Kaminabend zu einer bemerkenswerten Familie

Zu einem Kaminabend, bei dem die Familie Mendelssohn im Mittelpunkt stand, hatte der Förderverein Alte Synagoge jetzt eingeladen. Dr. Rainer Kersten aus Dassel (links) berichtete über Moses Mendelssohn, einen der führenden Philosophen des 18. Jahrhunderts, über den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, und über Fanny Hensel, geborene Mendelssohn, ebenfalls musikalisch tätig. Der Vorsitzende des Fördervereins, Frank Bertram, konnte zahlreiche Interessierte am Kamin in der Halle der Mendelssohn-Musikschule begrüßen.

Einbeck. Dr. Kersten spannte einen Bogen von der Aufklärung bis in die Neuzeit. Die Aufklärung setzte nach der Kirchenspaltung und dem Dreißigjährigen Krieg ein, sie wirkte sich aus in Staat, Kirche und Gesellschaft. Moses Mendelssohn (1729 bis 1786) gilt als Wegbereiter der jüdischen Aufklärung. Wahrheit und Schönheit waren ihm wichtig, Gutes zu wollen und Bestes zu tun. Nach heutigen Maßstäben sei er ein »Gutmensch« gewesen, so Dr. Kersten. Bereits als Kind begann er mit Talmud-Studien.

Seinem Lehrer David Fränkel, der sein Interesse an Philosophie geweckt hatte, folgte er nach Berlin, als er dort Oberrabbiner wurde. Mendelssohn führte zunächst ein Leben in Elend, Hunger und Armut, aber er eignete sich philosophisches Wissen an: Mit einem Wörterbuch erschloss er sich die Literatur. Eine Universität hat er nie besucht, alles hat er sich durch Anstrengung und eigenen Fleiß erworben. Er wurde Hauslehrer bei einem Seidenhändler, schließlich sein Teilhaber und dann selbst Händler. So schuf er sich eine gute wirtschaftliche Grundlage. Ab 1755 veröffentlichte er erste Schriften zur Aufklärung. Seine Veröffentlichungen brachten ihm die Wertschätzung der Berliner Akademie der Wissenschaften ein – noch vor Kant. In den Salons, die seinerzeit in Mode kamen, tat er sich allerdings schwer, denn er stotterte, und er hatte eine Verkrümmung des Rückens.

Er genoss aber hohe Anerkennung, etwa bei Lessing, der sich Mendelssohn zum Vorbild für sein Schauspiel »Nathan der Weise« nahm. Das Prinzip der Menschenliebe und der echten Toleranz wurde so zum Thema. Der Pianist, Komponist, Dirigent und Organist Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) war der Sohn von Moses’ Sohn Abraham und somit ein Enkel des Philosophen. Er wurde, wie auch seine Geschwister, christlich erzogen. Der begabte Pianist hatte mit neun Jahren seinen ersten öffentlichen Auftritt, und schon als 15-Jähriger war er ein Meister seines Fachs, ein reifer Künstler. Carl-Friedrich Zelter von der Singakademie Berlin führte Felix und seine Schwester Fanny an Bach heran. Als Jugendlicher lernte er Goethe, von Weber und Spohr kennen. Er hat einige hundert musikalische Werke geschaffen, gilt als Mitbegründer der historischen Musikpflege und gründete das erste Konservatorium in Deutschland.

Felix’ Schwester Fanny (1805 bis 1847) war ebenfalls musikalisch hochbegabt. Sie komponierte und spielte hervorragend Klavier, allerdings ist sie nicht öffentlich schöpferisch in Erscheinung getreten. Ihr Ehemann war der Hofmaler Wilhelm Hensel. Zu Felix hatte sie stets eine enge Beziehung, geprägt von Lob und Kritik – ein Echo auf seine Werke. Immer wieder bettete der Referent die Persönlichkeiten in größere Zusammenhänge ein, machte einen Schwenk ins Heilige Römische Reich Deutscher Nation ebenso wie in die Weimarer Republik. Und zum Abschluss des Abends, der mit viel Beifall bedacht wurde, gab es Musik – natürlich von Felix Mendelssohn Bartholdy.ek