»Komm, die Kinder in Nicaragua brauchen unser Geld«

Sternsinger kehren mit beeindruckendem Spendenergebnis zurück: 20.710 Euro gesammelt / Afrika-Tag unterstützt Ausbildung

Ein stattliches Ergebnis haben die Einbecker Sternsinger bei ihrer jüngsten Aktion »zusammengesungen«: Die Menschen in Stadt und Land haben ihnen nicht nur die Türen geöffnet und ihnen zugehört, sondern mit insgesamt 20.710,84 Euro auch ihr Anliegen unterstützt, nämlich Kindern in Nicaragua zu helfen. Zu ihrer Rückkehr wurde ein Gottesdienst in St. Josef gefeiert, verbunden mit der Bekanntgabe der Spendensumme und mit dem Afrika-Tag, an dem für den Schwarzen Kontinent gesammelt wird.

Einbeck. Nicht nur die Rückkehr der Sternsinger feiere man an diesem Tag, sondern es werde zum 121. Mal auch der Afrika-Tag begangen, die älteste gesamtkirchliche Kollekte der Welt, stellte Pfarrer Ewald Marschler fest. Ins Leben gerufen wurde er 1891 von Papst Leo XIII. gegen die »fluchwürdige Pest der Sklaverei«. Im Mittelpunkt stehe inzwischen die Ausbildung kirchlicher Mitarbeiter. Der Schwarze Kontinent, der in den Medien häufig auch schwarz dargestellt werde, verfüge über eine frische, junge und dynamische Kirche, so Marschler weiter. hier liege die Wiege der Menschheit. Die Kirche wolle mit dem Afrika-Tag dort Hoffnung setzen, wo es Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt gebe, und auch die Rechte der Kinder seien wichtig.

Die Kollekte werde für die Ausbildung von Katechisten gesammelt, führte Pfarrer Marschler aus. Während hierzulande meist ehrenamtliches Engagement dafür sorge, dass Kinder auf die Sakramente vorbereitet würden, seien es in Afrika die Katechisten, die das übernehmen, aber hinter ihren Aufgaben verberge sich noch viel mehr. Im Beispielland Madagaskar gebe es eine lange Tradition dieser Ausbildung, die die Menschen für ein paar Monate aus ihrem Dorf fort führe. Bei ihrer Rückkehr ändere sich das Leben im Dorf, denn die Katechisten seien es, die das Leben aufrecht hielten. Von ihnen kämen Nachbarschafts- und Selbsthilfeprojekte, sie führten handwerkliche Schulungen durch und unterrichteten in nachhaltigen Anbaumethoden. Geld bekämen sie dafür allerdings nicht, bedauerte Marschler – nicht, weil sie es nicht verdient hätten, sondern weil keins vorhanden sei. Sie teilten mit den Dorfbewohnern sowohl ihr Leben als auch Glauben und Armut. Konsequent stellten sie sich in den Dienst der Gemeinschaft. Wie Jesus am See Genezareth die Jünger aufgerufen habe, ihm zu folgen und sie diesem Ruf gefolgt seien, gehe von ihm noch immer eine Kraft aus, die Menschen aus ihrem Alltag herauszulösen. Die Nachfolge habe weniger mit Gehorsam als mit Vertrauen zu tun – das sei die einzige Sicherheit.

In Madagaskar als einem der ärmsten Länder der Erde sei Hunger oft Normalität. Die Katechisten hätten Gottvertrauen, und sie würden die bedingungslose Liebe Gottes in die Dörfer tragen. Die Wahrheit Jesus behalte ihren süßen Geschmack auch, wenn man ordentlich daran zu kauen habe, dieses landestypische Sprichwort sei eine wünschenswerte Erfahrung für alle.

Armut und vielfältige Probleme seien ebenfalls in Nicaragua zu Hause, hier lasse sich der Bogen schlagen zu den Sternsingern, die sich zehn Tage lang für Kinder in Not, denen mit Unterricht und mit einer warmen Mahlzeit geholfen werden soll, einsetzten. 79 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus sieben Ländern, zwei Kontinenten, zwei Religionen und zwei Konfessionen haben die Sternsingeraktion in Einbeck, den Ortsteilen und in Markoldendorf tatkräftig unterstützt. Sie haben an rund 2.200 Türen von Haushalten, Firmen, öffentlichen Einrichtungen, Krankenhaus oder Altenheimen geklopft und ihren Segen angeschrieben. Gemeinsames Ziel war, unter dem Motto »Klopft an Türen, pocht auf Rechte« Geld zu sammeln für Kinder, die die Vorschule in der Ciudadela San Martin, Tipitapa, besuchen. Sie erhalten hier Unterricht und etwas zu essen. Zum Abschluss der Aktion müsse man Gott danken, dass alle gesund wieder nach Hause gekommen, aber auch allen, die dabei gewesen seien. Marschler dankte weiter der Stadt für den Empfang, den Firmen Adam & Grötzner sowie Schramm für die Bereitstellung von Fahrzeugen, allen Fahrern, »Brodhaus« und »Italia« für die Verpflegung, der Einbecker Morgenpost für die redaktionelle Begleitung und schließlich allen, die Herzen und Türen geöffnet hätten: »Danke für diesen tollen Einsatz.«

Bis zum Ende des Gottesdienstes blieb die Spendensumme ein Geheimnis: 20.710,84 Euro wurden gesammelt – etwas weniger als im Vorjahr, aber dennoch ein stolzes Ergebnis. Hoch motiviert seien die Kinder gewesen, berichtete Gudrun Machens vom Kirchenvorstand von St. Josef aus eigenem Erleben: »Komm, die Kinder brauchen unser Geld«, habe einmal ein kleiner Sternsinger einen anderen mitgezogen, als die Gruppe bei schlechtem Wetter am liebsten im Auto geblieben wären. Als Dank der Gemeinde überreichte sie einen Gutschein für eine sommerliche Ausflugsfahrt – am 14. Juli geht es in den Zoo Hannover.ek