Keener bei KWS: Züchtung weltweit, zuhause in Einbeck

Einbeck. Ein weltweit, unter anderem auch in den USA, tätiges Unternehmen mit Sitz in Einbeck konnte die Delegation aus Einbecks Partnerstadt Keene jetzt kennenlernen. Die Gäste, die für eine Woche nach Deutschland gekommen sind und bereits das Eulenfest mitgefeiert und die Marienburg kennengelernt haben, waren zu Gast bei der KWS SAAT SE. Christine Coenen (links) stellte KWS vor, wobei es zunächst eine allgemeine Einführung zu den Themen Landwirtschaft und Ernährung gab, ebenso einen Blick in die Geschichte, die 1856 in Klein Wanzleben mit der Zuckerrübenzüchtung begonnen hat.

Von rund 390.000 Pflanzenarten, die es auf der Erde gibt, sind etwa 7.000 für die Ernährung geeignet. 150 davon gehören zu den am häufigsten genutzten Arten, und auf 30 Arten beschränkt sich der mit 95 Prozent größte Teil der Ernährung. Züchtung, stellte sie fest, sei immer auch eine Herausforderung und eine der Stellschrauben für die Effektivität der Landwirtschaft. Im Jahr 1950 wurde etwa ein halber Hektar Fläche benötigt, um einen Menschen zu versorgen.

Derzeit seien es etwa 0,3 Hektar. Gute Erträge würden durch Ernteverluste ebenso beeinträchtigt wie durch den Klimawandel. Auf diese und weitere Faktoren einzugehen, sei eine Aufgabe von Züchtung. KWS betreibe mit 17 Prozent auch einen finanziell hohen Aufwand für Forschung und Entwicklung – zum Vergleich führte sie die Automobilindustrie an, bei der der Anteil bei zwei Prozent liege. Mit viel Aufwand gelinge es, die jährlichen Erträge um ein bis zwei Prozent zu steigern, aber auch Qualität, Resistenzen, Ernährungswert oder den Nutzen als Energiepflanzen habe man im Blick. Klassische Methoden seien Kreuzung und Auswahl und Hybridzüchtung. Biotechnologien seien Werkzeuge, die diese Standards nicht ersetzen würden. Der Weg zu einer neuen Sorte sei lang, bis zu zehn Jahre, so dass man im Voraus überlegen müsse, was man in der Zukunft brauche. Zudem gebe es verschiedene Anforderungen für unterschiedliche Regionen und Länder.

KWS setze auf Vielfalt, stellte Christine Coenen fest. Sie erläuterte unter anderem die Bedingungen für eine Zulassung beim Bundessortenamt, wobei eine Sorte anschießend maximal fünf Jahre laufe. Die Mitarbeiterzahl im Geschäftsjahr 2016/17 – aktuelle Daten gibt es erst nächste Woche – lag bei fast 5.000; 1.911 davon arbeiten in Deutschland, 1.287 in Nord- und Südamerika. Inzwischen gibt es KWS-Aktivitäten in mehr als 70 Ländern der Erde.

Die Aktionärsstruktur sei mit einem großen Anteil von mehr als 54 Prozent bei den Familien Büchting und Oetker stabil, etwa 30 Prozent würden frei gehandelt. Weltweit sei KWS die Nummer 3 bei den Züchtern, wobei Platz 1 und 2 an Chemieunternehmen gingen, die auch züchteten. Gentechnisch veränderte Sorten, erläuterte sie auf Nachfrage, gebe es, anders als in den USA, in Deutschland gar nicht und in Europa fast gar nicht. Die Besucher waren sehr interessiert am Unternehmen, und ähnliche Probleme wurden angesprochen: So sei es hier wie dort schwer, qualifizierte Fachkräfte zu finden, die »aufs Land« wollten. An Vortrag und Film schlossen sich ein Rundgang durch verschiedene Unternehmensbereiche und ein Mittagessen an.ek