Jäger fordern mit »Einbecker Erklärung« mehr Vielfalt in der Agrarlandschaft

Einstimmigkeit bei Landes-Mitgliederversammlung im BBS-Forum in Einbeck / Landwirtschaftsminister Lindemann und DJV-Vorsitzender Fischer sprechen zu aktuellen Themen

Die Vertreter von 59 der 66 Jägerschaften in Niedersachsen waren sich einig: Einstimmig haben sie eine »Einbecker Erklärung für mehr Vielfalt in der Agarlandschaft« beschlossen. »Da­mit sind wir schlüssig und glaubhaft unterwegs«, stellte der Präsident der Landes­jäger­schaft Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke, fest. Ebenso einig waren sie bei ihrer Delegier­tentagung am gestrigen Freitag in den Berufs­bildenden Schulen in Einbeck beim Verzicht auf die Rebhuhnbejagung. Grußworte sprachen unter anderem der Niedersächsische Landwirtschaftsminister Gerd Lindemann sowie der Präsident des Deutschen Jagdschutzverbandes, Hartwig Fischer.

Einbeck. Die Jägerschaft Einbeck war anlässlich ihres 90-jährigen Bestehens 2012 Gastgeberin des Landesjägertages im voll besetzten BBS-Forum; das Bläsercorps »Peter Paul Schroeder« feiert das 50-jährige Bestehen. Themen, die die Jäger aktuell stark beschäftigen, unter anderem bleifreie Munition, hatte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gerd Lindemann im Gepäck. Unter anderem ging er auf die Wald-Wild-Erklärung ein, nach der die Landesregierung flächendeckend angepasste Wildbestände anstrebe. Dazu habe man intensiv diskutiert und gemeinsam mit Betroffenen einen praxistauglichen Lösungsweg gefunden, der Wald und Wild zusammenbringe und dabei auch land- und forstwirtschaftliche Belange berücksichtige. Über die Frage, wieviel Natur- und Artensschutz benötigt werde, dürfe man sich nicht zerstreiten, warnte der Minister. Zum Thema bleifreie Munition werde es in diesem Jahr, anders als zuvor berichtet, noch keine Entscheidung geben. Dafür brauche man eine sachgerechte Grundlage, so Lindemann, und davon sei man noch weit entfernt. Derzeit liefen aufwendige Untersuchungen, und erst nach dem Vorliegen des Ergebnisses werde es eine Entscheidung geben. Ausdrücklich begrüßt hat der Minister die »Einbecker Erklärung für mehr Artenvielfalt«. Die darin gemachten Vorschläge werde sein Haus gern aufgreifen, wenngleich es bei einigen Punkten Gesprächsbedarf gebe. Die Jäger sollten sich ermuntert fühlen, selbst Maßnahmen vorzuschlagen.

Ein Flächenlandkreis wie der Landkreis Northeim biete ein hervorragendes Areal für Schutz, Hege, Pflege und Jagd, stellte Landrat Michael Wickmann fest. Allerdings müsse man sich auf der anderen Seite auch zukunftsfähig aufstellen. Die Jägerschaft, lobte er, unternehme große Anstrengungen für die Kulturlandschaft, und gemeinsam mit weiteren Partnern engagiere sie sich, Lebensräume zu gestalten. Die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft vor Ort sei gut, betonte er. Im Gegenzug für aktive ehrenamtliche Mitarbeit habe der Landkreis die Jagdsteuer gesenkt.

Den Rat, sich Einbeck etwas näher anzusehen, richtete Bürgermeister Ulrich Minkner an die Delegierten. Land- und Forstwirtschaft hätten im Stadtgebiet große Bedeutung, hob er hervor, und die Jägerschaft sei vor Ort eine starke Organisation.

Sie zähle fast 450 Mitglieder, erläuterte Vorsitzender Klaus Dörger, der der Versammlung das vielfältige Einzugsgebiet vorstellte: »Alle jagbaren Wildarten sind vorhanden«, betonte er. Daneben sprach er aber auch Probleme an. So führe beispielsweise ein Einstau im Naturschutzgebiet Leinepolder immer wieder zu gefährlichen Situationen für das Wild. Zum Doppeljubiläum 2012 seien zahlreiche öffentliche Auftritte geplant, kündigte er weiter an.

Seit knapp einem Jahr ist DJV-Präsident Hartwig Fischer im Amt, und er hat in dieser Zeit viele Jägerschaften persönlich kennengelernt. Wenn man sich mehr Diskussionen und Transparenz wünsche, müsse man neue Medien stärker nutzen, so sein Appell. Stärken müsse man die Gemeinsamkeiten mit Nutzerverbänden, und auch auf Trends wie Geocaching sollte man im direkten Gespräch mit Betroffenen eingehen. Weitere Themen, mit denen sich der Verband beschäftigen solle, seien die Erwartungen von Jungjägern; zu Wildunfällen müsse man weiter forschen und schließlich gehe es darum, die Kenntnisse der Jäger über Natur, Hege und Jagd stärker in der Bevölkerung zu verankern, finde doch die Jagd eine Zustimmung von 80 Prozent.

In seiner Rückschau ging Präsident Helmut Dammann-Tamke unter anderem auf die Wolfs-Vereinbarung ein, die durch viele Meldungen mit Leben gefüllt werde. Der Wolf genieße den höchstmöglichen Schutzstatus. Ein drastisches Vorgehen bei Verstößen sei ein Gebot der Glaubwürdigkeit. Der Präsident verwies weiter auf die partnerschaftliche Ebene, die bei der Lösung des Wald-Wild-Konflikts gefunden wurde. Hier sei eine konstruktive Zusammenarbeit wirksam. Jagdrecht, fuhr er fort, werde auch Thema für die Landtagswahl sein; dazu werde die Jägerschaft Wahlprüfsteine erstellen. Von den derzeitigen Überlegungen in Nordrhein-Westfalen, wo ein »ökologisches Jagdgesetz« die Jagdausübung stark einzuschränken drohe, könne ein Flächenbrand ausgehen, fürchtete er. Im Rückblick auf die letzten vier Jahre stellte er fest, im Präsidium sei stets auf Augenhöhe diskutiert worden, kollegial und respektvoll.

Abschließend wurden LJN-Verdienstnadeln beziehungsweise -Verdienstplaketten in Gold an Ulrich Graf von Hardenberg, Peine, Hubertus Knorr, Goslar, Jürgen Laue, Gifhorn, Jörn Model, Bremerhaven, Hans-Hennning Vahldiek, Wolfenbüttel, und Joachim Schickedanz, Landwirtschaftsministerium, verliehen.ek