Machtlos gegen dunkle Schatten

Theater-AG der Löns-Realschule spielt »Schattenwelten« | Jugendthemen

In die »Schattenwelten« hat die Theater-Arbeitsgemeinschaft der Löns-Realschule die Zuschauer in ihrem jüngsten Projekt mitge­nommen. An zwei Abenden präsentierten die Mitwirkenden ein Schau-Spiel ihres Leiters Rolf-D. Bartels, und für die gelungenen Auf­führungen gab es viel Beifall.

Einbeck. Das Stück spielt in einer Schulklasse, in der Schüler mit ganz unterschiedlichen Charakteren versammelt sind. Die Intelligente ist dabei, als Professorin verspottet, die Freche, die Eitle und Faule, der Möchtegern-Casanova, der die tollsten Geschichten erzählt, ein verliebtes Pärchen, eine Giftige, eine Bekiffte. Viele verstehen sich, einige streiten sich, andere gehen reflexartig aufeinander los.

Die Lehrerinnen haben ihre liebe Not mit der Klasse, wollen den Lehrstoff durchziehen und zugleich das Niveau halten, immerhin handelt es sich um eine weiterführende Schule. Dabei gehen sie nicht immer diplomatisch vor.Aufsässig ist die Klasse in der Biologie-Vertretungsstunde, hier läuft es ab wie oftmals zuvor auch: Hausaufgaben wurden vergessen, die üblichen Verdächtigen kommen zu spät, und Scherze über die Lehrerin sind an der Tagesordnung. Als Drago, ein neuer Schüler, die Klasse betritt, wird aber alles anders. Er erscheint in seltsamer Begleitung: Ein Schatten ist dabei, eine schwarze Frau, die unheimlich im Hintergrund bleibt. Drago versteht es, die Mitschüler zu beeindrucken. Die Mädchen finden ihn cool, die Jungen reagieren eifersüchtig. Er bringt Unruhe in die Klasse, weiß zu begeistern, aber auch zu spalten; so trennt sich das Liebespaar Tim und Anna, und die junge Frau nimmt Drogen von Drago an.

Gerade noch rechtzeitig merkt sie jedoch, was mit ihr passiert, zumal sich alle von ihr abwenden. Sie geht für Monate in einen schlimmen Entzug, in dem sie unter anderem lernt, dass keiner normal ist, sondern jeder »zu viel von etwas.«

Als Anna denkt, die Krise ist überstanden, kommt Dragos Schattenfrau wieder und versucht, sie zu beeinflussen. Sie lenkt Annas Handeln auf eine Weise, die in die Katastrophe führt. Anna konfrontiert Mutter und Schwester mit einem früheren Missbrauch durch den Stiefvater. Wenn Anna zweifelt, schaut die Schattenfrau Anna über die Schulter und spornt sie an zu Konfrontation und Verletzungen: »Wenn alle gut sind, wird es langweilig. Ich bringe Bewegung ins Leben.« Gegen die Schattenfrau allein hätte sich Anna vielleicht noch zur Wehr setzen können, doch mit einem von ihr verschuldeten schweren Unfall der Schwester lasten große Schuldgefühle auf ihr - und da kommt auch Drago wieder ins Spiel mit neuen Drogen, die ihre Welt endgültig zerschlagen. »Am besten, du bringst dich um«, das schmeißen ihr die früheren Freunde vor die Füße. Einer nach dem anderen kehrt ihr den Rücken, und Anna sieht keinen Ausweg mehr, als aus dem Leben zu scheiden, begleitet von dramatischen Lichteffekten und »Who wants to live for-ever?« von »Queen«.

Es spielten Aileen Jarczok, Nathalie Brockmann, Svenja Rose, Robine-May Wienecke, Noah Bönig, Giuliana Weber, Lara Siebold, Roman Schwab, Jennifer Hübner, Johanna Funke, Andrina Hänel, Joshua Bauer, Nicola Hauser, Janet Ulczok, Celina Reichhardt, Karina Hartmann, Romina Sehlen und Rachel Bauer. Das Plakat hat Antje Fleischer entworfen, als Souffleuse gab Pia Eulert das Stichwort, für die Technik waren Tom José Albrecht, Patricia Capela, Nabo Hassan und Dhiwagaran Parthiban zuständig, und Rolf-D. Bartels führte Regie. Die Mitwirkenden haben das Stück zeitgemäß und engagiert umgesetzt, sie haben überzeugend gespielt und sowohl komische als auch tragische Szenen gekonnt dargestellt. Sie haben Verzweiflung gezeigt, aber auch Oberflächlichkeit. Verschiedene Jugendthemen wurden aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet: Leistungsdruck ebenso wie Beziehungsprobleme oder die Verlockungen durch Drogen.

Mit der jungen Mannschaft habe man sich besonderen Herausforderungen gestellt, so Rolf-D. Bartels.  »Diese Truppe liebe ich sehr, alle haben getan, was sie konnten«, auch wenn sie durch eine Panne eine Szene, die gar nicht lustig sei, zu einer komischen Einlage gemacht hätten. Er ermunterte das Publikum, sich nicht zurückzuhalten beim Lachen, Weinen oder auch Schreien. Mindestens beim Beifall hielten sich die Zuschauer tatsächlich nicht zurück, die Schüler bekamen zu Recht viel Applaus für eine kurzweilige und eindrucksvolle Aufführung.ek