»Maßkonfektion« aus Stroiter Motorradwerkstatt

Förder-Freunde des PS.SPEICHERs übergeben High-Tech-Maschine der Kulturstiftung Kornhaus

Die MBS 656 gilt als eines der schnellsten, auf der Straße zugelassenen Motorräder der Welt. Das 155 Kilogramm leichte und 125 PS starke Edel-Gefährt stammt aus der Motorradwerkstatt MBS-Motorcycle in Stroit. Entwickelt wurde das Motorrad-Wunder in fünfjähriger Arbeit von Heiko Heinemeyer.

Einbeck. Weltweit existieren lediglich sieben Exemplare: Eine dieser Maschinen übergaben jetzt die FörderFreunde des PS.SPEICHERs der Kulturstiftung Kornhaus. Bisher stand das weiße Motorrad als Leihgabe von Axel Banek in der Ausstellung des PS.SPEICHERS, nun konnte Karl-Heinz Rehkopf, Vorsitzender des Stiftungsrates der Kornhaus-Stiftung, »von ganzem Herzen und mit großer Begeisterung« Dank sagen für dieses »großartige Geschenk« der FörderFreunde.

Die in streng limitierter Auflage produzierte MBS 656 kombiniert ultimatives Design mit extremer Leichtbauweise. Für die Ausstattung wurden nur beste Zulieferer ausgewählt. Bei der Produktion wurden – wo möglich – ausschließlich edle, extrem leichtgewichtige  Materialien eingesetzt. Die komplette Bodywork besteht aus Kohlefaser, sogar der Tank. Fast sämtliche Drehteile sowie die kleinsten Schrauben sind aus ultraleichtem Aluminium oder hochfestem Titan. Highlight sind die aus dem vollen Schmiederohling gefrästen Felgen von BBS.Das Herz der MBS bildet ein ursprünglich 100 PS starkes Aggregat einer 600er Kawasaki. Übernommen wurde aber nur das Gehäuse, alle übrigen Teile wie Zylinderkopf, Nockenwelle, Pleuel, Kupplung oder Getriebe wurden vom Konstrukteur Heiko Heinemeyer sorgfältig überarbeitet. Die Bremsanlage mit zupackenden Acht-Kolben-Zangen verspricht kontrolliertes Ansprechverhalten, die Gabel leistet einen Beitrag zum sicheren Fahrverhalten.  Heiko Heinemeyer, Chef der Stroiter Motorradwerkstatt MBS-Motorcycle, suchte bei der Konstruktion nach dem Kompromiss aus Leistung und Gewicht. Nur das beste Material war dem Tüftler gut genug. Entstanden ist so ein solides, aber auch teuren Hightech-Bündel, für das man schon mal 50.000 bis 70.000 Euro hinblättern muss.Das äußerst dynamische, aber fahrbare Motorrad wurde erstmalig auf der Intermot München 2000 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Konstrukteur und Hersteller Heiko Heinemeyer hatte das Ziel, mit der MBS 656 ein Motorrad zu bauen, das bei Handling und Gewicht einer 250er die Fahrleistung einer 900er bietet. Fünf Jahre Arbeit hat Heinemeyer, der selbst aktiv Motorradrennen gefahren ist, in sein Sportmotorrad-Projekt investiert.  Rahmen, Schwinge, Tank, Verkleidung und andere Teile sind Eigenentwicklungen. Die MBS 656 hat in Fachkreisen für Aufsehen gesorgt: Das Geschoss auf zwei Rädern schafft eine Spitzengeschwindigkeit jenseits von 250 Stundenkilometern.

Wie sich das Motorrad anhört, demonstrierte Heinemeyer bei Runden am PS.SPEICHER, im Interview mit Andy Schwietzer, Kurator des PS.SPEICHERs, erläuterte er die technischen Details. Bei der Konstruktion der edlen und ausgefeilten Maschine habe er sich nach Feierabend die Nächte um die Ohren geschlagen, berichtete er. Das habe sich gelohnt: Das Motorrad ist 30 Kilogramm leichter als das leichteste Serienmotorrad der entsprechenden Klasse – »Maßkonfektion aus Einbeck« eben.

In die Zukunft blickend stellt Heinemeyer fest: »Das beste Sportmotorrad der Welt zu toppen, ist schwierig.« Dennoch hat er, der bereits mit Legosteinen seiner technischen Fantasie freien Lauf ließ und schnelle Seifenkisten fuhr, neue Ideen: einen Dreizylinder-Motor so zu konfigurieren, »dass er nach alter Technik funktioniert«. Als Fahrer einer Harley Davidson freute sich Andreas J. Büchting, Vorsitzender der FörderFreunde des PS.SPEICHERs, dass die Förderfreunde die MBS 656 übergeben konnten. Das Geschenk »ohne Absicht auf Gegenleistung« freute Karl-Heinz Rehkopf, besonders. Schon als Kind, blickte er zurück, habe er sich mehr über – immer gefühlte – »harte Geschenke« gefreut, besonders, wenn sie »zum Aufziehen« waren. Für die 155 Kilo mit 125 PS brauche man eher einen Waffen- als einen Führerschein, schlug sein motorbegeistertes Herz hoch. »Von ganzem Herzen und mit großer Begeisterung« sagte er den FörderFreunden Dank für das »großartige Geschenk«  Er werde es »in Ehren auf Erden« halten und tausenden Besuchern zeigen, versprach er. Anerkennung zollte Rehkopf dem Konstrukteur Heinemeyer, der Mut und Kraft bewiesen habe und gegen finanzielle und vielleicht auch menschliche Widerstände seine Idee umgesetzt hat. Rehkopf dankte allen Unterstützern des PS.SPEICHERS. Ihm werde Dank in unerwartetem Ausmaß zuteil erklärte er in seiner bescheidenen Art, doch dieser gebühre allen, die sich für die Ausstellung der technischen Kulturgüter einsetzten. Die Unterstützung – auch der FörderFreunde – sei für ihn Motivation.

Holger Eilers, Vorstand der Kulturstiftung Kornhaus, blickte in die Zukunft des PS.SPEICHERs: Neben der Hotel-Eröffnung im Oktober soll eine Ausstellung zum Rennsport auf dem ehemaligen Hoppert-Gelände im November eröffnet werden.  Die PS-Halle soll mit Exponaten der 1950-er bis 1970er Jahre ausgestattet werden, die man allerdings räumen kann. So entsteht ein Veranstaltungsort für bis zu 700 Personen – feiern in der Ausstellung wird möglich. Fertig sein soll diese Halle Anfang September 2016, denn dann wird die Eröffnung der Niedersächsischen Musiktage dort stattfinden. In Kooperation mit BBS-Schülern wird es ein experimentelles Konzert und ein klassisches Konzert mit einem namhaften Künstler geben, kündigte Eilers an.sts