»Jedes Thema der Tagespolitik ist euer Thema«

SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus im Unterbezirk feiert 20-jähriges Bestehen | Vielfältiges Engagement gelobt

Dank und Anerkennung: Für Mitgliedschaft in der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus wurden langjährige Mitglieder geehrt. Bei der Feierstunde im Ein­becker Rathaus gratulierten unter anderem ­Ministerin Frauke Heiligenstadt, der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier, Landrat ­Michael Wickmann, der 60plus-Ehren-Bundesvorsitzende Otto Graeber und der 60plus-Bezirksvorsitzende Klaus Kaiser sowie der SPD-Unterbezirksvorsitzende Uwe Schwarz.

Einbeck. Die Arbeitsgemeinschaft SPD 60plus ist ein Aktivposten, auf den die Partei im Unterbezirk zählen kann – immerhin schon seit 20 Jahren. Die Jubiläumsfeier hat jetzt in der Einbecker Rathaushalle stattgefunden. Im Mittelpunkt stand der Dank an alle Aktiven, die die Arbeitsgemeinschaft bisher mitgetragen haben und dies weiter tun.

20 Jahren seien nicht sehr lang, wenn man sie hinter sich habe, stellte die Vorsitzende Frieda Riegel fest. Der Unterbezirk Einbeck-Northeim sei stolz darauf, dass hier die erste Arbeitsgemeinschaft im Bezirk Hannover gegründet wurde. Die Seniorenarbeit sei allerdings älter als 60plus, erinnerte der Ortsvereinsvorsitzende Marcus Seidel. Es sei dabei gut und richtig gewesen, den Status einer Arbeitsgemeinschaft zu wählen. Die Mitglieder seien hochgradig aktiv und damals wie heute wertvoll für die Partei. »Mischt euch weiter ein«, so sein Appell. Über die Zeit sei 60plus die aktivste Arbeitsgemeinschaft in der Partei, stellte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt fest. Sie selbst habe von dieser Seite Unterstützung im Wahlkampf erfahren, das sei sehr wohltuend gewesen. »Frieda ist die personifizierte 60plus«, sagte sie mit Blick auf die langjährige Vorsitzende, aber auch Otto Graeber, Paul Traupe und Gerhard Sue gehörten dazu. Immer wieder würden interessante Themen aufgegriffen. Dass viele von ihnen sogar mit 80plus noch so aktiv seien, könne man gar nicht genug wertschätzen.

Die SPD, genau 150 Jahre alt, sei mit Abstand die älteste und beständigste deutsche Partei, keine habe die Politik stärker geprägt, betonte der SPD-Unterbezirksvorsitzende Uwe Schwarz in seiner Würdigung. Angesichts dieses Gesamtalters seien die 20 Jahren von 60plus ein »pubertäres Alter«. Vor 20 Jahren sei er mit 36 Jahren selbst gerade Unterbezirksvorsitzender geworden, heute sei er in der 60plus-Warteschleife. 1991 habe die SPD im Rahmen ihrer Parteireform beschlossen, eine eigene Organisation für Ältere zu erproben. Zwei Jahre später, am 16. Oktober 1993, wurde im Unterbezirk eine eigene Interessenvertretung innerhalb der Partei gegründet, sogar noch vor dem offiziellen Start auf Bundesebene. Ein Bezirksverband wurde knapp ein Jahr später auf der Taufe gehoben. 60plus habe bewiesen, dass es kein Kaffeekränzchen sei, sondern sich tatkräftig einmische. Der Bezirksvorsitzende Otto Graeber wurde 1999 zum Bundesvorsitzenden gewählt, inzwischen ist er Ehren-Bundesvorsitzender. Im Unterbezirk sei die 60plus-Idee maßgeblich entstanden und mitgeprägt. Sie sei wichtig für die Gesamtpartei.

60plus setzte sich für alle Altersgruppen ein. Aktionstage wurden beispielsweise zu Müll, ÖPNV, Sozial-, und Friedenpolitik, zum Euro, gegen Rechtsextremismus, zu Armut oder Bildungsfragen durchgeführt: »Jedes Thema aus der Tagespolitik ist euer Thema«, stellte er fest. Schön sei die generationenübergreifende Arbeit mit den Jusos: Neue Ideen würden mit einem reichen Erfahrungsschatz kombiniert. Das Durchschnittsalter in der SPD liege inzwischen im Unterbezirk und bundesweit bei 59 Jahren – man müsse deshalb um Nachwuchs werben. Dabei müsse man deutlich machen, dass Kommunikationswege wie das Internet ein persönliches Gespräch nicht ersetzen könnten. Es lohne sich, sich für eine stabile Demokratie einzusetzen, das müsse man jungen Menschen deutlich machen. Freiheit und Frieden kämen nicht von allein. Kein Thema der vergangenen Jahre sei wirklich erledigt. Das gelte für soziale Sicherungssysteme, Pflege, Mobilität, Altersarmut, prekäre Beschäftigungsverhältnisse oder Vereinsamung älterer Menschen. Es sei gut, dass 60plus nicht nur politisch tätig sei, sondern mit Hanneliese Traupe auch »fast die ganze Welt« bereist habe. Das sei gut für den Zusammenhalt. Bei vielen Wahlen sei auf 60plus Verlass gewesen, bei Wind und Wetter. Es gehe ihnen nicht um Amt oder Mandat, sondern um die Umsetzung der Ideale der Sozialdemokratie.

Viele Mitglieder seien aus Verehrung für Willy Brandt oder Helmut Schmidt in die SPD eingetreten, sie hätten Erfolge in Bund und Land erlebt, aber auch dramatische Niederlagen. Sie seien dabei geblieben, wenn der Sturm von vorn kam, hätten sich nicht verbiegen lassen, sondern seien für die Sache eingestanden. Eine Krise sei für viele Mitglieder die Agenda 2010 gewesen, fuhr Schwarz fort, sie sei katastrophal kommuniziert und umgesetzt worden, und Korrekturen würden kaum wahrgenommen. Daran müsse die Partei noch massiv arbeiten. Dass Stammwähler durch nichts zu erschüttern seien, sei ein nachhaltiger Trugschluss. Bei der Bundestagswahl habe die SPD bei ihren Kernwählern die Glaubwürdigkeit noch nicht vollständig wiederherstellen können. Angela Merkel habe die Bundestagswahl klar gewonnen, wenngleich die SPD ihr Ergebnis mit »Luft nach oben« verbessert habe. Wenn es um Regierungsbildung gehe, müsse das nicht zwangsläufig auf die Große Koalition hinauslaufen, warnte Schwarz. Vielmehr müsse die SPD sehen, ob sie ihre Kernforderungen wiederfinde. Einen neuen Glaubwürdigkeitsverlust dürfe sie nicht erleiden.

Im Namen des Unterbezirks dankte Schwarz der Arbeitsgemeinschaft für den unermüdlichen Einsatz, auf dem man auch weiter hoffe. Frieda Riegel stehe seit 20 Jahren an der Spitze der Arbeitsgemeinschaft, seit 2000 auch als stellvertretende Bezirksvorsitzende. Als ausgebildete Fußballschiedsrichterin könne sie sich durchsetzen und gelbe Karten verteilen, aber sie habe noch niemandem vom Platz gestellt. Seit 20 Jahren sei sie Motor und Ideengeberin der Arbeitsgemeinschaft, habe viel Freizeit und Kraft geopfert. Mit Saft von Herstellern aus dem Landkreis und heiterer Lektüre gratulierte Schwarz zum Jubiläum.

Frieda Riegel versprach, im Sinne der Partei weiterzuarbeiten, »und der Saft wird in der nächsten Vorstandssitzung geköpft.«

Dank für die geleistete Arbeit sprach Otto Graeber zahlreichen Jubilaren aus: Herbert Dürr, Karl Briola, Theresia Wenke, Brigitte Gerke, Bruno Rohrig, Wilhelm Müller, Ernst Nüsse, Hans-Werner Kappei, Dieter Lorenz, Helmut Assmann sowie Frieda Riegel – »Bleib’ so, wie du bist« – wurden mit der Willy-Brandt-Gedenkmünze geehrt.ek