Mit dem Ilmeblitz zum Bahnhofsgebäude Salzderhelden

Tag des offenen Denkmals: Ilmebahn berichtet über die Strecke, Untere Denkmalschutzbehörde über das Bahnhofsgebäude

Wenn jedes Jahr am zweiten Sonntag im September historische Bauten und Stätten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Türen öffnen, dann sind Millionen von Architektur- und Geschichtsliebhabern zu Streifzügen in die Vergangenheit eingeladen. »Geschichte zum Anfassen«, das bietet der Denkmaltag dem Besucher dabei in wohl einmaliger Weise. Das Motto in diesem Jahr lautete »Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr«. Gemeinsam mit der Ilmebahn stellte die Stadt den Bahnhof in Salzderhelden und die Geschichte der Bahnstrecke Einbeck-Salzderhelden Interessierten vor. Dabei konnte man zugleich mit dem Triebwagen von 1934 nach Salzderhelden fahren.

Einbeck. Das Erweitern und Erneuern des Straßennetzes, der Bau von Eisenbahnstrecken und Schifffahrtskanälen und den entsprechenden neuen Verkehrsmitteln seit Mitte des 18. Jahrhunderts ermöglichte einen deutlich größeren Warenaustausch. Diese bessere Versorgung mit Rohstoffen und Handelswaren begünstigte die Verstädterung, die sich seit dieser Zeit beobachten lässt. Das schnelle Wachsen der Städte hat aber noch einen weiteren Grund, der auf die neuen Verkehrsnetze zurückzuführen ist: Die vergleichsweise preiswerte Nutzung dieser Transportwege für breite Bevölkerungsschichten ermöglichte auch die Migration großer Gruppen von armen Landregionen in die schnell wachsenden Städte mit ihren Fabriken und den vermeintlich besseren Lebensbedingungen.

Berthold Lukatsch, technischer Leiter der Ilmebahn,  erläuterte die Geschichte der Bahnstrecke. 1845 war der Planungsbeginn der Strecke Hannover-Kassel (Hannöversche Südbahn) durch die Königlich-hannoversche Staatseisenbahn. Am 1. August 1854 wurde die Strecke bis Göttingen eröffnet, allerdings unter Umgehung der Stadt Einbeck. Als Gründe dafür wurden genannt: die ungünstige Topografie, ungenügende Aktivitäten der Einbecker Stadtväter während der Planungsphase und eine möglichst kurze Streckenführung über das Gebiet des Herzogtums Braunschweig. Um 1856 wurden Planungen eines braunschweigischen Bahnprojektes von Kreiensen nach Holzminden bekannt. Dieser Streckenabschnitt war Teil einer geplanten Ost-West-Verbindung von Berlin nach Köln. Obwohl die Streckenführung von Einbeck durch das Ilmetal nach Stadtoldendorf deutlich einfacher gewesen wäre, entschied man sich dafür, die Strecke auf dem Gebiet des Herzogtums Braunschweig zu belassen  und führte die Bahn von Kreiensen über Naensen nach Stadtoldendorf.

Eröffnung des Streckenabschnitts Kreiensen-Holzminden war im April 1865. Nach fast einjähriger Voruntersuchung ließ im Frühjahr 1866 die Königliche Eisenbahn-Betriebs-Direktion Göttingen durch die königliche Regierung Hannover eine Lokomotiv-Zweigbahn von Salzderhelden nach Einbeck zu projektieren. Die Annektierung des Königreiches Hannover durch das Königreich Preußen 1866 setzte diesem Projekt ein Ende.

Weitere Bemühungen der Stadt Einbeck waren 1872 erfolgreich: Der deutsche Kaiser und König von Preußen, Wilhelm I., hatte die Braunschweigische Eisenbahngesellschaft zum Bau und Betrieb einer Bahn von Einbeck nach Salzderhelden verpflichtet. Am 10. September 1879 erfolgte die Betriebseröffnung der 4,6 Kilometer langen Nebenbahn Einbeck-Salzderhelden.

Um die wirtschaftlichen Vorteile des Bahnanschlusses auf den westlichen Teil des Landkreises Einbeck auszudehnen, wurde die Ilmebahn Aktiengesellschaft gegründet. Am 20. Dezember 1838 fuhr der erste planmäßige Zug die 13,4 Kilometer lange Strecke zwischen Einbeck und Dassel. Die Betriebsführung der Nebenbahn Einbeck-Salzderhelden und der Ilmebahn übernahm die Braunschweigische Eisenbahngesellschaft. 1820 wurden alle Staatsbahnen zur Deutschen Reichsbahn zusammengefasst, die auch die Betriebsführung der Ilmebahn AG behielt.

1924 übernahm die Ilmebahn die Betriebsführung für ihre Strecke zwischen Einbeck und Dassel. 1995 pachtete die Ilmebahn (inzwischen eine GmbH) unbefristet die Strecke Einbeck-Salzderhelden, um sie 2005 von der DB zu erwerben. Heute ist die Ilmebahn Eigentümer der 10,3 Kilometer langen Schienen-Infrastruktur Einbeck Salzderhelden-Juliusmühle.

Am Bahnhof in Salzderhelden angekommen, wurden die einzelnen, unter Denkmalschutz stehenden Gebäude von Krimhild Fricke von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Einbeck erläutert. Dazu gehören unter anderem das Empfangsgebäude, die Bahnsteigüberdachung sowie ein mechanischer Zugrichtungsanzeiger. Erbaut wurde der Bahnhof von Conrad Wilhelm Hase im Jahr 1855. Hase steht für die Hannoversche Schule, die Putzbauten vermied. Hase hat unter anderem auch die Marienburg, St. Spiritus in Einbeck und das Kriegerdenkmal, das an der Bismarckstraße steht, erbaut.

Die Vorderseite des Bahnhofs ist verziert mit Laub- und Blütenmotiven. Rundbogen und Bänder geben dem Gebäude ein markantes Äußeres. Das ursprüngliche Bahnhofsgebäude, das zeigte Krimhild Fricke anhand eines Stiches, wurde erweitert: Um 1910 wurde die Unterführung und die Bahnsteigs-Überdachungen gebaut. Die Überdachung wurde quasi vor Ort geschmiedet, ist aufwändig gebaut - ebenso wie die Brücken auf der Strecke zwischen Einbeck und Salzderhelden.

Etwa aus dem Jahr 1960 stammt der Zugrichtungsanzeiger, den es früher häufig gab. Mittlerweile sind die Zugrichtungsanzeiger von den Bahnhöfen wegrationalisiert worden, so dass der auf dem Salzderheldener Bahnhof Seltenheitswert besitzt. Beim anstehenden Umbau des Bahnhofs soll er gesichert werden.sts