Nächstenliebe ist nötig

Frauen aus den Bahamas gestalten Gottesdienstordnung für Weltgebetstag

Einbeck. Das Leben der Frauen auf den Bahamas stand in diesem Jahr im Mittelpunkt des Weltgebetstages, der in der St. Marien-Kirche in Einbeck gefeiert wurde. Im Gottesdienst wurde die Bibelstelle aus dem Johannesevangelium (13,1-17), in der Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht, fokussiert: »Begreift ihr meine Liebe?« Hier wird für die bahamaischen Weltgebetstags-Frauen Gottes Liebe erfahrbar, und sie appellieren an alle, Nächstenliebe zu üben. Im Gottesdienst wurden die Bahamas, auf denen vor 65 Jahren erstmals der Weltgebetstagsgottesdienst gefeiert wurde, vorgestellt. Die Bahamas bestehen aus 700 Inseln. Der kleine Inselstaat zwischen den USA, Kuba und Haiti, der 25 mal in die Größe Deutschlands passt, gehört zum britischen Commonwealth.

Das Durchschnittseinkommen liegt bei rund 21.800 US-Dollar. Das Land lebt vom Tourismus, von Strand, Sand, Palmen und der Unterwasserwelt. Die Bahamas sind ein wirtschaftlich erfolgreiches, touristisches Sehnsuchtsziel.  Aber das vermeintliche Paradies hat mit Problemen zu kämpfen: extreme Abhängigkeit vom Ausland, Arbeitslosigkeit und eine erschreckend hohe Gewalt gegen Frauen und Kinder. Erst 1962 waren Frauen berechtigt, zu wählen, 1992 wurde die erste Frau ins Parlament gewählt. »Mit der Gleichberechtigung ist es nicht weit her.«Zur wechselhaften Geschichte der Bahamas gehört die Anlandung von Christoph Kolumbus 1492 und die Versklavung der indigenen Bevölkerung. Vom 16. bis 18. Jahrhundert galten die Bahamas als Hochburg der Piraterie, bis Großbritannien einen Gouverneur einsetzte. Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges kamen versklavte Menschen auf die Bahamas, die Sklaverei wurde 1838 abgeschafft.

Durch den US-amerikanischen Bann auf Kuba seit 1961 verlagerte sich der Tourismus auf die Bahamas und wächst seitdem stetig.1,5 Millionen Menschen verbringen jährlich ihren Urlaub dort. 85 Prozent der Bahamaerinnen  sind Nachfahren der ehemals versklavten Bevölkerung.

Die Bahamas sind ein überwiegend christliches Land, neun von zehn Menschen gehören einer der zahlreichen Kirchen an. Die christliche Religion prägt das Alltagsleben, der sonntägliche Gottesdienstbesuch gehört dazu.Die guten und die schlechten Seiten wurden im Gottesdienst beleuchtet: Armut, häusliche Gewalt, Probleme von Migranten, Mutterschaft im Teenager-Alter, HIV und Aids oder Brustkrebs - mit der Fußwaschung wurde im Gottesdienst verdeutlicht, dass man dagegen etwas unternehmen kann: In einem von Armut und Gewalt geprägten Alltag braucht es  tatkräftige Nächstenliebe.

Mit der Gottesdienstkollekte unterstützt wurden Frauen und Mädchen weltweit, Beispiel ist die Medienkampagne für Jugendliche des »Bahamas Crisis Centre«: Unter dem Titel »Let’s talk« (Lasst uns reden!) klärt sie auf und kämpft gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und jungen Frauen.

Im Anschluss an den Gottesdienst gab es karibische Leckereien und die Möglichkeit zum Gedankenaustausch. Den Gottesdienst hatten 13 Frauen aller Konfessionen, angeleitet von Karin Augustin, vorbereitet. Die Weltgebetstagskerze wurde weitergereicht an die evangelisch-lutherische Gemeinde. Im nächsten Jahr wird der Weltgebetstagsgottesdienst in der Baustraße 17 gefeiert.sts