den Untergang der »Titanic«, »auch eine Katastrophe mit Wasser«, rundete den Vormittag ab, für das ein stetig wachsendes Publikum viel Applaus spendete.

Spontan spielte er schließlich ein irisches Hochzeitslied für eine Hochzeitsgesellschaft, die nach der Trauung auf dem Hallenplan feierte. Am kommenden Sonnabend geht es mit Melanie Mau und Martin Schnella weiter: Das vorletzte Konzert der Reihe beginnt um 11 Uhr.ek