Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung

Nach gutem Start weniger Gäste durch die Pandemie

Tourist-Information mit Jahresbericht 2020: Erheblicher Rückgang bei Gäste- und Übernachtungszahlen

Der Tourismus sei eine von Corona hart getroffene Branche, und das werde 2021 noch so weitergehen. Das stellte die Leiterin von Kulturring und Tourist-Information. Ulrike Lauerwald, bei der Präsentation des Jahres­berichts 2020 im Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung fest. Ankünfte und Übernachtungszahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr um 50 beziehungsweise 52 Prozent verringert. Damit stehe man niedersachsenweit im Mittel, stellte sie fest. Nach dem ersten Lockdown konnte die Saison für die Gästeführungen erst Ende Mai, am Pfingst-Wochenende, beginnen.

Einbeck. Die Zahl der Ankünfte lag bei 19.076, die der Übernachtungen bei 35.756 . Die durchschnittliche Auslastung der Unterkünfte betrug 20,3 Prozent. Zuvor waren es 34,4 Prozent. Die Aufenthaltsdauer war gleich bleibend bei 1,9 Tagen.

Wie schon im Frühjahr durften fast den gesamten November und Dezember keine privat reisenden Gäste aufgenommen werden. Städtereisen waren vom Rückgang noch deutlicher betroffen als Rad-, Wander- und Küstenziele. Allerdings gab es für Januar und Februar 2020 – vor Ausbruch der Pandemie – steigende Gästeübernachtungen im Vergleich zu 2019: plus 2,4 beziehungsweise elf Prozent. Der Aufwärtstrend zeichnete sich auch für das weitere Frühjahr ab.

Einbeck verfügte von Januar bis November durchschnittlich über 12,6 geöffnete Beherbergungsbetriebe; im Vorjahr waren es durchgängig 14. Angeboten wurden im Durchschnitt 541 Gästebetten nach zuvor 637. Alle 14 Betriebe waren im Februar und von August bis Oktober geöffnet.

Audioguides für Gästeführer und Besucher

Rund 185 Übernachtungen pro Monat gab es auf dem von den Stadtwerken betriebenen Wohnmobilstellplatz am Schwimmbad nach durchschnittlich monatlich 215 im Jahr 2019. Allerdings verkürzte sich die Saison durch die konsequente Schließung Ende 2020 für die Wohnmobilisten, und viele entschieden sich gegen Einbeck, weil das Schwimmbad nicht lange mitgenutzt werden konnte: ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des Standorts.

Angeboten wurden den Gästen Stadt- und Erlebnisführungen, Programme für Gruppen sowie Pauschalarrangements. Die Zahlen waren auch hier rückläufig. Zunächst konnten noch bis Mitte März Angebote durchgeführt worden. Nach dem ersten Lockdown starteten die Gästeführer zu Pfingsten Ende Mai wieder mit den öffentlichen Stadtführungen mit höchstens neun Personen unter freiem Himmel, mit Maskenpflicht und Abstand. Die Einschränkungen wurden ab dem 10. Juli gelockert.
Ab September hatten Gästeführer und Be­sucher Audioguides zur Verfügung. So ließ sich Abstand halten, es war aber trotzdem alles zu hören. Das Angebot war sehr gefragt.

Starker Monat September

Der September war erneut der stärkste Mont mit 97 Buchungen und 783 Personen bei Führungen und Programmen. Insgesamt wurden 309 Gruppen mit 1.918 Personen durch Einbeck geführt – ein deutlicher Rückgang um 64 beziehungsweise 84 Prozent im Vergleich zu 2019, wo 849 Gruppen und 11.939 Personen gezählt wurden. Am häufigsten wurden die Altstadt- beziehungsweise die Stadtführung gebucht, gefolgt von der Abendführung und dem Kleinen Bierdiplom. Aber auch das Kinder-Entdecker-Angebot sowie Besichtigungen von Senfmühle und Blaudruck waren beliebt. Neu und begeistert aufgenommen wurde das »Waldbaden« mit einer Waldpädagogin. Einen deutlichen Rückgang gab es bei Gruppenprogrammen, zumal das Busgruppengeschäft fast komplett weggefallen ist.

Häufig konnten, so heißt es im Bericht, Umbuchungen vom Frühjahr in den Sommer oder den Herbst vorgenommen werden oder ins Jahr 2021. Aufgrund der anhaltenden Pandemie sei die Buchungslage für das laufende Jahr weiter zurückhaltend, vor allem bei Gruppen. Mehrmaliges Umbuchen und Stornieren sei für die Mitarbeiterinnen ein enormer Kraftakt, der aber mit Bravour gemeistert wurde.

Der Bereich Tourismus teilt sich in zwei Teams mit verschiedenen Arbeitsbereichen auf: Das Team Tourist-Information/Counter hat seinen Sitz im Eickeschen Haus, während Themen des Tourismusmarketings und der Tourismusentwicklung hauptsächlich durch das Team im Alten Rathaus bearbeitet werden.

Virtuell Sehnsucht wecken

Die Tourist-Information im Eickeschen Haus hat in der Hauptsaison etwa 45 Stunden pro Woche und in der Nebensaison 32 Stunden geöffnet. Im vergangenen Jahr war sie an 258 Tagen geöffnet, nach dem ersten Lockdown galten zunächst verkürzte Öffnungszeiten. Es kamen insgesamt 8.494 Besucher; im Vorjahr waren es an 316 Öffnungstagen 15.894 Besucher. Weitere Analysen und Vergleiche seien aufgrund der Situation nicht aussagekräftig, hieß es. Der besucherreichste Monat war auch hier der September mit 1.306 Personen.

Bei den Souvenirs waren Postkarten, Magnete und die »Einbeck-Maske« als Mundschutz gefragt. Aber auch der Einbecker Braumeister als Bade-Ente, Bier oder der neue Stadtführer »Ich bin dann mal in ... Einbeck« waren gefragt. Neu aufgenommen wurden Fachwerk-Hooray-Artikel und Bücher des Einbecker Geschichtsvereins.

Da touristische Ausflüge zeitweise nicht möglich waren, wurden mit #EINzuhause und #EINblicke Kampagnen gestartet, die virtuell Sehnsucht nach Einbeck wecken und neue Urlaubsgäste für »die Zeit danach« locken sollten. Die Sehenswürdigkeiten, detailliert und in 360-Grad-Ansicht, fanden auch bei Einbeckern Anklang. Die Präsenz auf Social-Media-Plattformen wurde verstärkt. Gerade im Ausnahmezustand des vergangenen Jahres kann man so gezielt Reisewünsche wecken. Mit neu definierten Zielgruppen soll das fortgesetzt werden, unter anderem durch Kooperationen mit Bloggern.

Erneut Qualitätssiegel I-Marke

Nach einer anonymen, nicht angekündigten Überprüfung durch den Deutschen Tourismusverband wurde die Tourist-Information erneut mit dem Qualitätssiegel I-Marke ausgezeichnet als eine von 730 Tourist-Informationen in Deutschland. Zudem erfolgte die Zertifizierung durch die Initiative ServiceQualität Deutschland. Weiter ist die Zertifizierung durch »Reisen für alle« erfolgt. Damit wird das wichtige Thema des barrierefreien Tourismus auch in Einbeck aufgegriffen.
Zum Jahresbeginn ist Einbeck offizielles Mitglied im niedersächsischen Städteverband aboutcites geworden. Blogger schreiben über ihre eigene Stadt, und auch Einbeck hat Stadtbotschafter benannt. Der Blog wird durchschnittlich 420 mal pro Tag aufgerufen. Die Themen beziehen sich auf ganz unterschied­liche Aspekte. Bei einem Workshop zum Jahresauftakt konnten sich die Blogger in Einbeck kennenlernen.

Das vergangene Jahr sei gekennzeichnet gewesen vom Markenprozess, erinnerte Ulrike Lauerwald, das Ergebnis wurde im November vorgestellt. Für dieses Jahr sei die Fertigstellung eines touristischen Imagefilms geplant, und es werde ein Tourismuskonzept folgen.

Digitalisierungsoffensive

Weitergeführt wurde die Digitalisierungsoffensive. Bereits mehr als 70 Prozent aller Kurzurlaube, also der zwei- bis viertägigen Aufenthalte, würden in Deutschland inzwischen online in Echtzeit gebucht. Auch 22 Einbecker Anbieter machten Gebrauch davon, Hotels und Anbieter von Ferienwohnungen. Die Handhabung sei einfach, und sie biete bei sehr gutem Erfolg ­einige Vorteile: optimale Auslastung mit geringem Aufwand, persönliche und kompetente Beratung und Nutzung eines starken Vertriebsnetzwerks, etwa booking.com, und eine Teilnahmegebühr sowie Einrichtungs- und Schulungskosten werden nicht erhoben.

Lob für Arbeit »mit viel Herzblut«

Ein weiterer Arbeitsschritt der vergangenen Monate war die Erstellung einer Datenbank und einer neuen Website. Um als touristisches Ziel auf Google relevant zu sein, müsse man strukturierte Daten liefern. Das funktioniere vor allem über den Import beziehungsweise Pflege der Daten in eine strukturierte Datenbank. Diese Daten öffneten ein großes Feld an nutzbaren Möglichkeiten, stellte Ulrike Lauerwald fest: Daten seien das »neue Öl«.

»Sie haben mich weit zurückgelassen«, stellte der Ausschussvorsitzende Walter Schmalzried, CDU, fest, aber vermutlich ging es ihm nicht allein so. Es sei jedenfalls positiv, dass ­Ulrike Lauerwald fit sei in dieser Technik und dass ihre Arbeit Früchte trage.

Lob dafür, wie zukunftsfest die Tourist-Information sich aufgestellt habe, äußerte Alexander Kloss, parteiloses Ratsmitglied. Die Prioritäten hätten sich verschoben, und danach müsse man handeln, wenn man die Gäste erreichen wolle. Was hier geleistet werde, sei beispielhaft für die Region.

Die Tourist-Information habe sich gut auf­gestellt und den Lockdown sinnvoll genutzt, sagte Heidrun Hoffmann-Taufall, CDU. Auf ihre Nachfrage, wann die Fässer des Bierpfades runderneuert würden, hieß es, das werde man im Konzept anfassen. Geplant sei eine Erweiterung mit mehr Elementen, zudem ein barrierearmer Zugang. Dafür befinde man sich, auch mit dem Brauhaus, in der Endphase der Planungen, bevor es an die Umsetzung gehe.

Dass viel Herzblut in dieser Arbeit stecke, betonte Dirk Heitmüller, SPD. Dabei sei es sehr schade, dass man wegen der coronabedingten Einschränkungen derzeit nichts ernten beziehungsweise keine Erfolge einfahren könne.

Mehr Rad-, Wander- und Joggingtouren

Für das laufende Jahr sind Maßnahmen in den Bereichen Marketing und Kommunikation geplant. Rad-, Wander- und Joggingtouren sollen ausgebaut werden. Es soll Reiseangebote für Familien, Kurzreisen in Kleingruppen und vor allem Individualangebote geben. Neue Stadtpläne, auch in den Vitrinen, und die Erweiterung des Souvenir-Programms sind geplant. Über Info-Stelen soll eine Verbesserung der Infrastruktur erfolgen, und es werden Schulungen zu unterschiedlichen Themen und auf verschiedenen Zugangskanälen angeboten. Alle Planungen, hieß es, seien aufgrund der Pandemie-Lage unter Vorbehalt zu betrachten.ek