»Kommt und seht, kommt und esst«

Katholiken feiern am Donnerstag Fronleichnam / Gottesdienst, Prozession

Am Donnerstag, 7. Juni, feiert die katholische Kirche Fronleichnam, das Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi, so der offizielle Name. In der Münsterkirche St. Alexandri beginnt um 19 Uhr der Festgottesdienst. Dazu laden die St. Josef-Gemeinde Einbeck und Dassel sowie die portugiesische Gemeinde ein. Der Gottesdienst wird vom Bläsergemeinschaft Kuventhal-Einbeck gestaltet. Die anschließende Prozession nimmt folgenden Weg: Münsterkirche – Stiftplatz – Hohe Münsterstraße – Neuer Markt – Ostertor – Stiftsgarten – St. Josef. Die An­woh­ner werden gebeten, ihre Häuser zu schmücken. Die Prozession wird von den Posaunenchören: Kuventhal-Einbeck, Hullersen-Holtensen und Iber begleitet. Nach der Prozession werden Grillgut und Getränke zur Stärkung angeboten.

Einbeck. Die Nonne Juliana von Lüttich hatte im 13. Jahrhundert eine Vision: ein strahlender Mond, dessen Rand einen weißen Fleck aufwies. Erst 20 Jahre nach dieser Vision vertraute Juliana dieses Gesicht samt der Deutung einer Freundin an, der Kaiserin Eva, einer frommen Frau. »Dem Kirchenjahr fehlte ein Fest zu Ehren der heiligen Eucharistie«, so ihre Schluss-folgerung. Über 20 Jahre hatte Juliana geschwiegen, ihre Erfahrungen in Demut als Privat-offenbarung akzeptiert und als eine persönliche Gebetserfahrung betrachtet. Erzdiakon Jacques Pantaleon in Lüttich hörte von dieser seltsamen Vision, und es gelang ihm, die abwehrende Haltung des Lütticher Bischofs Robert de Torete zu widerlegen. Dieser ordnete 1246 für seine Diözese ein Fest zur Verehrung der Eucharistie an. 1261 wurde Pantaleon zum Papst gewählt.

Als Papst Urban IV. führte er 1264 das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche ein. Als ­Termin dafür wurde der Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag bestimmt. Das Fronleichnamsfest nimmt noch einmal nach dem Ende der Osterzeit das Thema des Gründonnerstags auf. Was im Abendmahlssaal im engsten Kreis der Jünger geschah, soll in Freude und Dankbarkeit kundgetan werden. Das Wort Fronleichnam selbst stammt aus den althochdeutschen Wörtern »fron« für Herr und heilig sowie »lichnam« für lebendiger Leib.

Als das Fronleichnamsfest vor knapp 750 Jahren entstand und die Prozession sich in der Kirche ausbreitete, war die Welt in den europäischen Ländern christlich geprägt. Heute ist das anders in einer Gesellschaft, die den Glauben und das Religiöse überhaupt aus der Öffentlichkeit zu verdrängen sucht und den Glauben zu einer Privatsache machen möchte.

Wenn die Eucharistie in der Monstranz durch die Straßen getragen wird, ist dies nicht mit einer Demonstration zu verwechseln, vielmehr soll es die Menschen daran erinnern, dass Gott  auch in der Alltäglichkeit des Lebens zu finden ist. Der Naturwissenschaftler und spätere Bischof Niels Stensen schrieb in Florenz nach der Fronleichnamsprozession 1666 in sein Tagebuch: »Als ich die Hostie mit großer Pracht durch die Straßen getragen sah, regte sich in mir der Gedanke: Entweder ist jene Hostie nur ein einfaches Stück Brot und seine Verehrer sind Toren, oder hier ist der wahre Leib Christi, und  weshalb erweise ich ihm nicht die Ehre?« Diese Alternative stellt das Fronleichnamsfest. Die Frage wird durch die Straßen getragen: Ob der Mensch des 21. Jahrhunderts sich noch vorstellen kann, das Jesus Christus auch heute gegenwärtig ist. Wo solche Fragen noch gestellt werden, kann der Mensch auch Christus entdecken.

Als ein besonderes Zeichen der Oekumene wertet Pfarrer Ewald Marschler, dass die Münstergemeinde für den Festgottesdienst wieder ihr Gotteshaus zu Verfügung stellt. »Heute hat das Fronleichnamsfest eher den Charakter eines gemeinsamen Glaubenszeugnisses aller Christen, eines werbenden Zeugnisses«, so der Seelsorger. Ihrerseits wollen die Katholiken an diesem Tag die Kollekte für die Aktion »Brot für die Welt« zu Verfügung stellen.oh