Kirche stärkt Gesellschaft vielfältig

Axel Noack sprach beim Osterempfang über die gesellschaftliche Bedeutung der Kirche

Um die Gesellschaft nachhaltig zu stärken, brauchen Menschen Mut, Vorbilder und Aufgaben, erklärte Professor Axel Noack beim Osterempfang des evangelisch-lutherischen Gesamtverbandes Einbeck. Er forderte jeden Christen auf, sich zu engagieren, da selbst ein Einzelner viel leisten kann.

Einbeck. Viele interessierte Besucher aus den unterschiedlichsten Bereichen begrüßte Pastor Martin Giering in der Krypta der Münsterkirche St. Alexandri. Er betonte, dass alle Anwesenden sich für das Wohl der Stadt einsetzten. Daher sei der Osterempfang eine gute Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Anschließend stellte Superintendent Heinz Behrends den Gastredner vor, Professor Axel Noack. Er erklärte, dass Noack ein ungewöhnlicher Mann sei, der den Sprung vom Gemeindepfarrer zum Bischof von Sachsen geschafft hatte. Wenige Jahre später habe er sein Amt durch die Fusion mit der thüringischen Landeskirche aber selbst wieder abgeschafft. Bei der Vereinigung Deutschlands unterstützte er intensiv die Annäherung der Kirchen von Ost und West, so Behrends. Seit 2009 arbeite der ehemalige Bischof als Dozent für Kirchengeschichte an der Universität Halle, und er ist der Beauftragte für das Handwerk der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), erklärte der Superintendent. Da Noack zusätzlich eine fröhliche, christliche, menschliche und engagierte Person ist, wunderte sich Behrends, warum der ehemalige Studenten- und Kreisjugendpfarrer noch nicht Bundespräsident sei.Noack bedankte sich für die einleitenden und lobenden Worte, und er scherzte, dass die Vorrede einem Nachruf ähnele, doch sei er noch sehr lebendig. Seinen Vortrag »Was hat die Gesellschaft davon, dass es die Kirche gibt?« leitete er ein, in dem er darstellte, dass Christen in Deutschland die meisten Spenden zahlen und sich am meisten um auswärtige Probleme kümmern, wie der Weltgebetstag jedes Jahr eindrucksvoll beweise. Viele Menschen in anderen Ländern wünschten sich in so einer intakten Gesellschaft und in so guten Verhältnissen wie in Deutschland zu leben, erklärte Noack. Er teilte mit, dass bei jeden Wahlen zwar die Ergebnisse oft nicht allen Parteien gefalle, sie dafür aber rechnerisch richtig seien; in vielen anderen Staaten sei dies nicht der Fall. Aus diesem Grund stehe den Bürgern keine gesellschaftliche Katastrophe bevor, doch gebe es Themen, die verbessert werden müssen, so der Dozent der Kirchengeschichte. Er erläuterte, dass sich die Mitte immer mehr ausdünne und es vermehrt immer mehr Reiche und Arme gebe. Als Beispiel nannte er, dass es vermehrt Gourmet-Restaurants und Fast-Food-Läden sowie Boutiquen und »Resterampen« gebe, normale Gaststätten oder Einkaufsgeschäfte hingegen kontinuierlich verschwinden. Selbst die stabilste Konstante der Kirche, die Begräbnisse, seien entweder rückläufig, oder sie gehen in skurrile Richtungen wie Gedenkfeiern im Internet beweisen, betonte Noack.

Er verdeutlichte, dass es nicht möglich sei einen Staat ohne Regeln und Gesetze zu führen. Ein nahezu idealistischer und friedlicher Staat, in dem es fast nur vorbildliche Menschen gebe,  funktioniere ebenso nicht, so Noack, wie eine zu starr reglementierte Gesellschaft, denn der Wunsch nach freiheitlichem und rechtlichem Handeln sei in den Menschen tief verankert. Er forderte, dass jeder Staat weltanschaulich neutral sein müsse. Weiterhin benötige jede Gesellschaft Einrichtungen wie Museen, Theater, oder Schulen, in denen sich die Bürger bilden und weiterentwickeln können.

Da sich Christen vielfältig für Bildung, Freiheit, Stabilisierung, Integration und Toleranz engagiert einsetzen, sei vor allem die Kirche gefragt, um Missstände zu beheben und die Gesellschaft voran zu treiben. Wie ein Handwerker auch mal ein Risiko eingehen müsse, sollten Kirchen und Gemeinden ebenfalls verstärkt den Mut aufbringen, sich in der Gesellschaft einzumischen, so der Dozent für Kirchengeschichte. Weiter seien Handwerksmeister, Lehrer oder Pastoren gute Vorbilder, da sie auch mal klare Aussagen treffen müssten, um ihren Schützlingen die Entschlussfähigkeit und die Verbindlichkeit zu lehren.

Er teilte mit, das die klassische Arbeit der Kirche die Bereiche der Kinder, Familien und Senioren umfasse, doch benötige die Gesellschaft in Zukunft den Einsatz auf allen Gebieten des Gemeinwesens. Abschließend forderte Noack, dass das Engagement der kirchlichen Einrichtungen verstärkt werden müsse, um den Menschen zu helfen wieder mehr Mut zu bekommen. Nur mit Vertrauen und Engagement lassen sich die vielfältigen Probleme lösen, Jammern hingegen helfe niemanden etwas - vor allem nicht der Gesellschaft.mru