Mit Verstand und Motivation wichtige Aufgaben übernommen

Zehn Jahre Verein FIPS / Integration, Prävention und Sozialarbeit mit Leben gefüllt / Lob für hohes bürgerschaftliches Engagement

Viel Anerkennung hat der Verein für Integration, Prävention und Sozialarbeit (FIPS) anlässlich seines zehnjährigen Bestehens erhalten - und die Gewissheit, mit seinem Präventionsgedanken auf ehrenamtlicher Grundlage auf dem richtigen Weg zu sein. Aus wissenschaftlicher Sicht nahm Professor Dr. Peter-Ulrich Wendt, Hochschule Magdeburg, Stellung zum Präventionsgedanken.

Einbeck. Vor einigen Wochen sei dem Vorstand »plötzlich aufgegangen«, dass FIPS, der Verein für Integration, Prävention und Sozialarbeit, zehn Jahre alt werde, schmunzelte der Vorsitzende Stefan Jagonak in seiner Begrüßung. Die »eine oder andere sinnvolle Aktion und Tel. Veranstaltung« habe man organisiert und die Begriffe Integration, Prävention und SozialTel. arbeit mit Leben gefüllt. Mit verschiedenen Kooperationspartnern habe man verlässliche Strukturen aufgebaut, wobei man Langfristigkeit und Nachhaltigkeit im Blick behalten müsse.

Viele kurze Wege, etwa zu den Schulen, machten das Arbeiten angenehm und zielgerichtet. Das aufgebaute Netzwerk funktioniere, und Ziel für die Zukunft sei es, die Strukturen weiter zu stärken. Neben der Unterstützung durch die Mitglieder sei man auf Spenden und Drittmittel angewiesen, aber da finde der Verein vor Ort ein offenes Ohr, freute sich der Vorsitzende, etwa bei der Jugendstiftung des Landkreises, die ein wichtiger Partner geworden sei. PräventionsTel. arbeit, betonte Jagonak, bedeute viel Überzeugungsarbeit, die Effekte seien nur schwer messTel. bar. »Mittel- und langfristig sind wir aber auf dem richtigen Weg.« Mit Blick auf die bisherigen Erfolge und auf die Arbeit im Vorstand, die viel Spaß mache, freue er sich auf weitere zehn Jahre - oder mehr.

Wertvolle Arbeit bescheinigte der Erste Kreisrat Dr. Hartmut Heuer dem Verein zum Jubiläum. Kinder und Jugendliche würden immer früher mit Gewalt und Sucht konfrontiert, entsprechend sei Prävention wichtiger denn je. Man müsse sie stark machen, damit sie später Verantwortung für sich und die Gesellschaft tragen könnten. Der Förderverein sei mit Blick auf leere Kassen gegründet worden, und das sei der richtige Wege in eine überaus erfolgreiche Tätigkeit gewesen. FIPS trage zur Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen bei, sowohl mit neuen Projekten aus auch mit »Dauerbrennern«. Nicht umsonst sei die Arbeit mehrfach mit Preisen bedacht worden; das zeige, dass sie wahrgenommen werde, und das motiviere zum Weitermachen. Dank sprach er für die ehrenamtliche Tätigkeit aus, es sei ein Zeichen von gesellschaftlicher Solidarität.

»Danke, dass es euch gibt«, wandte sich Bürgermeister Ulrich Minkner an den Verein. »Hat das Zukunft?«, diese Frage, die er sich bei der Gründung gestellt habe, sei inzwischen durch die unglaubliche Leistung beantwortet worden, verbunden mit dem Wunsch, unbedingt weiterzumachen. Andere Städte, war er sicher, wären froh über solch einen Verein. Idealerweise sei Präventionsarbeit eine hauptamtliche Aufgabe, die inzwischen nicht mehr zu leisten sei; es sei deshalb gut, dass ein anderer Weg gefunden wurde, und darauf könne man stolz sein. Mit Mythen und Fakten über bürgerschaftliches Engagement und Präventionsarbeit setzte sich Professor Dr. Peter-Ulrich Wendt von der Hochschule Magdeburg unter der Fragestellung »Zwei Zugänge - ein Ziel?« auseinander. Sei das zivilgesellschaftliche Engagement von FIPS ein Ersatz für professionelle Arbeit mit dem Wunsch, Freiwillige würden’s schon richten, so seine Frage. Freiwilliges Engagement werde oft eingesetzt, wenn professionelle Strukturen die Aufgaben nicht mehr erfüllen könnten.

Bürgerliches Engagement, so der Referent, sei freiwillig, habe keine materiellen Gewinnziele, sei am Gemeinwohl orientiert und finde im öffentlichen Raum statt. »Das ist FIPS«, stellte er fest. Wenn es darum gehe, Menschen in die Gesellschaft zu integrieren, gehe es häufig um ein ökonomisch gelingendes Leben, und daraus entstehe ein anderes Präventionsverständnis. Inzwischen verbreite sich dieser Ansatz mehr und mehr auch in Deutschland. Prävention sei, zitierte Professor Wendt die Arbeit des Wissenschaftlers Gerald Caplan von 1964, vorbeugendes Eingreifen. Das könne sehr früh geschehen, das könne Unterstützung sei oder auch Jugendsozialarbeit, mit der gegen Probleme vorgegangen werde. Dieser Ansatz habe mit Freiwilligkeit und Ehrenamt nichts zu tun. Auch bürgerschaftliches Engagement könne unter dem Zweck der Beschäftigungsfähigkeit betrieben werden; unter diesem Blickwinkel habe sich soziale Arbeit einer DienstleistungsTel. erwartung zu unterwerfen, der Freiwillige werde zum Anbieter. Wenn öffentliche Kassen leer seien und es an Sachausstattung fehle, werde bürgerschaftliches Engagement zum AusfallTel. bürgen.

Wer freiwillig etwas tue, wolle die Aufgaben selbstbestimmt erledigen. Die Betroffenen wollten projektorientiert tätig sein, sich kurz- und mittelfristig engagieren, und sie wollten nicht überfordert, wohl aber wertgeschätzt werden. Im Sinne von Kants Aufklärungsbegriff sei präventives Handeln eine Aufgabe, die man erbringe, um aus der Unmündigkeit zu entkommen. Freiwillige seien gefordert, sich kritisch mit ihren Aufgaben auseinander zusetzen und sich des eigenen Verstandes zu bedienen. Das könne, so Wendt, ein Wahlspruch für Bürgerschaftliches Engagement sein und zugleich auf Motivation, Vernetzung und gegenseitige Stärkung hinwirken. Dass sie sich nicht vereinnahmen ließen, sondern ihren Verstand nutzten, hätten die FIPS-Gründer bewiesen.ek