Musik ist eine Sprache, die jeder versteht

Konzert zum 35-jährigen Bestehen der Mendelssohn-Musikschule | Gemeinsam mit Thiais | Großer Beifall

Mit einem beeindruckenden Programm, das beim Publikum bestens ankam, hat die Mendelssohn-Musikschule ihr 35-jähriges Bestehen gefeiert, eingebettet in die Partnerschaftsfeierlichkeiten mit Thiais. »35 Jahre mit dem Herzen dabei« lautete das Motto des Abends vor großer Zuhörerschaft in der Münsterkirche und mit Beiträgen aus verschiedenen Epochen und Stilen, für die es viel Beifall gab.

Einbeck. Die Vorsitzende des Fördervereins der Musikschule, Christina Heise, verwies in ihrer Begrüßung auf das Motto des Konzerts: »Mit dem Herzen dabei« seien die Lehrer, die qualifiziert und engagiert bisher in tausenden Kindern und Erwachsenen die Freude an Musik geweckt hätten. Sie vermittelten musikalische Bildung mit Zukunft. Die Freude an Musik stehe dabei im Vordergrund. Begabungen würden gefördert, und es werde für das Spielen im Ensemble geworben. Musik sei eine Sprache, die man nicht sprechen müsse, um sie zu verstehen. Sie unterstütze viele verschiedene Bereiche, und die Lehrkräfte seien mit Leidenschaft dabei.

Die Idee, eine Musikschule in Einbeck zu gründen, kam 1977 vom damaligen Bürgermeister Dr. Herbert Voges. 1978 wurde der Beschluss gefasst, die Stadt Einbeck sollte die Trägerschaft übernehmen, 1979 erfolgte die Gründung. Ein wichtiger Anstoß dazu kam aus Thiais:?Das dortige Konservatorium hatte sich mehrfach so überzeugend dargestellt, dass man sich so etwas auch für Einbeck wünschte. Eine Musikschule sei ein positiver Standortfaktor und ein Gewinn für die Kultur – und das gelte nach wie vor.

Den Abend, kündigte Christina Heise an, würden nicht nur Einbecker Schüler gestalten, sondern sie würden unterstützt von Musikern aus Helmstedt und Gifhorn, und beim Finale könne man sich auf die Mitwirkung von Gästen von der Academie des Arts aus Thiais und auf ein starkes Orchester mit 80 Instrumentalisten freuen. »Musik verbindet Menschen und Völker«, sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Die Mendelssohn-Musikschule sei Politik und Verwaltung wichtig, und man werde sich dafür einsetzen, dass sie auch über 2016 hinaus bestehe. »Wir arbeiten daran, die Finanzierung auf sichere Beine zu stellen«, betonte sie – sicher ein schönes Jubiläumsgeschenk für Lehrer und Schüler, das zu hören.

Die Mendelssohn-Musikschule sei 35 Jahre alt geworden, aber jung geblieben, stellte der Erste Kreisrat, Dr. Hartmut Heuer, in seinem Grußwort fest. Seit 35 Jahren sei sie erfolgreich tätig, leiste musikpädagogisch Hervorragendes und sei Bestandteil des regen kulturellen Lebens in Einbeck. Musikalische Bildung, betonte er, brauche einen festen Platz, biete sie doch Chancen für Kinder und Jugendliche: Sie könnten beispielsweise und mit und für andere spielen, das sei eine wertvolle Sache. Die Wirkungen von Musik seien unbestritten und belegt, die Kinder könnten vielfältige Erfahrungen machen. »Musik begeistert, beseelt, belebt«, so der Erste Kreisrat. Kinder liebten Musik, und ein Instrument zu spielen, sollte etwas Selbstverständliches sein – wie lesen, schreiben, rechnen. »Musika ist eine halbe Disziplin und Zuchtmeisterin, so die Leute gelinder und sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger macht« – so wie Martin Luther werde man das heute nicht mehr formulieren, schmunzelte Dr. Heuer, aber er habe die positiven Wirkungen schon vor fast 500 Jahren erkannt: Musik fördere die Persönlichkeitsentwicklung und die sozialen Kompetenzen. Es mache einen Unterschied, ob man Musik höre oder selbst mache. Und nicht vergessen dürfe man Erfolgs- und Glücksmomente, wenn ein Stück gelinge. Musik begleite den Menschen durchs Leben, sie drücke Gefühle aus. Die Mendelssohn-Musikschule sei mit ihrem breiten Angebot vortrefflich aufgestellt, den Schülern Freude an Musik zu vermitteln. Sie sei eine wichtige Adresse für alle, zu deren Leben die Musik gehöre, gratulierte er, verbunden mit dem Wunsch nach weiteren Erfolgen.

Auf dem fast zwei Stunden dauernden Programm standen Werke von Händel, Haydn, Diabelli, Schubert, Gershwins »Summertime«, das genau zur hochsommerlichen Witterung passte, und Johann Strauss, Paganini und Ponchielli folgten auf Robbie Williams, Bobby Hebb oder »Gabriellas Song« aus »Wie im Himmel«. Den Auftakt machten die Jüngsten, die »Wimadimus«, mit Ellen Wolpert und einem Kinderlied und einem afrikanischen Stück. Unter der Leitung von Sándor Csarankó musizierten das »Orchestra« der Mendelssohn-Musikschule, das Klavierduo Lara Wedemeyer und Konrad Borchardt aus der Klasse von Ellen Wolpert, die Kammermusikklasse von Sándor Csarankó mit Uta Wegener, Dr. Sabine Michalek, Birgit Jansen und Margarethe Liers, das Saxophon-Ensemble unter der Leitung von Günter Tepelmann und das Flöten-Ensemble von Natalia Bergmann, begleitet von Andreas Jaeger und Hans-Jürgen Kampa. Die »Vocal ?Homies« von Arwen Schweitzer sangen, begleitet von Ellen Wolpert, und Louisa Mose und Victoria Strauss traten als Gesangssolistinnen mit dem Jazz Ensemble Einbeck auf. Werke von Britten und Osborne gab es zum Finale: mit dem »Orchestra«, dem Kammerorchester Helmstedt und »Chilies con Spirito« aus Gifhorn, geleitet von Sándor Csarankó, Wolfgang Pietscher und Vadim Guloyants.

Die Musiker des Thiaiser Konservatoriums gaben mit ihrem Dirigenten Jean-Marc Dalmau ihre musikalische Visitenkarte ab, unter anderem mit der Ouvertüre zur »Fledermaus« und dem »Tanz der Stunden« aus »La Gioconda«. Zur »Forrest Gump Suite« versammelten sich schließlich 80 Musiker aus Einbeck und Thiais zur »Einbecker Philharmonie«, die größten Hörgenuss bescherte. »Das war nicht unser letztes gemeinsames Konzert«, versprach Orchesterleiter Csarankó abschließend:?»Die Zugabe geben wir gern im nächsten Jahr.«Beim Empfang im Garten der Stukenbrok-Villa nutzten verschiedene Mitwirkende die Gelegenheit, zum Instrument zu greifen und Musik durch den lauen Sommerabend klingen zu lassen.ek