Landrat als Ordensträger, der die Auszeichnung im Sinn Einbecks wirklich verdient hat

Einbeck. Landrat Michael Wickmann habe einen Orden aus Einbeck verdient, weil er sich dafür einsetze, dass der ungeliebte Landkreis Northeim verschwinde. Das stellte Bürgermeister Ulrich Minkner in seiner Laudatio für den neuen Träger des Einbecker Bierordens fest. Dass Politik und Verwaltung ihr Handeln humorvoll betrachten, bewies die Verleihungsfeier im Alten Rathaus.

Eingebettet in ein kurzweiliges karnevalistisches Programm und gestärkt durch die Einbecker Vesper verlebten die Besucher einen amüsanten Abend. Eingestimmt wurden sie durch den Fanfarenzug sowie den »Till«, Markus Henze. Einbeck liege so mittig, dass hier kein Nord-Süd-Gipfel stattfinden könne, lachte er, und angesichts der Haushaltskonsolidierung sei die Stadt nicht auf einen günstigen Kredit angewiesen. Politik stehe nicht mehr für Vertrauen und Ehrlichkeit.

»Walter, mach’s kurz«, diesen Rat seines Vorstandskollegen Lothar Gauß wolle er gern beherzigen, kündigte Brauhaus-Vorstand Walter Schmidt an. Mit dem Bierorden würden Brauerei und Karnevalisten die Pflege des karnevalistischen Brauchtums anerkennen. Die Ordensträger hätten das Zeug, überregionale Botschafter für Karneval und Einbecker Bier zu sein. Er sei sehr dankbar, dass man mit der Brauerei einen Partner in dieser Angelegenheit habe, betonte Karnevalspräsident Albert Eggers. Die Veranstaltung sei seither immer beliebter geworden. Bei Musik von Michael Beyer, dem »Reinhard Mey von Einbeck«, mit Tanzmariechen Carina Henne und bei den »Singenden Flaschen« fühlten sich die Gäste ebenso gut unterhalten wie beim glänzenden Auftritt der Damengarde oder der Showtanztruppe mit »Zwei Welten, eine Familie«. Beide seien katholisch unter Protestanten, beide hätten einen Onkel Kurt, der ihnen den zweiten Vornamen beschert habe – Gemeinsamkeiten hatte Ulrich Minkner über den künftigen Ordensträger herausgefunden. Bürgermeister und Landrat seien eigentlich geborene Feinde: »Er will nur unser Bestes, unser Geld«, so Minkner. Im Kreistag hätten sie sich am Oberkreisdirektor gerieben. Heute ziehe Wickmann als Landrat allen Ärger auf sich. Er sei begeisterter Radler, engagiere sich bei der »Tour de Hoffnung« für krebskranke Kinder, und für ihn spreche, dass er nicht in Northeim wohne. Der Landkreis Northeim sei Einbeck seit 1974 ein Dorn im Auge, sagte Minkner unter Beifall. Wickmann wisse das, und er versuche Abhilfe zu schaffen, bis hin zum Ende des Landkreises. Auf den natürlichen Prozess des Aussterbens und Abwanderns könne man nicht setzen, vielmehr auf die Methode Wickmann: Auflösung durch Fusion. Dafür spreche man ihm Lob und Anerkennung aus und verleihe in Erwartung des vollen Erfolges den Einbecker Bierorden. Er freue sich, in die ehrenvolle Riege aufgenommen zu werden, sagte Wickmann. Dürfe er die Auszeichnung überhaupt akzeptieren, bekomme er nun interessante Freunde, könne er seinen Wohnwagen umfinanzieren? Beim Verhältnis zwischen Einbeck und Northeim sei es für ihn hilfreich, dass er nicht in Northeim wohne.

Die Einbecker litten am Ergebnis einer Ein-Stimmen-Mehrheit, und sie seien seither kleiner als Northeim. Auf intelligentem Weg – durch Fusion – werde sich das ab 2013 ändern. Bedachte Entscheidungen seien in der Vergangenheit getroffen worden, etwa die Abgabe der Schulen; sie würden nun vom Landkreis saniert, die Folgekosten hätte er ebenfalls zu tragen. Für alte Autos und alte Mopeds habe man mit dem ehemaligen Kornhaus eine hervorragende Lösung gefunden. Das EU-Rettungspaket machte Wickmann anhand eines einfachen Beispiels ebenso zum Thema wie frühe Industriespionage: die Entführung eines Braumeisters nach München. Wäre man damals etwas aufmerksamer gewesen, hätte man heute eine große Kirche mit Zwiebeltürmen und eine CSU-Mehrheit im Rat. Von der »Jamaica«-Mehrheit, schmunzelte Wickmann, sei nur noch Rum-Verschnitt geblieben. Stattdessen sei »Gemeinsam für einsam« in den Rat eingezogen und sogar als Speerspitze in den Northeimer Kreistag. Da werde er das Gefühl nicht los, dass da jemand seinen Senf dazugeben müsse. Vielleicht sei dies die Würze für die kommunalpolitischen Gerichte der Zukunft.

Karneval, so Wickmann, mache als fünfte Jahreszeit alles möglich, was sonst unmöglich scheine – das sollte man genießen. Bierkutscher Albert Eggers erwies sich einmal mehr als genauer Beobachter der lokalen Politik. Die Stadtratswahl habe erstaunliche Ergebnisse gebracht: Da riesele Politikern der Kalk aus der Hose, ohne dass sie ein Denkmal seien. GfE sei neu im »Regenbogenrat«, vom angekündigten Großreinemachen sei nur der Einsatz auf Spielplätzen geblieben, wobei später die Marktplatzreinigung in rübenorangenen Westen hinzu kommen könne: Dr. Auer verhökere dafür schon Fensterplätze. Die CDU sei von Ahnungs- zu Ratlosigkeit abgeglitten, ihr Spacepilot Dirk Ebrecht erhoffe mit seinem »Black Wonder« den Wiedereintritt in den Orbit der Lokalpolitik. Für die Mitgliederversammlung der FDP reiche die Besenkammer des Alten Rathauses, und Katzenjammer gebe es auch bei der SPD. Da die absolute Mehrheit wieder nicht geschafft wurde, gebe es eine neue Strategie: Jabi, der am Stuhl klebe, der bedächtig-quirlige Alex und die charmante Margrit würden ins Dschungelcamp gehen, um für die nächste Wahl zu werben und zu zeigen, dass Sozis auch im Schlamm wühlen könnten. »Hopfen und Malz erleichtern die Balz«, schließlich durfte dieser Tipp nicht fehlen.

»Der Stoff geht mir nicht aus, es passiert viel in der Politik und drum herum«, versicherte die Traditionsfigur. Den Abschluss machte Gundi Eggers mit »Wir lassen das Brauhaus in Einbeck«. Die Besucher hatten nicht nur Spaß, sondern sie waren obendrein spendabel: Die Sammlung für die Höhenrettung an der neuen Drehleiter der Feuerwehr ergab 967,70 Euro und weitere 500 Euro als anonyme Spende. Präsident Eggers hatte dazu im Sinne der Majestäten Manuela I. und Lars I., »seine Feuerwehrhaftigkeit«, aufgerufen.ek