»Katzen«- und Fahrbahnreste am Tiedexer Tor

Archäologe Dr. Stefan Teuber: Baubegleitende Untersuchungen haben Interessantes erbracht | Im Zeitplan

Einbeck. Beim Abbau der alten Brücke wurden verschiedene Pflasterungen entdeckt, bis auf einer Tiefe von 2,40 Metern Reste von Reisiglagen mit Fahrspuren gefunden wurden. Der Archäologe geht davon aus, dass es auf der Brücke und deren Vorgängerbauten über das Krumme Wasser fünf Fahrhorizonte gegeben hat - allerdings gibt es keine datierten Funde, die Details nachweisen würden. Die erste steinerne Brücke, die 1540 beim Stadtbrand stark beschädigt wurde, ist 1593 ersetzt worden; ein Sandstein mit dieser Jahreszahl und dem gekrönten Einbecker »E« wurde geborgen. Er soll, gereinigt und saniert, Verwendung bei der künftigen Brücke finden. Dazu kommt er an seinen angestammten Platz zwischen die beiden Bögen auf der Südseite. Von dort wird er von der davor liegenden Fußgängerbrücke aus gut zu sehen sein. Die Fußgängerbrücke ist in ihren Grundlagen bereits erstellt.

Die Brücke über das Krumme Wasser ist in den vergangenen Tagen auf ihre Fassung von 1593 zurückgebaut worden. In dieser Version wird sie nun konserviert und mit nachvollziehbaren Ergänzungen versehen. Sie bleibt unter der künftigen befahrbaren Brücke, dem Ingenieursbauwerk, bestehen. Die Fundamente auf beiden Seiten sind bereits vorbereitet. Die Fertigbau-Stahlbetonteile befinden sich bereits in der Produktion. Weitere Kalksteinreste und ein sehr tief liegendes drittes Gewölbe, die gefunden wurden, deuten auf eine steinerne Vorgängerbrücke hin.

»Wir liegen im Zeitplan, und wir halten das Tempo«, sagte Strohmeier. Das hatte er zuvor auch im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung mitgeteilt. Die Arbeiten sollen im Oktober beendet sein. Archäologe Dr. Stefan Teuber hat komplett baubegleitend gearbeitet, er war kontinuierlich auf der Baustelle und konnte dort, wo der Bagger gerade nicht Großes räumte, kleinteilige Freilegungen vornehmen. Zudem war er so immer direkter Ansprechpartner bei der Frage: Was muss geborgen werden, was kann weg? Der gegenwärtige Zustand zeigt das historische Bauwerk sehr gut. Die Sandsteinarbeiten, die in dieser Woche beginnen, und die Betonarbeiten werden zeitlich parallel verlaufen.

Künftig sollen die touristisch und/oder historisch interessierten Passanten zunächst von der etwas unter Fahrbahn-Niveau liegenden Fußgängerbrücke aus einen Blick auf die historischen Bögen werfen können, dann könnte ihr Weg sie zu den »Katzen« führen. »Mein Traum wäre, dass wir einmal ein Bronzemodell des ganzen Stadttores hier aufstellen könnten«, verriet Dr. Teuber - ein Wunsch, von dem er allerdings annimmt, dass er sich so schnell nicht erfüllen wird.

Vermutet hatte es der Experte, nun hat er Gewissheit: Direkt in der Baustelle ist eine weitere »Katze« aufgetaucht, ein dritter Bogen des Bollwerk-Baus zur Stadtverteidigung. Ein Plan von 1728 weist darauf hin, und die Bestätigung hat der Archäologe bei den Grabungen erhalten: »Der Bogen setzt hier wunderbar an. Über die Dicke der Mauer wissen wir allerdings nichts - wir können nach zwei Metern Mauerstärke noch keinen Innenraum erkennen«, berichtete er zum Grabungsstand. Bei den »Katzen« am Tiedexer Tor handelt es sich um zweigeschossige Bollwerke mit Holzdecken. Sie waren sehr stabil, denn die Mörser befanden sich im zweiten Obergeschoss. Gebaut wurden die Katzen etwa ab 1450, finanziert wurden sie auch durch Spenden der Bürger. Überreste waren vor einigen Jahren entdeckt und rekonstruiert worden. Die jetzigen Entdeckungen werden so weit wie möglich freigelegt, dokumentiert - und anschließend wieder verschwinden, sie liegen genau in der künftigen Fahrbahn.oh

Mai-Ur-Bock-Anstich zum Brauhaus-Hoffest