Mit dem »Schlüsselgrundstück« wichtige Impulse geben

Planer stellen Bürgern das Vorhaben »Neustädter Palais« vor / Bebauung am Neustädter Kirchplatz / Platzcharakter wahren

Den aktuellen Sachstand zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nummer 74 »Neustädter Kirchplatz« in Einbeck hat ein Informationsabend vermittelt, der jetzt im Alten Rathaus stattgefunden hat. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit erläuterten die Planer das Vorhaben.

Einbeck. Der Fachbereichsleiter Bauen, Planen, Umwelt, Gerald Strohmeier, führte aus, dass für das Vorhaben, das der Investor SEPA an dieser Stelle plane, kein Baurecht bestehe. Stadt und Investor hätten deshalb einen Vertrag geschlossen, um entsprechendes Baurecht zu schaffen. Ziel sei es, die Innenstadt zu entwickeln und zu stärken, für den Einzelhandel solle ein Magnetbetrieb angesiedelt werden. Die Bürgerbeteiligung biete Gelegenheit, Hinweise entgegen zu nehmen und Fragen zu stellen beziehungsweise Stellung zu beziehen. Der Plan, darauf wies Strohmeier ausdrücklich hin, liegt noch bis zum 12. Oktober im Neuen Rathaus öffentlich aus. Alle Interessierten können sich hier informieren und Anregungen abgeben.

Der Investor, die SEPA Projekt- und Entwicklungsgesellschaft, Stuttgart, wurde von Mathias Feldick vorgestellt. Das Unternehmen besteht seit über 40 Jahren, mehr als eine Million Quadratmeter Gewerbeflächen wurden seither entwickelt. Tätig wird die SEPA in Städten mit mindestens 20.000 Einwohnern, die Investitionen beginnen bei rund acht Millionen Euro, wobei man eine große Spannbreite habe. Arbeitsgebiet des Unternehmens mit etwa 35 bis 40 Mitarbeitern sind vor allem die alten Bundesländer. Für Einbeck, so Feldick, wolle man wichtige Impulse geben, indem man Kaufkraft binde. Das komme dem Standort zugute.

Von der Ingenieursgemeinschaft Dr. Schubert, Hannover, hat Verkehrsplaner Thomas Müller die Auswirkungen des »Neustädter Palais’«, so der Planungstitel, auf den Verkehr untersucht. Derzeit wird die Hullerser Straße von 14.000 Fahrzeugen täglich befahren, 13.000 sind es in der Altendorfer Straße, 4.000 in der Benser Straße. Im Quartier gibt es 480 Stellplätze, 250 davon im Parkhaus in der Papenstraße. Dessen Auslastung hat der Planer besonders untersucht mit dem Ergebnis, dass es viele freie Kapazitäten gebe. Es sei nie zu mehr als 60 Prozent gefüllt, erläuterte er. Diese Stellplätze sollten von den Kunden des Einkaufszentrums genutzt werden, so die Überlegung, wobei das Parkhaus attraktiv gemacht werden müsse. Ein Teil der täglichen Besucher werde auch Stellflächen in den angrenzenden Straßen finden. Die Verkehrsbelastungen würden ansteigen, räumte er ein: 250 bis 300 Fahrzeuge mehr gebe es im Bereich Altendorfer/Hullerser Straße, 400 bis 600 Fahrzeuge mehr in der Benser Straße als abfließender Verkehr aus dem Parkhaus. Andere Straßen seien nur von »relativ kleinen Verkehrsmengen« betroffen.

Untersucht wurden verschiedene Planfälle, etwa die Sperrung von Straßenabschnitten an der Löwenkreuzung. Alle Szenarien, bei denen der Verkehr anders laufe als jetzt, seien jedoch problematisch bis ungünstig. Die Verkehrsführung sollte deshalb beibehalten werden. Das vorhandene Straßennetz könne den Verkehr bei einem guten Ablauf aufnehmen. Ein weiteres Augenmerk werde darauf liegen, Fußgängern eine zügige und sichere Querung der Hullerser Straße zu ermöglichen und auch die Bedingungen für den Radverkehr zu verbessern, verbunden mit ausreichenden Abstellanlagen, kündigte er weiter an.

Dirk Puche vom Northeimer Planungsbüro lange puche betonte, in diesem Bereich müsse eine qualitätsvolle städtebauliche Situation geschaffen werden. Die Planung solle zum einem das große öffentliche Interesse am Thema berücksichtigen, zum anderen auch die städtebauliche Ordnung wahren sowie Interessen abwägen. Es sei deshalb gewollt, möglichst viel Öffentlichkeit herzustellen. Geplant ist eine Verkaufsfläche von 3.000 Quadratmetern auf zwei Geschossen: einmal für den Bereich Textil mit zweimal 600 Quadratmetern, zum anderen ein Drogeriekaufhaus mit 800 und 1.000 Quadratmetern, außerdem ein Café im Erdgeschoss. Das Dachgeschoss mit 500 Quadratmetern Fläche soll für Büros und Praxen genutzt werden. Die Barrierewirkung der Hullerser Straße soll abgeschwächt werden. In der Innenstadt gebe es derzeit keinen vergleichbaren Standort, es sei ein lange verfolgtes Ziel, hier eine Bebauung zu schaffen. Davon erhoffe man sich eine Impulswirkung auf das Quartier und die gesamte Innenstadt. Puche sprach von einem Schlüsselgrundstück für die Innenstadt, was Entwicklung, Impulse und mögliche Folge-Investitionen angehe. Die Investitionssumme bezifferte er auf rund sieben Millionen Euro. Es werden etwa 60 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Versorgungsbedeutung der Innenstadt werde steigen. Entwicklungsdefizite könnten abgedeckt werden. Es könne ein Anziehungspunkt für zentrumsrelevanten Einzelhandel geschaffen werden.

Ein wichtiger Aspekt in der Planung sei der Denkmalschutz, so Puche weiter. Es laufe dazu eine intensive Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Gebäude und Freiflächen müssten in bestmöglicher Qualität erstellt werden. Der Baukörper solle nicht historisieren,  sondern modern und hochwertig sein und sich harmonisch einfügen. Das Bodendenkmal aus der vorherigen Nutzung des Platzes für zwei Kirchen und einen Friedhof werde nicht angetastet. Der Platzcharakter sollte spürbar bleiben. Der Platz habe eine Funktion als Eingang beziehungsweise Abschluss der Fußgängerzone, das müsse berücksichtigt werden. Aufgegriffen werden sollen örtliche Materialien und Farben. Aufgrund der sensiblen Lage des Projekts sollen vor der Entscheidung zu Form und Fassade drei Entwürfe vorgelegt werden, aus der eine Kommission einen Vorschlag auswählen wird. Anhand von Modellen soll dabei auch untersucht werden, wie das Gebäude in der Umgebung wirkt. Eine Teilunterkellerung, wie sie in der anschließenden Diskussion vorgeschlagen wurde, wäre sehr teuer, hieß es. Zudem würden Tiefgaragen von Kunden in Kleinstädten nicht gut angenommen. Mietverträge mit den Geschäften gebe es noch nicht, sagte Mathias Feldick auf Nachfrage. Die Verträge könnten aber bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.

Über das Thema wird nun in den politischen Gremien weiter beraten, einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht.ek