Kunsthaus Einbeck startet schwungvoll

Wertvoll für die Stadt / Auch Provokation / Galerie in Knochenhauerstraße wird neu bestückt

Pünktlich begrüßte Martin Keil die kunstinte­ressierten Be­su­cher in der restlos gefüllten Rat­haushalle. So brachte er zu­nächst seine Freude über den großen Andrang von Besuchern zum Ausdruck. »Durch eine begeisterte Zusammen­arbeit vieler Akteure sei das Projekt ›Kunsthaus Einbeck – stellt sich vor‹ unter dem Dach von Kultur-im-Team möglich geworden. Die Tatsache, sich nun durch die Vielfalt der künstlerischen Positionen in Einbeck inspirieren lassen zu können, mache das Kunsthaus Einbeck für die Stadt sehr wertvoll.

Einbeck. Etwas ausführlicher schilderte dann Jochen Borsdorf, wie es zunächst durch das Engagement von Martin Keil aus der Tango-Brücke zu dem kraftvollen Zusammenschluss von regionalen Künstlern gekommen sei. Mitte März, so Borsdorf, war es dann schon so weit: Das Kunsthaus Einbeck wurde mit 25 Grün­dungsmitgliedern ein Verein. Er be­tonte, dass Austausch zwischen Stadt und Künstler von großer Bedeutung für beide Seiten sei. Und lud noch einmal dazu ein, sich auf die kontrast­reichen und ausdrucksstarken Werke der ausstellenden Künstler einzulassen.

Das »Kunsthaus Einbeck« machte es möglich, in einer Ausstellung sowohl professionellen als auch Hobby-Künstlern eine Plattform zu geben. Durch den Mut einiger Aussteller sich zum Teil erstmals der Öffentlichkeit zu zeigen und neben bereits etablierten Künstlern zu präsentieren, entstand eine farbenfrohe, lebendige und besonders sehenswerte Ausstellung.

Es gelang eine wertvolle gegenseitige Inspiration der Künstler untereinander. Auch Besucher konnten sich eingehend mit den Arbeiten be­schäftigen, da die Künstler während des Aus­stellungswochenendes durchgehend anzutreffen waren. Sie beantworteten mit Sorgfalt und Hingabe die verschiedenen Fragen der Rezipienten zu den einzelnen Werken und konnten sich über neue Interpretationsvorschläge freuen.

Das rege Interesse der Besucher für die Bildende Kunst bestärkt die Mitglieder des Kunsthaus Einbeck in ihrem Vorhaben, weiterhin aktiv Projekte rund um die Kunst zu gestalten. Am Sonnabendnachmittag bot sich auf dem Hallenplan eine weitere Besonderheit. Der teilnehmende Künstler Claus Caninenberg erarbeitete eine Hüllparabel zur Anschauung der Verbundenheit durch Telekomunikation in der heu­tigen Zeit. Passanten waren eingeladen mit teilzunehmen, an der politisch stellungneh­menden Performance des Künstlers. Aufmerksam erschufen nun Passanten und andere Künstler mit Hilfe von Pflöcken und roter Schnur eine Parabel auf dem Boden.

Als besonderes Highlight des Kunstwochenendes gab es am Sonnabendabend das »Theater der Kalligraphie« zu erleben. Im Wechselspiel von Tanz, Videoprojektion, improvisiertem Klavierspiel und Malerei wurde experimentell und mit Mut zum künstlerischen Ausbruch aus konventionellen Formen die Beziehung und Abhängigkeit des Menschen zu seiner Umwelt dramatisiert. Die Kluft zwischen Begeisterung und offen zum Ausdruck gebrachtem Unverständnis im Publikum sorgte nach der Performance für reichlich Diskussionsstoff. »Wir wollen auch provozieren«, so äußerte sich Barbara Carius, zweite Vorsitzende des Kunsthauses Einbeck, zu der zum Teil skurrilen und sehr aufwendig inszenierten Darbietung. Die nach Einbeck für diese, von der TangoBrücke organisierte, Bühnendarbietung eingeladenen Künstler waren der russischen, heute in Berlin lebenden Maler Victor Nicolaev, der australische Pianist Ashley Hribar, sowie die Ausdruckstänzer Adam Read und Natalie Aurora Speer.

Am Sonntag begann die Ausstellung in der Rathaushalle mit einem Jazzkonzert des Jonas-Ganzemuller-Quartetts. Das Jazz-Quartet wag­­te einen sehr interessanten Ansatz, in dem es im Rahmen des Konzertes auch Werke von Künstlern des Kunsthauses Einbeck als Kompositions- und Improvisationsgrundlage be­trachtete. Be­sonders eindrucksvoll wirkte die musikalische Interpretation des Videos »Wolfsblut«. Im Video, welches von der »Kultur-im-Team«-Videogruppe im Vorfeld produziert worden war, wurde die von Konrad Mätzig geschaffene Skulpturengruppe aus wechselnden Perspek­tiven dargestellt.

Weitere musikalische Interpretationen waren zu Bildern von Barbara Carius und Adolf Leschonski zu hören. Die Galerie des Kunsthauses Einbeck in der Knochenhauerstraße 7 wurde neu bestückt und offiziell am 28. Mai feierlich eröffnet. Das Kunsthaus Einbeck lädt im Monat Juni zu einer Ausstellung der besonderen Fotografie ein. Gritta Meierkord und Christel Pagel werden interessierten Besuchern jeden Mittwoch und Sonnabend von 9 bis 13 Uhr Einblicke in die Welt ihrer Fotografie geben können.

Im Juli wird eine Ausstellung des Künstlers Claus Caninenberg in Zusammenarbeit mit Amnesty International im Kunsthaus Einbeck installiert. Weitere Aktionen des Kunsthauses Einbeck können gespannt erwartet werden.oh