»Keine Frauen unter diesem Dach«

Komödie »Zärtliche Machos« wurde im Wilhelm-Bendow-Theater aufgeführt

Nach zahlreichen Enttäuschungen haben sich Karl (Mogens von Gadow), Harald (Hans-Jürgen Bäumler) und Philipp (Werner Michael Dammann) geschworen, dass bei ihnen »keine Frauen mehr unter dieses Dach« kommen. In der Komödie von René Heindersdorff, vom Einbecker Kulturring für das Wilhelm-Bendow-Theater ins Spielzeitprogramm genommen, teilen sich Großvater, Vater und Sohn weitgehend friedlich eine Wohngemeinschaft. Sie verbringen ihre regelmäßigen Gemeinschaftsabende mit ihrem geliebten Skatspiel, bei dem sie Schuldenzahltage verschieben, da diese Unglück bringen, Zigaretten genüsslich schmöken, alkoholischen Getränken frönen und die von Harald zube­reiteten opulenten Fleischgerichte genießen.

Einbeck. Süffisant ziehen sie sich gegenseitig auf, versuchen beim Skat gegenseitig zu betrügen (»Beim Krieg und Skat ist alles erlaubt«), suchen vergeblich im Internet Kontakte, lassen in ihren Aussagen noch vorhandenen männlichen Sexualtrieb ahnen, schmunzeln über Travestieauftritte des Opas als »Chantal Dental«, sprechen über Haralds-Ex, die nicht nur die Eigentümerin des Hauses ist, sondern auch in die totale Ödnis und Tristesse ausgewandert ist, nach Northeim, wo es noch nicht einmal einen Parkplatz gibt, treiben Späße über die Krankheiten des Opas oder erneuern ihren Schwur: Jeder kann in der Wohnung ohne Frauen machen, was er will. Alle bisherigen Versuche, ein weibliches Wesen in der Gemeinschaft zu integrieren, endeten im Chaos oder mit Razzien der Polizei. Witzige Dialoge, überraschende Pointen, feinsinnige Komik und Wortspiele prägen das Mit­einander der Bewohner, wobei vor allem von Gadow sich als schwarzhumoriger Macho der alten Schule einbringt, der gemäß der Aussage»je oller, je doller«, die meisten sexuellen Anspielungen (»leg die Alte flach«) bietet oder sich bei der Kontaktbörse im Internet als Harald ausgibt, stets aber mit seiner kauzigen Art versucht, das häusliche Idyll gegen die tyrannische Damenwelt zu verteidigen. Bäumler, der Vertreter der mitt­leren Generation, glänzt mit seinen Kochkünsten, seinem »wissenden« Überblick beim Skat und seiner Mimik, überraschte, wenn er in die Bredouille kommt, aber er brillierte auch als char­manter Galan mit romantischer Ader, der als Erster der Damenwelt wieder verfällt. Dammann, als Jüngster im Bunde, hat bei seinen Auftritten wenig Verständnis für das pubertäre Balz-Verhalten seines Vaters, nimmt vergeblich Training im Kampfsport-Center, ohne zu wissen bei der Nachbarin, und er versucht sich mit altklugen Sprüchen in der Wohngemeinschaft zu etablieren. Selbst als er erfährt, dass Harald nicht sein leiblicher Vater ist, reagiert er nicht lange mit Zerwürfnis, sondern stößt in das Lästern über Frauen und vergangene Mitbewohner schnell wieder ein.

Als eines Tages Cecilia (Michaela Schaffrath), die über dem Männer-Trio wohnt, auf der Flucht vor dem wütenden Hausverwalter bei den Männern um Asyl bittet, kommt das Gleichgewicht der Wohngemeinschaft ins Wanken. Sie darf zusätzlich fast alle ihre zahlreichen Tiere mitbringen, außer dem Schwein, das ein Balkon-Dasein führt, und der Schlange, da die beim Auszug ausgebüxt ist. Als Tochter eines Metzgers und einer Chirurgin isst sie nur vegetarisch, so dass opulente Pizzas, Coq au Vin, Schweinshaxe, Hasenrücken oder Lammkeule nicht mehr serviert werden können, stattdessen Fenchel auf Orange.

Cecilia findet alle drei Männer süß, auch den knochigen alten, frauenfeindlichen Kauz, der ihr sogar den Nacken massiert, doch vor allem aber Harald, dessen Frauenhass schnell zu schmelzen beginnt. Bei einem romantischen Diner versuchen sich Harald und Cecilia näher zu kommen, im Hintergrund heimlich unterstützt von Karl und Philipp, doch führen ihre Heinzelmännchen-Eingriffe zu einer verpfefferten Suppe, die sie selber auslöffeln müssen.

Langsam entwickelt sich die Liebesbeziehung weiter, auch durch Probeläufe mit einem Hammer als Blumenstraußersatz, so dass Enkel und Großvater in die große weite Welt ziehen, eine Etage höher in die Wohnung, in der Cecilia nicht mehr wohnt. Sie hingegen wickelt Harald mit Sprüchen wie »hinter der harten Schale wie Don Quichote hast du einen weichen Kern, eine Windmühle der Gefühle« immer mehr ein, so dass sie mit in seine Wohnung einziehen kann. Dort hält sie den Männern den Spiegel vor, entwickelt sich zum Hausdrachen, entmythisiert die Machos, und sie zeigt, wer die Hosen anhat, so dass Karl zum Abschluss zu Harald raunt: »Du arme Sau«.mru