Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung

Kernthema für Rückkehrer sind die Arbeitsplätze

HAWK-Studentinnen stellen Ergebnisse ihrer Untersuchung zur Rückkehrförderung vor

»Weggehen ist gut - zurückkommen ist besser«, unter diesem Titel haben Studentinnen der Göttinger Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) unter der Leitung von Professor Dr. Jörg Lahner eine Projektarbeit zum Thema Rückkehrförderung erstellt. Die Ergebnisse haben die Studierenden des Masterstudiengangs Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung jetzt im Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung vorgestellt.

Einbeck. Die vom Rat auf Initiative von CDU-Ratsfrau Heidrun Hoffmann-Taufall gegründete fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe Rückkehrförderung ist mit einem Vortrag von Professor Dr. Christiane Dienel, Präsidenten der HAWK, ins Thema eingestiegen. Möglichkeiten für Einbeck hat die Studentinnengruppe danach zwischen März und Juli erforscht. Der demografische Wandel sei hier ein großes Thema, stellten sie fest, die Bevölkerungszahl schrumpfe, wobei der Anteil der älteren Bürger steige. Die Infrastruktur müsse man entsprechend anpassen. In Einbeck sei die negative Bevölkerungsentwicklung noch stärker als im Landesvergleich – zu rechnen sei mit einem Rückgang um bis zu 23 Prozent bis 2030. Hohe Migration gebe es bei den 18- bis 24-Jährigen, die die Stadt im Rahmen der Ausbildung verlassen.

Eine mögliche Lösung sei die Rückkehrförderung, führten die Studentinnen aus. Heimatverbundenheit bei Kindern und Jugendliche wirke sich dafür günstig aus, ebenso der Erhalt von Kontakten. Bei ihrer Untersuchung haben sie sich auf die Motivation der Rückkehrer konzentriert. In ihren theoretischen und und empirischen Untersuchungen haben sie unter anderem geschaut, ob sich Beispiele aus den neuen Bundesländern, wo es mit dem Thema mehr Erfahrung gibt, auf Einbeck übertragen lassen. Mit Rückkehrern und Wegbleibern wurden Interviews geführt, und daraus sind Handlungsempfehlungen entstanden.

Zu den Kernaussagen zählt, dass es ein positives Bild von Einbeck gibt mit guter Lebensqualität, einem schönen Stadtbild und naher Natur. Die Befragten erinnerten sich gern an eine behütete Kindheit mit engen Bindungen und heimatlicher Verbundenheit. Einbeck sei, so ihr Eindruck, eine familienfreundliche Stadt, das sollte man stärker herausstellen. Der Weggang führe zu einem gestiegenen Qualifikationsniveau, stellten die Studierenden fest. Ein entscheidender Faktor für eine Rückkehr sei der Arbeitsplatz, und hier gebe es zu wenig Unterstützung, so die Kritik. Für Handlungsempfehlungen hatten sie ein Drei-Ebenen-Modell erarbeitet: Auf grundlegenden Handlungsfeldern bauen konkrete Vorschläge und schließlich eine Institutionalisierung auf. Der Ausbau der Internet-Plattform »Meine Zukunft Einbeck« zählt ebenso dazu wie die bessere Kommunikation über freie Arbeitsplätze beziehungsweise die Einrichtung eines Arbeitskräftepools. Die Wahrnehmung von kleinen und mittleren Unternehmen müsse gestärkt werden. Wünschenswert wäre eine Vernetzung der Rückkehrer mit Zugezogenen. Zielorientierte Rückkehrförderung bestehe aus Öffentlichkeitsarbeit, Beratung und Netzwerkarbeit. Wenn es Erfolge gebe, sollte man die auch an die Öffentlichkeit tragen. Beratung sei nicht nur zur Rückkehrförderung, sondern auch zu Gründungs- und Fördermöglichkeiten, beispielsweise für Selbstständige, gefragt. Es sei wichtig, Ressourcen zu bündeln.

Nach dem Beispiel der neuen Bundesländer haben die Studentinnen eine Institutionalisierung der Rückkehrförderung empfohlen. Als Organisationsformen kommen ein Verein, eine GmbH oder eine Fachabteilung innerhalb der Verwaltung in Frage. Die Handlungsempfehlungen seien als Impuls zu verstehen, weitere Arbeit sei notwendig. Ein wichtiger Punkt für Rückkehrer, hob Professor Lahner hervor, seien die Arbeitsplätze, davon sei vieles abhängig, und hier sollte man deutlich machen, dass es in Einbeck nicht nur ein paar große, sondern auch viele kleine Arbeitgeber gebe.

Heidrun Hoffmann-Taufall lobte die 162-Seiten-Arbeit, die die Studentinnen erstellt haben. Das sei eine engagierte Zuarbeit für die Arbeitsgruppe gewesen. Sie hoffe, dass dies der Auftakt zu weiterer Zusammenarbeit sei. Bei den Ausschussmitgliedern fand die Ausarbeitung ebenfalls Anerkennung. Auf Wunsch wird die Präsentation den Fraktionen zur weiteren Beratung zur Verfügung gestellt. Das Thema soll in einer der nächsten Sitzungen im Zusammenhang mit dem Masterplan behandelt werden. Die Verwaltung, ergänzte Frank Seeger von der Wirtschaftsförderung, sei inhaltlich bereits eingestiegen, beispielsweise arbeite man daran, »Meine Zukunft Einbeck« auf den neuesten Stand zu bringen.ek