Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau

Lange stiefmütterlich behandelt

Hochwasserschutz Thema im neuen Rat | Ilme-Renaturierung

Hochwasserschutz sollte Thema in der ­jüngsten Sitzung des Ausschusses für ­Umwelt, Energie und Bau sein – zunächst bei den Mitteilungen, anschließend in der Beratung. Der Ausschuss hat sich jedoch dafür ausgesprochen, die Beratung zu vertagen. 

Einbeck. Es werde Zeit, dass der Hochwasserschutz nicht weiter stiefmütterlich behandelt werde, stellte der Ausschussvorsitzende Willi Teutsch, CDU, fest. Allerdings sei dieser Rat und somit dieser Ausschuss nur noch bis zum 31. Oktober im Amt. Er hielte es für sinnvoller, wenn sich der neue Rat damit beschäftigen würde.

Thema ernsthafter betreiben

Man müsse das Thema ernsthafter betreiben, forderte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Hochwasserschutz, Ulrich Filmer. Die Landesregierung habe den Ball auf die kommunale Ebene verlagert, dabei sei dies Ländersache. Eine Katastrophe wie vor kurzem im Westen Deutschlands wolle er hier nicht erleben. »Nehmen Sie uns mit«, so sein dringender Appell an die Politik.

Neuer Termin mit weiteren Erkenntnissen

»Das Thema ist uns wichtig«, betonte Eunice Schenitzki, SPD. Allerdings sehe sie nicht, dass man nach einer bereits drei Stunden dauernden Sitzung noch vernünftig beraten werde. Ein weiterer Termin sei deshalb sinnvoll.

Für den Moment sollte man sich von einer Beratung verabschieden, später aber mit weiteren Erkenntnissen einsteigen: Diesem Vorschlag des Vorsitzenden folgt der Ausschuss.

Ilme zurzeit stark beeinträchtigt

Zur Kenntnis nahm der Ausschuss die Mitteilung zur Renaturierung der Ilme vom ehemaligen Kulturstau bis zur Mündung in die Leine. Die Ilme soll auf einer Länge von 2,3 Kilometern durch verschiedene Maßnahmen aufgewertet werden. Derzeit ist sie in ihrer ökologischen Funktionsfähigkeit stark beeinträchtigt. Angestrebt wird die Strukturgüte 2 »gering verändert«; die derzeitige Strukturgüte liegt bei 5 bis 6, »stark« bis »sehr stark verändert«. Der Leineverband hat mit dem Land Niedersachsen eine Gewässerallianz Obere Leine vereinbart. Der Landkreis Northeim unterstützt die Bemühungen, er übernimmt einen Teil der Ko-Finanzierung.

Verbesserung der Gewässerstruktur mit Auswirkungen auf Gewässerflora und -fauna

Die Ausgangslage ist durch eine verarmte Gewässerfauna, artenarme und schlecht ausgeprägte Vegetationsstrukturen und veränderte Gewässerstruktur geprägt. Hinzu kommen häufige und regelmäßige Überschwemmungen mit Abschwemmungen und Sedimenteinträgen. Eine Verbesserung der Strukturgüte soll vor allem über eigendynamische Entwicklungen angestoßen werden. Die Verbesserung der Gewässerstruktur soll direkte Auswirkungen auf die Gewässerflora und -fauna haben. Der Einbau von Totholz und Buhnen aus Naturstein soll bei der ökologischen Aufwertung mithelfen. Dabei wäre auch mit einem verbesserten Hochwasserrückhalt und einer besseren Naherholungswirkung zu rechnen. Der Landkreis Northeim führt dazu ein Plangenehmigungsverfahren durch. Durch die geplante Maßnahmen wird es nicht zu einer Verschlechterung der aktuellen Hochwassersituation kommen, das ist das Ergebnis der durchgeführten hydraulischen Nachweise. Deshalb hat die Verwaltung dem Vorhaben zugestimmt.

Hochwasserschutz: Dassel an interkommunaler Zusammenarbeit interessiert

Zum Hochwasserschutz an der Ilme wurde mit der Dasseler Stadtverwaltung ein Gespräch geführt. Dassel ist danach weiterhin an einer interkommunalen Zusammenarbeit in diesem Bereich interessiert. Allerdings können aufgrund von fehlenden Förder- und Haushaltsmitteln größere Rückhaltemaßnahmen, wie sie in der Vergangenheit angedacht waren, nicht umgesetzt werden. Die Stadt Dassel führt, je nach Finanzierbarkeit, kleine ortsbezogene Maßnahmen durch. Die Planungen für Talsperren, von denen drei im Stadtgebiet Dassel liegen sollten, werden aufgrund des schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnisses vom Land Niedersachsen nicht gefördert. Sowohl Einbeck als auch Dassel haben deshalb die weitere Planung dazu eingestellt. Für einen Linienschutz an der Ilme und am Krummen Wasser, der theoretisch vom Land gefördert werden könnte, waren aktuell acht Millionen Euro zu kalkulieren. Auch diese Planung wird derzeit nicht weiter verfolgt. Das Gleiche gilt für den Linienschutz an der Ilme in Holtensen mit Kosten in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro.

Hochwasserschutz Vardeilsen

Zum Hochwasserschutz in Vardeilsen gab es ebenfalls eine Mitteilung der Verwaltung. Dort wurde statt eines Regenrückhaltebeckens eine kleinere Lösung geplant, in Abstimmung mit den Beteiligten vor Ort. Das Oberflächenwasser soll dabei in einem neu anzulegenden Graben gefasst und in einer Retentionsmulde, die etwa das Volumen der verlorengegangenen Retentionsfläche hat, zurückgehalten werden. Die Kosten für die Anlage werden auf etwa 150.000 Euro geschätzt: 80.000 Euro für die Regenrückhaltung, 70.000 Euro für den Graben.ek