Jugendliche erleben in Einbeck gemeinsam ein Stück Europa

Eurocamp mit rund 140 Teilnehmern aus sechs Städten / Umfangreiches Programm / Respekt und Toleranz wesentliche Elemente

Vermutlich sind sie etwas erschöpft, ganz sicher aber voller neuer Eindrücke: Wenn die Jugendlichen, die seit Freitag am Eurocamp in Einbeck teilgenommen haben, am heutigen Vormittag abreisen, dann haben sie ein langes Wochenende mit alten und neuen Freunden hinter sich. Verständigung? Da gab es kaum Probleme für die Teilnehmer aus Artern, Mazingarbe, Paczkow, Thiais, Topolcany und Einbeck, und so lief das umfangreiche Programm, in dem die Beschäftigung mit anderen Kulturen sowie mit Respekt und Toleranz im Mittelpunkt stand, reibungslos ab.

Einbeck. »Liebe Freunde«: In der Jugendkirche »marie« hieß Bürgermeister Ulrich Minkner die jungen Teilnehmer, die Begleiter der Gruppen sowie die offiziellen Delegationen willkommen. Mit vielen Jugendlichen wolle man in Einbeck ein Stück Europa erleben. Teilnehmer waren etwa 140 Jugendliche aus Einbeck, aus Einbecks Partnerstadt Artern in Thüringen sowie aus deren Partnerstädten Mazingarbe in Frankreich und Topolcany in der Slowakai, zudem aus Einbecks Partnerstädten Thiais in Frankreich. und Paczkows in Polen. Die Eurocamps werden jährlich wechselnd in den beteiligten Orten organisiert. Er hoffe, so Minkner, dass für alle ein schönes Programm zusammengestellt wurde und dass es drei interessante Tage in Einbeck würden. Da die meisten Gäste zudem noch nicht in Einbeck gewesen seien, hoffe er, dass ihnen die Stadt gefalle.

Das gemeinsame Jugendcamp-Projekt gebe es seit 16 Jahren, erinnerte der Bürgermeister von Topolcany, Peter Balaz, der mit dem Abgeordneten Dr. Lukac angereist war. Er freue sich auf das jährliche Treffen, egal, wo es stattfinde, vermittele es doch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den offiziellen Begleitern. Neue Freundschaften könnten entstehen, und wunderschöne Erinnerungen würden bleiben, sagte er, verbunden mit einem Dank an die Einbecker für die Ausrichtung des Treffens.

Von Jahr zu Jahr wandele sich durch das Eurocamp Bekanntschaft in Freundschaft, betonte der Bürgermeister von Mazingarbe, Dr. Bernard Urbaniak, der von Stellvertreter Alain Courault begleitet wurde. Das stärke die Partnerschaft. Auch wenn es in Europa zurzeit viele Probleme gebe, so sei es gerade die Aufgabe der Jugend, ein neues Europa zu bauen. Das Eurocamp sei dabei ganz wichtig, es müsse fortgesetzt werden.

Eine Meile solle man reisen, um einen Kranken zu besuchen, zwei, um Frieden zu stiften und drei, um einen Freund zu sehen, ein Sprichwort zitierte der stellvertretende Bürgermeister von Artern, Thomas Meißner, in seinem Grußwort. Mit ihm waren Stadtrat Ulrich Jursch und Stadträtin Bettina Beckel nach Einbeck gekommen. Um Freunde zu finden, lohne es sich, weite Wege in Kauf zu nehmen, und mit den Partnern habe man gute Freunde gefunden. Ein vereintes Europa mit offenen Grenzen sei Wirklichkeit geworden, und vor diesem Hintergrund sei die Tradition des Eurocamps sehr schön, zumal sie erweitert wurde.

»Wir haben das Beste mitgebracht, was wir haben, unsere Jugend«, so der Bürgermeister von Paczkow, Bogdan, Wyczalkowski, zu dessen Delegation auch Piotr Stachura gehörte. Die Jugendlichen seien diejenigen, die in 20 Jahren Entscheidungen träfen, die alle betreffen würden. Er habe, fuhr er fort, einen Traum; dass sich in 15 bis 20 Jahren der polnische Ministerpräsident und der deutsche Bundeskanzler oder die Kanzlerin ohne Dolmetscher treffen könnten. Und ein zweiter Traum sei, dass es zwei Personen seien, die sich einmal im Eurocamp kennengelernt hätten.

Zur offiziellen Gruppe gehörte auch Thiais, das vom Ratsherrn Olivier Bompard vertreten wurde. In der Jugendkirche »marie«, mit Bühne, Bestuhlung und Beleuchtung eine ungewöhnliche Art der Kirche, erlebten die Eurocamp-Teilnehmer das Tanzprojekt »Im Gegensatz zur Welt«, das sie mit begeistertem Beifall bedachten. Himmel und Hölle, Frauen und Männer, Liebe und Hass, schwarz-weiß und bunt, Tod und Leben, Krieg und Frieden, Herz und Verstand – auf eindrucksvolle Art und Weise, die ein Verstehen auch ohne Worte möglich machte, zeigten die 25 jungen Mitwirkenden noch einmal ihre Show.

Im Anschluss war auf dem Gelände der Geschwister-Scholl-Schule, wo die Teilnehmer das Wochenende über untergebracht waren, Gelegenheit, sich bei einer Hawaii-Party kennenzulernen. Bei Spielen, die sich vorrangig um das Thema Europa drehten, konnten die Gruppen am Sonnabendvormittag unterschiedliche Fähigkeiten unter Beweis stellen. Sieger wurde dabei das Team aus Topolcany. Am Nachmittag ging es in den Hochseilgarten nach Northeim, wo einige Aufgaben auf die gemischten Teams warteten - nur zu lösen, wenn alle Hand in Hand zusammenarbeiteten.

Zahlreiche Auftritte sowohl aus Einbeck als auch aus den Gaststädten wurden geboten bei der »Open Stage« am Abend am Haus der Jugend. Gutes Wetter, fröhliche Stimmung und Musik und Tanz, die gut ankam – auch hier klappte die Verständigung auf Anhieb.

Unterschiedliche Schwerpunkte setzte der Sonntag mit Workshops aus dem Sport- und Kreativbereich. Ein Clowns-Kurs, Trommeln, Tai-Chi und Qui-Gong, Ballspiele beziehungsweise neue Trendsportarten, Jazzdance, ein Video-Workshop, für den Interviews über die Eindrücke des Wochenendes geführt wurden – auch hier war für jeden etwas zum Kennenlernen dabei, stets mit Blick auf die Ziele des Eurocamps, gegenseitigen Respekt und Toleranz zu fördern.

Den Abschlussabend verbrachten Jugendliche, Begleiter und Offizielle gemeinsam ungezwungen beim Grillen, beim letzten Gedankenaustausch – und vermutlich mit Vorfreude auf das nächste Eurocamp.ek