Mond verdunkelt die Sonne

Außergewöhnliches und seltenes Phänomen | Vorsicht bei Beobachtung

Viele Menschen schauten am 11. August 1999 gen Himmel, um eine Sonnenfinsternis mitzuerleben, und jetzt besteht wieder die Möglichkeit. Am morgigen Freitag, 20. März, gibt es eine hochprozentige partielle Verdunkelung. Die nächste in Deutschland sichtbare totale Sonnenfinsternis wird erst wieder am 3. September 2081 sein, eine weitere partielle Abdeckung tritt im deutschsprachigen Raum am 12. August 2026 auf.

Einbeck. Am Freitag schiebt sich der Neumond vor die Sonnenscheibe und verdunkelt sie. Komplett finster wird es allerdings nur in einem etwa 400 Kilometer schmalen Streifen auf dem Nordatlantik bei Färöer und Spitzbergen. In Europa, Nordafrika und dem westlichen Asien ist das Ereignis als sogenannte Teilfinsternis zu sehen, bei der die Sonnenscheibe unterschiedlich stark vom Mond bedeckt wird.

In Deutschland werden zwischen 68 Prozent (München), 75 Prozent (bei Hannover) und 83 Prozent (Sylt) der Sonne verdunkelt. Je nach Standort beginnt der Mond, sich ab 9.30 Uhr vor die Sonnenscheibe zu schieben. Eine gute Stunde später ab 10.30 Uhr (in Hannover gegen 10.47 Uhr) ist die größte Bedeckung erreicht. Gegen 12 Uhr ist das Spektakel vorbei.

Ohne geeigneten Augenschutz sollte die Sonnenfinsternis nicht beobachtet werden. Die Grundregel lautet, nicht mit bloßem Auge in die Sonne schauen, erst recht nicht mit einem Fernglas oder gar mit einem Teleskop. Die Benutzung kann zum sofortigen Erblinden führen. Sonnenbrillen, berußte Glasscheiben, geschwärzte Filme oder gar CDs reichen auf keinen Fall aus, da sie die Wärmestrahlung nicht genügend absorbieren. Nutzbar sind Schutzbrillen mit speziellen Filterfolien inklusive CE-Kennzeichnung. Sie lassen nur etwa ein Hunderttausendstel des Sonnenlichts passieren. Erhältlich sind sie bei Optikern, doch ist die Nachfrage sehr groß. Auf weitere Lieferungen wird gehofft.

Projektionen zur Beobachtung sind ebenfalls möglich. Ein Teleskop, eine Lochkamera oder ein Karton mit einem mittigen Loch werden auf die Sonne ausgerichtet. Hindurch fällt ein Bild auf den Boden. Dann kann man gefahrlos die Verdunkelung auf der Erde betrachten.

Autofahrern wird empfohlen, sich nicht von dem Schauspiel ablenken zu lassen. Weiter kann es zu Stromschwankungen kommen. Der Grund: Die Solaranlagen können mit Beginn der Sonnenfinsternis keinen Strom mehr liefern.

Die Natur reagiert ebenfalls auf die Verdunklung. Oft tritt eine Stille ein, Vögel singen nicht mehr. Manche Blüten schließen sich vollständig. Teilweise kommt böiger Wind auf. Je nach Luftfeuchtigkeit lösen sich durch die sich abkühlende Luft Wolken auf oder es entstehen neue.

In früheren Zeiten glaubte man in China, dass bei einer Finsternis ein böser Drache vorhat, die Sonne zu fressen. Mit lautem Getöse versuchten, die Menschen ihn davon abzuhalten. Im alten Ägypten war das »Verschlucken der Sonne vom Himmel« ein schlechtes Omen, dem bald das Herabstürzen des Himmels auf die Erde folgen soll. Brunnen wurden in Japan abgedeckt, damit das Wasser bei der Verdunkelung nicht vergiftet werde. Die nordamerikanischen Arapaho-Indianer dachten, Sonne und Mond wechseln das Geschlecht, der Tag wird zur Nacht. In Brasilien meinten verschiedene Völker, dass ein großer Vogel die Sonne mit seinen Flügeln verdeckt. Die Chippewa-Indianer fürchteten, die Sonne würde erlöschen und schossen brennende Pfeile gegen den Himmel, um sie wieder anzuzünden.

Einige glauben sogar, dass aufgetragene Heilerde bei der Sonnenfinsternis einen schönen Teint bringe oder dass die Verdunkelung Unglück oder Not verheiße. 1999 sollte die Finsternis der Beginn des Weltuntergangs sein.In diesem Jahr gibt es noch eine weitere partielle Verdunkelung über dem südlichen Indischen Ozean (am 13. September) zu sehen. Es folgen eine totale Finsternis am 9. März 2016 über Indonesien, eine ringförmige am 1. September 2016 über Mittelafrika und Madagaskar sowie eine komplette am 21. August 2017 in den Vereinigten Staaten von Oregon bis nach South Carolina.

Vorhergesagt wurde für den morgigen Freitag, 20. März, »teils geringe, teils wechselnde Bewölkung.« Es gibt also gute Chancen, die Sonnenfinsternis erleben zu können.mru