Lehmsteine für Wolpeter-Haus

Goetheschüler stellen mit »Backsets«-Spenden ökologischen Baustoff her

Den Erklärungen des Lehmexperten Dieter Brauch (von links) lauschten Dorothee Hemme, die ­Goetheschul-Lehrer Kai Wolf und Dorothea Wolfrum sowie Aileen Pokies, Josephine Einecke und Lea Sophie Hesse aus der 6a, Patricia M. Keil, und zwei der Achtklässler-»Denkmalpaten«, Merle Schrader und Karina Jaeger, sowie (nicht im Bild) Dominik Hessler.

Einbeck. »Fachwerk allumfassend« hieß das Projekt, des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege und des Fachwerk-Fünfecks 2019, bei dem Goetheschul-Sechstklässler sich mit Baukultur befassten, am Beispiel der »Lernbaustelle Wolperstraße 23, dem Wolpeter-Haus. Einige der Schüler machten weiter und engagieren sich, unter Leitung der Denkmalaktivistin Patricia M. Keil regelmäßig als »Denkmalpaten« am Haus: Merle Schrader, Karina Jaeger und Dominik Hessler gehören dazu, ebenso Lennart Poppinga und Emma Urbanski. So trugen sie zum Beispiel unter fachlicher Handwerkeranleitung bereits Farbschichten ab. Es mache auch immer wieder Spaß, die selbsterarbeiteten Fortschritte zu sehen, berichtet Dominik zu seiner Motivation.

Neben den Paten werden nun die Goetheschul-Klassen 5b und 6a von Dorothea Wolfrum und Kai Wolf aktiv. »Wir bauen Zukunft« heißt es jetzt. Vor Ort können sich diese Schüler coronabedingt nicht engagieren. Aber Dr. Dorothee Hemme, freiberufliche Kulturwissenschaftlerin aus Göttingen und seit langem mit dem Fachwerk-Fünfeck in Kontakt, hatte die zündende und praktikable Idee des Lehmstein-Bauens: Die Schüler erhalten eine »Backmischung« mit »Zutaten« und einer Anleitung und können daheim einen Lehmstein bauen, der dann später im Haus verbaut wird. Gestalten nach eigenem Geschmack können sie ihn ebenfalls. Das habe viele motiviert, berichtet Wolfrum, die bereits 2019 dabei war und das Ganze für den Geschichtsunterricht nutzt, der Kollege für Deutsch. Rund 35 Goetheschüler werden Lehmsteine backen und freuen sich über die Abwechslung. Die »Denkmalpaten« und Patricia M. Keil werden bei eventuellen Fragen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Später wurde mitgeteilt, dass sich auch noch die ­Klasse 5c von Martin Schrinner beteiligen wird.

Von Dieter Brauch, Geschäftsführer einer Lehmbau-Firma in Parensen bei Harste, stammt die »Zutaten«-Spende, die etwa für 100 Lehmsteine reichen wird. Mit Leidenschaft erläuterte er jetzt im Wolpeter-Haus den Anwesenden die Eigenschaften des »wertvollsten und preiswertesten Baustoffs«, des »einzigen, der wiederverwendbar« ist, und die Vorgehensweise bis zum Trocknen. Das Backen dauere etwa zehn bis 14 Tage. Die »Zutaten« bestehen aus Lehm, Sand und Stroh, und etwas Wasser müsse noch hinzu. Ein Vater eines Achtklässlers baute sieben Lehmformen, die die Schüler dann nutzen und immer weitergeben können. Zum Fachwerk-Sommerfest am 13. Juni könne man noch Näheres zum faszinierenden Baustoff Lehm erfahren, berichtete Brauch. Projektleiterin Keil zeigt zudem in einem Video, »wie einfach die Herstellung von Zukunft in Form eines Lehmsteins ist.« In einem weiteren Video erläutert Brauch noch einmal diesen Öko-Baustoff und Dr. Hemme die soziokulturelle Bedeutung des Reparierens und Instandhaltens.

Nach ihrer Ansicht müssten nicht Gebäude auf die Kulturerbeliste, sondern die Menschen, die sich die Mühe machten, sie zu erhalten. »Denn die Mühe, die Investitionen und das Können vergangener Zeiten übersieht man schnell.« Die Aktion ist ein Projekt des Vereins Konzert- und Kulturfreunde Einbeck.des