Mehr Platz für Besucher, Touristen und Vertrieb

Einbecker Senfmühle erweitert um das Nachbargrundstück Knochenhauerstraße 24 | Fertig im November

Geschäftsführer Rainer Koch (links) und Bauunternehmer Ernst-Otto Lampe auf dem Gelände ­Knochenhauerstraße 24. Das vorhandene Gebäude wurde abgerissen; nach archäologischen Untersuchungen, unter anderem im denkmalgeschützten Gewölbekeller, beginnt der dreigeschossige Wiederaufbau.

Einbeck. Unten wird ein Besucherzentrum eingerichtet, in die mittlere Etage kommen Büros, das Dachgeschoss wird zur Ferienwohnung: Das Erweiterungs- und Neubauprojekt der Senfmühle in der Knochenhauerstraße 24 hat Geschäftsführer Rainer Koch jetzt vorgestellt. Das Vorgängergebäude ist bereits abgerissen. Bis November soll der Neubau fertig sein.

Das rechte Nachbargebäude in der Knochenhauerstraße hat Rainer Koch bereits vor geraumer Zeit erworben. Aus den Planungen, bei Abrissarbeiten auch gleich die weitere Zeile bis zur Ecke Neue Straße mit einbeziehen zu können, ist aus verschiedenen Gründen nichts geworden. Jetzt hat er die Initiative ergriffen und das Haus abreißen lassen, »herauskratzen«, wie Rainer Koch und Bauunternehmer Ernst-Otto Lampe das nennen. Nachdem die Fläche geräumt ist, wird die Archäologie in der kommenden Woche auf das Gelände gehen. Von besonderem Interesse dürfte dabei der denkmalgeschützte Gewölbekeller sein, über dessen Zustand sich derzeit noch nichts sagen lässt.

Vier Wochen hat Archäologe Markus Wehmer mit seinem Team Zeit für die Untersuchungen. Dann soll der dreigeschossige Wiederaufbau des Hauses beginnen, und bis dahin ist auch entschieden, ob und gegebenenfalls wie der Keller künftig genutzt wird und ob man ihn gestalterisch einbinden kann, etwa durch eine Glasabdeckung und den Einsatz von Licht.

Im Erdgeschoss wird ein Besucherzentrum entstehen. 40 bis 50 Personen finden, je nach Bestuhlung, darin Platz. Der große Raum wird mit Vortragstechnik ausgestattet, eine Küche ist ebenfalls vorhanden, in der ein kleiner Imbiss vorbereitet werden kann – entweder selbst oder in Zusammenarbeit mit der Gastronomie. Der Raum schließt ab mit einer kleinen Theke und einem Stammtisch, und wer in der Einbecker Gaststätten-Historie Bescheid weiß, wird das Mobiliar der Gaststätte von Inge Schneider erkennen, das Rainer Koch dafür erworben hat. Weiter gibt es im Außenbereich Richtung Süden einen kleine Terrasse. Mit Blick darauf wünschen sich Dagmar und Rainer Koch, dass auch das angrenzende »Traube«-Quartier angegangen und verschönert wird – der gesamte Bereich kann damit nur gewinnen.

Im ersten Obergeschoss werden Büro- und Besprechungsräume für die Verwaltung der Senfmühle untergebracht. Zudem gibt es einen kleinen Balkon. Im zweiten Obergeschoss wird eine gut 80 Quadratmeter große Ferienwohnung eingerichtet, die von zweimal zwei Personen genutzt werden kann, die Schlafzimmer haben jeweils ein eigenes Duschbad. Im Senfmühlen-Haus selbst wäre zudem auch noch eine weitere Ferienwohnung möglich. Die Fassade von Haus Nummer 24 hat keinen eigenen Eingangsbereich, sondern die Erschließung erfolgt über die Senfmühle. Es wird ein Treppenhaus angebaut, und der Neubau ist an den vorhandenen Fahrstuhl angebunden. Somit ist das gesamte Gebäude barrierefrei zu erschließen.

Zurzeit, berichtet Rainer Koch, verfüge man über drei Ferienwohnungen, die aber größtenteils dauerhaft belegt seien, so dass für den klassischen Tourismus kaum eine Nische bleibe. In einem Haus in der Nachbarschaft zur Ecke Breiter Stein sollen weitere drei Ferienwohnungen entstehen.

Die Senfmühle hatte im ersten Jahr etwa 2.500 Gäste, seither kommen rund 3.000 Gäste jährlich, die sich für Senfproduktion und -genuss interessieren. »Wir lehnen aber inzwischen mehr Anfragen ab als wir annehmen können«, so Rainer Koch. Besucherzahlen von 6.000 bis 7.000 pro Jahr seien durchaus möglich, und sie müssen vernünftig betreut werden, ohne dass die Arbeitsabläufe darunter leiden. Über eine Webcam wären direkte Einblicke für Besucher möglich. Das Produktionsvolumen für die zehn Sorten liegt derzeit bei insgesamt 100.000 Gläsern pro Jahr, wobei der Anteil der Gastronomie-Abnehmer gewachsen ist. Beschäftigt sind acht Mitarbeiter.

Die Erweiterung des Senfmühlen-Gebäudes wird rund eine halbe Million Euro kosten, weitere 100.000 Euro kommen für die Ausstattung hinzu. Ziel ist es unter anderem, den Standort und den Vertrieb von Einbeck aus zu stärken. Bisher sind die Bauarbeiten vom hinteren Gebäudezugang aus erfolgt, Behinderungen in der Knochenhauerstraße sind noch nicht aufgetreten. Das könnte sich jetzt aber möglicherweise kurzfristig ändern.ek