Kernsstadtausschuss

Kaiser-Friedrich-Turm hat eine besondere Aussicht

Großer Sanierungsbedarf beim Einbecker Aussichtsturm | Kulturmarginale vom »PS.Speicher« bis zum Möncheplatz

Einbeck. Mit einer Spende von 500 Mark bereitete ein jüdischer Bürger den Grundstock für den Turm, der nordöstlich im Wald auf einer etwa 275 Meter hohe Stelle zwischen »Stadtgrund« und »Domeiers Ruh« 1900 fertiggestellt wurde, auch durch die finanzielle Unterstützung von Konsul Georg Berkenbusch. Über mehrere Jahrzehnte fungierte er als Naherholungs-, Kultur- und Aussichtspunkt für viele Bürger und Besucher, jedoch musste er vor rund drei Jahren wegen baulicher Mängel geschlossen werden.

Bei einer Ortsbegehung des Kernstadtausschusses, angeregt von Joachim Dörge, CDU, erklärte Gerald Strohmeier, Baudirektor der Stadt Einbeck, dass der Zugang wegen diverser Schäden momentan nicht möglich sei. Nicht nur die Balustrade an der Spitze des Turmes drohe immer weiter abzubrechen, sondern auch die Stahlträger mit preußischer Kappe, also die mit Beton ausgefüllten Widerlager, weisen Korrosionen und Schäden auf. Zusätzlich gebe es Reparaturbedarf bei den Außen- und Innentreppen sowie auch teilweise an der Fassade. Nach Augenschein und äußerer Betrachtung schätzte er den Sanierungsaufwand auf 125.000 Euro. Um die Beeinträchtigung der Fassade und des baulichen Zustandes sowie die Schäden durch das Eindringen der Feuchtigkeit bei Wind und Wetter zu erfahren, müsste eine Schadenskartierung erfolgen, die dann auch als Grundlage für die konkrete Kostenschätzung genommen werden kann, inklusive der wegen der Höhe notwendigen Baustellensicherung für die Arbeiter. Während der Sanierung müssten bei den Rotbuchen und Eschen im Erholungswald um den Turm herum Sichtachsen geschaffen werden, um wieder den außergewöhnlichen Blick über das Leinetal genießen zu können.

Ausschussmitglied Dörge lobte die Auseinandersetzung mit dem Turm, der erhalten werden sollte.  Ähnlich sah es Armin Hinkelmann, GfE. Wenn es die Möglichkeit der Instandsetzung gebe, müsste sie durchgeführt werden, aber mit Einbeziehung der Bürger und der Pächter des Waldes. Gegen den Erhalt nur aus nostalgischen Gründen waren Dr. Wolfgang Auer, SPD, und Walter Schmalzried, CDU, vor allem auch wegen der Haushaltslage und der Einschränkungen durch den Zukunftsvertrag. Der Aufwand müsste im richtigen Verhältnis zur Nachfrage stehen, so Schmalzried, da sich Interessen geändert hätten und viele junge Menschen, wenn sie sich für Landschaften interessierten, diese mit Google Earth erkundeten, statt sie real zu besuchen. Auer war sicher, dass ein Nutzungskonzept helfen könnte, auch mit Einbeziehung eines »Teichen«-Wirtes, wieder das Interesse für den Turm zu wecken. Zusätzliche Mög- lichkeiten seien, so René Kopka, SPD, Angebote wie »Musik am Turm« anzubieten oder einen automatischen Schließmechanismus wie bei der Greener Burg zu installieren, so dass die Begehung nur während des Tages möglich sei.

Als Naherholungsziel habe der Turm ein besonderes Ambiente und könne ohne große Steigungen leicht auch von der Hube oder von der Greener Burg erreicht werden, erklärte Bernd Huwald, CDU. Lange sei auch die Burg in Greene im »Dornröschenschlaf« gewesen, jetzt aber ein attraktives Ziel, so dass dies mit dem Aussichtsturm auch gelingen könnte.

Die Mitglieder des Ausschusses einigten sich darauf, dass zuerst ein Aufruf an die Bevölkerung erfolgen soll, ob die Bürger Interesse an der Sanierung des Kaiser-Friedrich-Turmes haben, aber auch an der ideellen und finanziellen Unterstützung des Projektes. Ansprechpartner für dieses bürgerschaftliche Engagement ist Joachim Dörge. Hat sich eine Initative oder Gruppe gefunden, erhält sie Unterstützung von der Stadt in Bezug auf Planungsrahmen, Kostenermittlung und Sanierungsbedarf. Als weiterer Schritt soll möglichst ein gemeinnütziger Verein gegründet werden, der auch Zuschüsse  zur Instandsetzung und Erhaltung beantragen kann. Anschließend sei geplant, mit Einbeziehung unter anderem von »Einbeck Marketing« ein Nutzungskonzept zu erstellen, das Touristen, aber auch Einbecker wieder öfter zu ihrem Aussichtsturm zieht. Der Kernstadtausschuss ist an der Meinung der Bevölkerung interessiert, weshalb er an die Bürger appelliert, sich bei Joachim Dörge zu melden.

Da Einbeck seit dem 1. Januar ein größeres Stadtgebiet habe, so Strohmeier, sei es auch notwendig gewesen, die Prioritätenliste für den Ausbau der Straßen zu modifizieren. Einige Projekte wie der Ausbau der L456 in Vardeilsen oder der B64 in Wenzen werden gerade im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) und der Straßenausbaubeiträge durchgeführt, andere sind vor dem Abschluss wie der Kreisel im »Poser-Park« und der Ausbau der Hullerser Landstraße Richtung Hansestraße, oder stehen an vorderer Stelle wie die Lindenstraße in Greene und die K628 in Naensen. Die Mitglieder des Kernstadtausschusses begrüßten die gute Klassifizierung des Ausbaus der Tiedexer Straße inklusive Pastorenstraße und Einmündung Langer Wall, wollten aber auch für die Schrammstraße eine Überprüfung der Positionierung, vor allem in Hinblick auf die Eröffnung des »PS.Speichers« als Besuchermagnet und der entstehenden Kulturmagistrale (zusammenhängende touristische Punkte) bis hin zum Möncheplatz. In dem Sinne schlug Walter Schmalzried, CDU, vor, die Brücke am Tiedexer Tor für Fußgänger beim Eulenfest vom 11. bis 13. Oktober zu öffnen, um auch die zahlreichen Parkflächen bei der BBS und am Tummelplatz schnell zu erreichen, was von der Verwaltung auf Durchführbarkeit geprüft wird. Weiter wünschte sich Huwald eine Auflistung über die 84 Brücken des Stadtgebiets sowie Gewichtung der Straßen der Kernstadt.

Mit dem Ergebnis der Geschwindigkeitsüberprüfung auf dem oberen Teil des Negenborner Weges war der Kernstadtausschuss nicht zufrieden: 35 Autos wurden nur gemessen, von denen acht eine Geschwindigkeitsüberschreitung in der Tempo-30-Zone aufwiesen. Erweitert um den unteren Teil des Negenborner Weges, auf dem die innerstädtische Maximalgeschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde gilt, soll es eine erneute Überprüfung mit detaillierter Auswertung geben.

Weitere Themen der Sitzung waren der Zustand des Stukenbrok-Parks samt des Denkmals sowie die veralteten Stadtpläne in Aushängen, Flyern (»Parkzeit geschenkt«), im Internet oder bei Navigationsgeräten; sie haben noch die alten Straßennamen oder beinhalten teilweise falsche Informationen.mru