Jeder Jugendliche soll ein eigenes erfülltes Leben führen

SPD-Kernstadt informierte sich über die Erwachsenenbildung / BvB hilft jungen Menschen, den passenden Beruf zu finden

Welche Ziele, Aufgaben und Möglichkeiten in der LEB stecken, der Ländlichen Erwachsenenbil-dung, lernten jetzt die Teilnehmer des Projektsommers kennen. Die Kernstadt-SPD hatte zum Kennenlernen des freien Schulträgers geladen. Zahlreiche interessierte Bürger waren gekommen, um sich über die Arbeit in der Altendorfer Straße zu informieren.

Einbeck. Viele Personen wüssten gar nicht, was die Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) leiste und dass es sie auch in Einbeck gebe, erklärte Dr. Anna-Barbara Göttsche, Leiterin der Einbecker Einrichtung. Die Mitglieder der Kernstadt-SPD, die im Rahmen ihres Projektsommers die Einrichtung besuchten, erhielten viele Informationen über den Schulträger, der sich primär an junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren richtet.

Da es Mitte des letzten Jahrhunderts vor allem im ländlichen Bereich einen Mangel an Bildungseinrichtungen gegeben habe, sei die LEB 1951 als gemeinnütziger Verein gegründet worden. Im Laufe der Jahre habe sich der Verein kontinuierlich entwickelt, und er sei 2006 als anerkannter Träger zertifiziert worden, so die Einrichtungsleiterin. Er kümmere sich primär um die Bildungsarbeit im ländlichen Raum und in sozialen Brennpunkten, um das kulturelle Leben in den Gemeinden zu fördern, benachteiligte Gruppen zu integrieren, berufliche Fort- und Weiterbildungen zu bieten und um den Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft zu bewerkstelligen.

Die Landeszentrale befindet sich in Hannover, der vier Regionen (Weser-Ems, Mitte, Nord und Süd) mit 13 hauptberuflich besetzten Beratungsbüros untergegliedert sind. Das Bildungszentrum Einbeck mit seinem Zweitstandort in Bad Gandersheim zählt zum Bereich Süd und damit zum Beratungsbüro Göttingen, wie auch Oste-rode, Northeim, Göttingen und Duderstadt.

In die Planungen, Durchführungen und Auswertungen der Bildungsveranstaltungen würden Vereine und Gruppen einbezogen, betonte die Zentrumsleiterin, so dass viele Menschen vor Ort direkt an der Gestaltung von Angeboten mitwirkten. Während es früher nur Arbeitsgemeinschaften gegeben habe, liege jetzt der Schwerpunkt auf Projekten, Maßnahmen und Kursen, um jungen Menschen bei der Berufsorientierung zu helfen, ihre berufliche Integration voranzutreiben und Arbeitslose wieder passend zu vermitteln.

Eine Möglichkeit, die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB), stellte Hauke Meyer vor. Der Sozialpädagoge scherzte, dass kaum einem dieses Kürzel, außer durch den Fußball, bekannt sei, was schade sei, da diese Schulung intensiv helfe, Jugendliche zu betreuen und ihnen Anstöße zu geben, »was Sinnvolles zu tun und ein eigenes Leben zu führen«. Je mehr junge Menschen vermittelt würden beziehungsweise den Einstieg in die Arbeitswelt schafften, um so besser sei auch die Situation in der Region, also auch in Einbeck.Die BvB, die für junge Menschen geeignet ist, wird von der Bundesagentur für Arbeit gefördert. Die Berufsberater sprechen mit Kandidaten, die keine Arbeitsstelle haben oder ohne Schulplatz sind, über die Teilnahme und weisen diese dann der LEB zu. Zwar erhalten die jungen Menschen während der zehnmonatigen Maßnahme eine Berufsausbildungsbeihilfe (BAB), diese sei aber keine »Gage nur zum Abhängen«, betonte der Sozialpädagoge, denn die Teilnehmer würden in der Schulung gefordert, um später erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt zu sein. Die Schüler der BvB setzen sich aus unterschiedlichen Teilnehmern mit verschiedenen Vorkenntnissen und Bildungsabschlüssen – von Schulabbrechern bis zu Studenten – zusammen. Jeder Einzelne werde individuell von den Mitarbeitern gefördert, um die Ziele der Einrichtung zu erreichen: die Aufnahme einer Arbeit, eine passende Ausbildung oder vergleichbare Möglichkeiten, wie den Erwerb des Hauptschulabschlusses. Neben Lehrkräften, Anleitern und Honorarkräften, die vor allem den Unterricht leiten, begleiten die jungen Menschen während der gesamten Zeit auch Sozialpädagogen, die Probleme beheben oder Themen wie soziale Kompetenz, Empathie, Höflichkeitsformen, sichere Kommunikation, Verantwortungsbe-wusstsein oder situtationsbedingtes Auftreten vermitteln. Auch könnte es sein, dass Schüler während eines Schultages zu einem Vorstellungsgespräch gerufen würden, erklärte Meyer, so dass er von den jungen Menschen fordere, zum Unterricht angemessen zu erscheinen, nicht im Trainingsanzug, denn »man hat nie eine zweite Chance, den ersten Eindruck zu ändern«. Weiter sind in der LEB Bildungsbegleiter engagiert, die den Schülern helfen. Ihre Aufgabe umfasst die Akquise von Praktika, die Praktikumsbesuche sowie die Realisierung, das Ausfüllen und der Umgang mit Arbeitsverträgen.Jede BvB beginnt mit einer zweiwöchigen Eignungsanalyse, bei der die Stärken und Schwächen jedes Kandidaten untersucht werden, um den passenden Beruf zu finden. In den Bereichen Metall, Farben und Raum sowie Wirtschaft und Verwaltung kommt es zu Schulungen und Tests durch erfahrene Handwerksmeister und Experten, die die individuellen Talente der Teilnehmer herausfinden.

Ein fester Bestandteil der BvB sind die Praktika, die meist vier Wochen dauern. Die jungen Menschen sind während der Zeit meist vier Tage im Betrieb und einen in der Schule, auch müssen sie einen qualitativen Praktikumsbericht anfertigen. Liegen keine Praktika an, werden die Schüler in Kleingruppen bei der LEB gefördert.

Meyer erklärte, dass im vergangenen Jahr 45 Teilnehmer in der Maßnahme waren, von denen nur sechs den Kurs abbrachen, unter anderem auch wegen eines Arbeitsplatzes. Er ist froh, dass die Bildungseinrichtung konstant 80 Prozent eine zukunftsorientierte Perspektive geben könne, doch müssten die BvB-Absolventen sich auch dafür selber engagieren sowie Leistung und Interesse zeigen, um ihr Leben selbstbestimmt meistern zu können.39 Stunden sind die Teilnehmer pro Woche in der Schule, und sie werden in EDV, Selbstmanagement – es wird versucht, dem »Geist ein eigenes Leben einzuhauchen« –, Gewerbetätigkeiten und Sozialpädagogik geschult. Weiter thematisiert wird die Allgemeinbildung, die nicht nur Geschichte und Politik umfasst, sondern auch, wie Lehre und Ausbildung vor 50 Jahren ausgesehen haben.

Die LEB sehe sich nicht als Konkurrenz zur BBS an, sie arbeiten hingegen mit ihr gut zusammen, so Meyer. Durch gute Kontakte zu Firmen, Betrieben und Schulträgern könnten Stellen oder Praktikumsplätze frühzeitig und gezielt besetzt werden, bevor die Stellen in die Medien kämen, da sie dann schon meist belegt seien. Weiter lobte er, dass die Jugendlichen besser als ihr Ruf seien, da viele sich bei der LEB gezielt einsetzten, um ihr Leben in die richtigen Bahnen zu lenken. Ihm sei ein Schüler lieber, der konstant drei Minuten zu spät komme und sich dafür aber ständig engagiere, als einer, der sich wie eine Diva aufführe, oder ein anderer, der erst gar nicht zum Schulträger komme. Abschließend betonte er, dass die Maßnahme für Jugendliche ein sehr guter Startpunkt mit vielen Hilfestellungen und Ansätzen sei, wenn sie die »Möhre vor der Nase« ergreifen.

Nach einer anregenden Diskussion, bei der Meyer und Göttsche viele Fragen beantworten konnten und weitere Informationen gaben, bedankte sich René Kopka, SPD-Kernstadt-Vorsitzender, für den interessanten Besuch, der die Bedeutung der Erwachsenenbildung weitergegeben habe. Zum Schluss wies er auf den letzten Termin des SPD-Projektsommers hin, der am kommenden Dienstag, 28. August, bei der Feuerwehr stattfinden wird.mru