»Mission Abitur« war für 51 Schüler der BBS erfolgreich

Vergleich zwischen Schulzeit und Fußballeuropameisterschaft / Jetzt in den richtigen Zug des Lebens steigen / Abitur öffnet Türen

Ihr Ziel war nicht die Europameisterschaft, sondern das Abitur, aber die Vergleiche zwischen einer Fußballmannschaft und den Abiturienten der Beruflichen Gymnasien in Einbeck waren durchaus passend. 51 junge Frauen und Männer wurden jetzt im Rahmen einer Feierstunde im Forum entlassen. Sie erinnerten sich an drei gemeinsame Jahre, in denen sie viel erlebt haben, und die Lehrer blickten humorvoll auf das Training beziehungsweise die Ausbildung.

Einbeck. Das Fußballthema griff zunächst Schulleiter Renatus Döring auf. »Momentum«, »Jetzt«, so lautete der Motivationsslogan für die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft. Teamgeist, Begeisterung, Spielfreude und Siegeswille wurden beschworen. Motivation, so Döring, sei wichtig, um das Ziel zu erreichen, und es lerne sich besser, wenn man Freude habe und eine Sache gemeinsam vertrete. Das Resultat sei in der Summe größer als das Ergebnis der Einzelteile – das sei Magie.

Ob Motivation von außen gelinge, sei umstritten. Wichtig seien aber passende Rahmenbedingungen für motiviertes Lernen, und hier seien die Lehrer Vorbilder. Sie sorgten für Ziele, zeigten Perspektiven auf und machten den Sinn des Lernens deutlich. In vielen Fällen sei das gelungen, dafür sprach er dem Kollegium, besonders aber Abteilungsleiterin Susanne Brandes, seinen Dank aus, die den Jahrgang mit Bravour zum Abschluss geführt habe. Die Planung von Erfolg, auch das zeige der Blick auf den Fußball, habe Grenzen; Garantien gebe es nicht. Qualität sei jedoch kein Zufall. Anstrengung, sachgerechte Ausführung und kluge Anleitung seien notwendig. »Erfolgreiche Menschen sitzen im Zug des Lebens, nicht an der Haltestelle«, zitierte er Managementtrainerin Vera Birkenbihl. Die Berufsbildenden Schulen seien für die Absolventen der richtige Zug gewesen – aber mit welchem Zug gehe es nun weiter? Manche seien im ICE glücklich, andere im Regionalexpress. Und zudem gebe es nicht nur das Berufs-, sondern auch noch anderen Abteile auf dem Weg zum Lebensglück. In diesem Sinne wünschte Döring den Abiturienten eine gute Weiterfahrt.

Wie ein Halbfinale im Fußball auch ein Erfolg sei, so zähle jetzt nicht nur ein Einser-Abitur, sagte Bürgermeister Ulrich Minkner. In jedem Fall sei der Abschluss die Grundlage für die eigene Entscheidung, wie es nun weitergehe. Bisher seien die Schüler weitgehend fremdbestimmt gewesen, nun zähle, was sie selbst wollten: »Welchen Zug Sie nehmen, das ist Ihre Entscheidung.« Die meisten würden dabei die Region wohl verlassen, vielleicht kämen sie aber später zurück. In jedem Fall sollten sie die Chance ergreifen, etwas von der Welt zu sehen. Daneben appellierte Minkner an sie, sich einzubringen in die Gesellschaft und mitzumachen im persönlichen Bereich. Vorerst jedoch sei der Augenblick des Feierns. Die »Mission« Abitur verglichen die Klassenleitungen mit der Fußballeuropameisterschaft. »Für Sie hat die Mission geklappt, Sie haben Ihre persönliche EM gespielt und gewonnen«, wandten sie sich an die Abiturienten. Erstmals seien dazu vier Mannschaften angetreten: Das Berufsgymnasium Gesundheit und Soziales mit dem Schwerpunktökotrophologie sei mit Humor, Kreativität, freundlichem Teamgeist und gesunder Ernährung ins Spiel, lobte Klassenleiterin Heike Teves. Sie werde die Schüler als »ganz besonders nettes Team« in Erinnerung behalten. Im Berufsgymnasium Gesundheit und Soziales, Schwerpunkt Sozialpädagogik, gab es eine richtige Mischung aus Neugier und Vorsicht, Flexibilität und Beharrlichkeit, Humor und Ernst, so Klassenleitung Susanne Brandes. Alle seien zur richtigen Zeit auf dem richtigen Spielfeld gewesen. Eine reine Herrenmannschaft war das Berufsgymnasium Informationstechnik, Klassenleitung Dr. Meinhard Kloke. Er hatte eine sportliche Mannschaft mit Erfolgswillen, jedoch unterschiedlichen Trainingsbedingungen. Neu auf dem Platz war das Berufsgymnasium Wirtschaft mit einer auf Erfolg ausgerichteten Taktik, trainiert von Susanne Groß-Scholz.

In drei bis vier Jahren haben die Lehrer/Trainer die Schüler zum Erfolg geführt, mit unterschiedlichen Methoden. Ohne Training keine Meisterschaft, ohne Fleiß kein Preis, das gelte nach wie vor. Man habe sich teilweise gequält, aber der Erfolg gebe Recht, und so sei es eine schöne Zeit gewesen. Erkenntnisse großer Fußballphilosophen wie Rudi Völler, Franz Beckenbauer oder Berti Vogts hätten auch hier Gültigkeit, wenngleich die Schüler wussten, dass das Leben nicht nur ein Spiel sei. Hilfe in der Defensive, Täuschungsmanöver, Imagepflege und das Trainingslager Gardasee spielten ebenso eine Rolle wie Transfer oder Auswechslung, und für einige ging es in Verlängerung und Elfmeterschießen. Aber während im Fußball die Tore zählten, würden in der Schule neben den Noten die sogenannten Soft Skills immer wichtiger. Die Schüler bekämen beurkundet, dass zwischen ihren Ohren kein »Brachland« mehr sei. Aber »nach dem Spiel ist vor dem Spiel«. Der Urlaub sei nun verdient, bevor es in Ausbildung, Studium oder Soziales Jahr gehe. »Neben Sie das Leben sportlich, bleiben Sie fair, stellen Sie sich nicht ins Abseits«, so der Wunsch der Lehrer. »Ich sage nur ein Wort: vielen Dank« – mit dem Brehme-Zitat hatten sie die Lacher auf ihrer Seite.

Sina Marxhausen, Nikolaus Jörck und Christopher Bode blickten für die Schüler auf die Zeit an der BBS zurück. Dieser Tag bedeute sehr viel, stellten sie fest, das Abitur öffne viele Türen, obwohl die Wahl schwierig sei. Zugleich schließe sich mit dem Ende der Schulzeit eine Tür. Nach dem Abi-Motto »Abitendo – 13 Level bis zum Endgegner« habe man tatsächlich gesiegt, und besonders gute Erinnerungen gebe es für die Fahrt an den Gardasee, die den Zusammenhalt gestärkt habe. In lustiger Stimmung sei es bei den Ökos zu gegangen.

Die Pädagogen zeigten einen guten Zusammenhalt, und Angenehmes Klima herrschte in der Wirtschaft, wo beispielsweise in Planspielen viel gelernt wurde. Positive Erfahrungen mit gut gelaunten Lehrern werden den Technikern in Erinnerung bleiben. Einige »Verluste« habe es allerdings auch gegeben, noch bis kurz vor dem Abitur. Die Schüler sagten ihren Lehrern, Klassenlehrern und Eltern Dank. Die Zeit sei stressig gewesen, aber sie habe sich gelohnt. Nun stehe man voller Erwartungen vor neuen Zielen im nächsten Lebensabschnitt. Für die beste Leistung in Mathematik wurde Annika Gielnik geehrt. Melissa Hampe hat die besten Leistungen in Englisch und Deutsch erbracht sowie mit einer Durchschnittsnote von 1,7 auch das beste Abitur absolviert.ek

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