Wenn Deutsch ein Fremdwort ist:

Lernangebote an der Wilhelm-Bendow-Schule

Einbeck. Wer war schon einmal in einem fremdsprachigen Land ganz auf sich alleingestellt, im wahrsten Sinne des Wortes »sprachlos«, ohne eine Möglichkeit, sich verständlich zu machen? Seit vielen Jahren fliehen Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern aus Krisenländern nach Deutschland und gelangen auch nach Einbeck, um vor Krieg und Vertreibung Zuflucht zu finden. Sie können meist kein Wort Deutsch, und so finden sich einige von ihnen schließlich verunsichert und ängstlich mitten im Schulalltag der Wilhelm-Bendow-Schule wieder. Hier wird ihnen aber das Gefühl vermittelt, dass sie willkommen sind.

Sie sind dankbar, wenn sich begleitende Dolmetscher finden, die den Einstieg in das Miteinander erleichtern. In der Regel übernehmen Schüler mit derselben Muttersprache diese Aufgabe, aber auch Eltern, die in ihrer Freizeit zu ehrenamtlichen Dolmetschern werden. Anders als in den skandinavischen Ländern, wo jedem ausländischem Schüler eine zweisprachige Schulbegleitung sowie Unterricht in der neuen Fremdsprache und in der Muttersprache geboten werden, stehen den durch Flucht und Krieg oft traumatisierten Schüler in Deutschland zumindest in Hinblick auf ihren schulischen Werdegang nicht so gute Bedingungen zur Verfügung. Jetzt greift Schulsozialarbeit, die durch Netzwerkarbeit und Kontakt zu diversen Institutionen und Behörden Hilfen organisiert und dadurch die Lebensbedingungen von jungen Menschen stärkt.

Wenn man sich die Rahmenbedingungen für die Jugendlichen vergegenwärtigt, wird deutlich, wie wertvoll die Arbeit von Silke Kuhlmann von der »Lernbar« Einbeck ist, hier mit Leonard, Dicle und Amel beim Deutschlernen. Seit zweieinhalb Jahren kommt sie zweimal wöchentlich für eine Doppelstunde in die Wilhelm-Bendow-Hauptschule am Hubeweg. Hier arbeitet sie mit Schülern, die ohne jegliche Deutschkenntnisse in einer Einbecker Schule neu starten. Momentan handelt es sich um Jugendliche der Wilhelm-Bendow-Schule und der Berufsbildenden Schulen Einbeck, mit denen Silke Kuhlmann an den Grundlagen und der Erweiterung ihrer Sprachkenntnisse arbeitet.

Über 20 Kinder und Jugendliche aus aller Welt haben seither bei ihr den Start in die Fremdsprache gewagt. Dank dieser Unterstützung und des Engagements von Schülern, Lehrern und Eltern ist es möglich, die neuen Schüler in die Klassen zu integrieren und zu unterrichten und ihnen einen Teil ihres Lebens zu ebnen. Finanziert und begleitet wird dieses Projekt seit 2010 vom Jugendmigrationsdienst des Internationalen Bundes Göttingen, ohne den dieses nachhaltige und wichtige Programm nicht zu realisieren gewesen wäre.oh