Kein Links-Rechts-Spielchen

Versammlung »Menschenrechte statt rechte Menschen«

»Alle zusammen gegen den Faschismus« – rund 250 Personen versammelten sich, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen.

Marktstraße, Freitag nach 17 Uhr: Die »Seebrücke« und die Gruppe »Offenes Antifaschistisches Treffen Einbeck« (OATE) hatte eine Versammlung angemeldet unter dem Motto »Menschenrechte statt rechte Menschen«. Geschätzte rund 250 Menschen bekunden dabei ihren Willen, dem Faschismus die Stirn zu bieten.

Einbeck. Die Polizei hatte im Vorfeld angekündigt, die »sichtbare und spürbare Präsenz« der Polizei in Einbeck zu erhöhen. Auf diesen Einsatz hat sich die Polizeiinspektion Northeim unter Leitung von Polizeioberrat Niklas Fuchs intensiv vorbereitet. Dabei sorgten Kräfte der Northeimer Polizei, aus weiteren Dienststellen der Polizeidirektion Göttingen sowie aus der Bereitschaftspolizei Niedersachsen für einen reibungslosen und geordneten Ablauf der Versammlung.

Rund 100 Beamte waren im Einsatz. Die Polizei wies erneut auf die zwingende Einhaltung der Vorschriften zum Infektionsschutz hin. Es bestand die Pflicht, den Mindestabstand von 1,5 Metern unter einzuhalten und eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Um mögliche Infektionsketten nachvollziehen zu können, mussten sich die Teilnehmer in Listen eintragen.

Teilnehmerzahl-Begrenzung aufgehoben

War die Versammlung zunächst auf 20 Personen beschränkt, hat das Verwaltungsgericht Donnerstagabend mitgeteilt, dass die Begrenzung der Teilnehmerzahl aufgehoben worden ist. Wegen Zugausfall kamen Teilnehmer aus Göttingen verspätet. Getragen wurde die Veranstaltung vor allem vom Einbecker Bündnis »Einbeck ist bunt«, Göttinger Jusos, dem DGB, der Seebrücke und OATE.

Einbeck aus »Dornröschenschlaf« wecken

»Total geil« fanden es die Veranstalter, dass so viele Menschen ihre Solidarität bekundeten. In Redebeiträgen wurde dem Faschismus der Kampf angesagt. Es handele sich hier nicht um Rechts-Links-Spielchen. Vielmehr müsse Einbeck aus seinem »Dornröschenschlaf« aufgeweckt werden. Die Aktivisten bekräftigten, dass sie auf das Versagen der Politik zeigen, damit endlich etwas unternommen werde. Mit Transparenten wie »Einbeck bleibt bunt« oder »Ausgekuschelt: Einbeck lächelt in den Abgrund, den braunen Dreck aus seinem Wohlfühlparadies vertreiben« unterstrichen die Demonstranten ihre Meinung: »Halle, Hanau, Einbeck – wollt ihr weiter abwarten?«

»Rechte«-Versammlung untersagt

Hintergrund: In Einbeck haben Neonazis Dienstagnacht einen Sprengstoffanschlag auf die Wohnung einer Frau verübt, die sich gegen Rechtsextremismus engagiert. Bei dem Anschlag verletzte sich einer der Täter selbst schwer an der Hand. Gegen den 26-Jährigen und einen zweiten Mann wird nun wegen des Verdachts der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion ermittelt. Bei der Explosion wurden die Tür und der Briefkasten der angegriffenen Wohnung beschädigt. Weil zumindest ein Sprengsatz offenbar vorzeitig detonierte, verletzte sich einer der Täter an der Hand. Eine Blutspur führte vom Tatort bis zur Wohnung des 26-Jährigen. Der Mann musste im Krankenhaus behandelt werden. Der zweite mutmaßliche Täter wohnt in derselben Wohnung. Beide Männer wurden vorläufig festgenommen. Bei der anschließenden Durchsuchung der Wohnung sind auch Waffen beschlagnahmt worden.

Die rechtsextreme »Kameradschaft Einbeck« und die Partei »Die Rechte« sind seit einiger Zeit hier aktiv. Eine für den vergangenen Donnerstag angekündigte Versammlung der Rechten wurde untersagt, in erster Instanz ist auch eine Versammlung für den kommenden Montag bisher nicht genehmigt.sts