Kreative Dichter auf Einbecker Bühne

In der TangoBrücke / Thema diesmal Liebeslyrik / Publikum und Jury sind sich einig

Vor kurzem fand in der TangoBrücke der zweite Dichterwettstreit in Einbeck statt. Thema war die Liebeslyrik. Nach dem beachtlichen Erfolg des 1. Dichterwettstreits im Jahr 2010 konnten sich Dichter, Publikum und Veranstalter auch dieses Jahr über eine Reihe hervorragender Gedichte und auch über spannende neue Vortragsformen freuen.

Einbeck. Die TangoBrücke war mit rund 50 Besuchern gut besucht. 16 Dichter trugen ihre Gedichte, jeweils kurz unterbrochen durch musikalische Intermezzi, selbst vor.  Die Bandbreite der Dichter reichte in Bezug auf das Alter vom Schüler bis zum Senioren, wodurch auf faszinierende Weise die Entwicklung der Liebesempfindungen durch das ganze Leben hindurch vom Publikum nachempfunden werden konnte.

Mit einer technischen Raffinesse wurde es an diesem Abend sogar möglich, dass auch Dieter Kusche, der sich zum Dichterwettstreit auf Norderney im Urlaub befand, via Skype auf Großbildleinwand und in guter Tonqualität sein Gedicht live in der TangoBrücke vortragen konnte. Der Vortrag wurde genau wie die seiner dichtenden Mitstreiter mit einem lautstarken Applaus honoriert.

Nach gut anderthalb Stunden waren dann alle Gedichte vorgetragen und es kam zur spannenden Auswertung. Eine Jury, bestehend aus Mitgliedern des Literarischen Zentrums in Göttingen und Dr. Hasenclever aus der TangoBrücke, hatte die drei besten Gedichte auszuwählen. Parallel dazu war auch das Publikum aufgerufen, über ein Punktesystem sein Urteil abzugeben. Die Überraschung war groß, als sich herausstellte, dass unabhängig voneinander die Jury und das Publikum zum exakt gleichen Ergebnis kam. Die ersten drei Plätze belegten Sibylle Dordel aus Sehnde bei Hannover, Heiko Krutisch aus Etzenborn und Mona-Isabelle Hüser aus Hullersen.

Die Schauspielerin Sibylle Dordel überzeugte mit einer eindrucksvollen Vortragsqualität. Sie begann mit einem sanften Wiegenlied und wechselte abrupt zu einer sozialkritischen, tendenziell feministischen, jedoch niemals moralinsauren poetischen Geschichte, in der die Hoffnung der einst singenden Mutter für ihre kleine Tochter ad absurdum geführt wird. Für diesen Gedichtvortrag wurde sie mit dem ersten Platz gekürt. Platz zwei belegte Heiko Krutisch, der auch schon Gewinner des Publikumspreises beim ersten Dichterwettstreit war. Dieses Jahr überzeugte er mit einem kunstvollen Gedicht, das einem Bild, auf dem eine alte Frau ein junges Mädchen anlächelt, eine unendliche Tiefe verlieh. Es wird deutlich, dass Liebe keine Schranken kennt und auch über den Tod hinaus Bestand haben und tragen kann.

Über Platz drei konnte sich schließlich Mona-Isabelle Hüser freuen. Ihre Vortragsweise mutete barock an, war todtraurig und wunderschön zugleich. Ihre zurückgenommene Art des Vortrages verlieh dem Text eine ganz besondere Intensität.

Die Gewinnergedichte und Fotos der Veranstaltung sind unter www.kultur-im-team.de/dichterwettstreit präsentiert. Auf den Dichterwettstreit 2012 darf man gespannt sein und sich als Dichter auch gern schon vorbereiten.oh