Das Krumme Wasser:

Naherholung und artenreicher Lebensraum

Ausschuss für Natur und Umwelt der GfE: Schwachstellen in den Blick genommen und Probleme angesprochen

Felder, bunte Wiesen, vielgestaltige, artenreiche Hecken und kleine Wäldchen bilden mit ihrer Tier- und Vogelwelt das erlebnisreiche Landschaftsmosaik am Krummen Wasser, einem Naherholungsbereich erster Priorität, so sagt es der Landschaftsplan der Stadt Einbeck aus dem Jahr 1996. Und es sind auch die vielfältigen Strukturen, des in Teilbereichen naturnahen Fließgewässers, die den Spaziergänger und Naturfreund begeistern. Da findet man beispielsweise die Uferabbrüche mit Brutröhren für den Eisvogel, Kiesbänke als Ansitzwarte für Frösche und Wasseramseln, Kolke und Flachbereiche, kleine Inseln, Prall- und Gleitufer, ökologisch willkommene Störbereiche des Gewässerbettes durch umgestürzte Bäume und zahlreiche, das Wasser mit Sauerstoff anreichernde, rauschende Sohlgleiten. Aber im und am Krummen Wasser gibt es auch Beeinträchtigungen, die den Wert als naturnahen Lebensraum stark einschränken.

Einbeck. Es ist daher ein Anliegen des Ausschusses für Natur und Umwelt der unabhängigen Wählergemeinschaft GfE, sich dieses Problems anzunehmen. Denn oft ist es nur auf politischer Ebene möglich, eine Verbesserung zu erreichen, so wie es im letzten Jahr mit der Unterschutzstellung des Märchenwaldes erfolgreich umgesetzt wurde.Kürzlich hatte der Ausschuss für Natur und Umwelt der unabhängigen Wählergemeinschaft GfE zu einer ersten Begehung des Krummen Wassers interessierte Naturfreunde eingeladen, um die Schwachstellen in Augenschein zu nehmen, und um gemeinsam dann nach Lösungen für eine Verbesserung zu suchen. Teilgenommen haben Mitglieder der Gesellschaft für Naturschutz GfN, des Fischereiverbandes Einbeck und der Kreisgruppe Northeim des BUND. Gert Habermann von der GfE leitete die Exkursion.

Eine der Voraussetzungen für die Entwicklung eines großräumigen Auen-Biotopverbunds am Krummen Wasser ist die Verhinderung beziehungsweise Minimierung des Eintrags von Feinsubstraten aus der Landwirtschaft, die das Sand-Lückensystem des Baches verschließen. Denn dort befindet sich Lebensraum vieler Fischarten und ihrer Nahrungsgrundlage, wie da sind Bachflohkrebse, Asseln, Würmer, Köcher-, Stein- und Eintagsfliegenlarven. Das Krumme Wasser wäre ein ideales Laichgewässer, aber die Einleitung von Nitraten, Stickstoff und Phosphor düngen das Gewässer stark auf und entziehen ihm dadurch den Sauerstoff. So leiten insgesamt 13 Ortschaften, aus einem Einzugsbereich von 6.000 Hektar, ihre Abwässer aus Klärgruben und Schilfbeeten in das Fließgewässer. Dies ist eine ungeheure Düngerfracht, die fast jeden Bach zum Abwasserkanal degradiert. Zu verringern wäre das, durch ausreichend breite Gewässerrandstreifen und Grünland.

Ein weiteres Problem sind die Stauwehre, welche ein Aufsteigen der Fische aus Leine und Ilme in die quellnahen Bereiche des Krummen Wassers unterbinden. Eine kostengünstige Lösung wäre eine Umwandlung der Wehre durch lang ausgezogene Sohlgleiten, wie dies vom Leineverband oberhalb und unterhalb von Kuventhal bereits vor vielen Jahren vorbildlich umgesetzt wurde.

Auch das gründliche Freiräumen des Gewässerbettes von umgestürzten Bäumen ist von Nachteil, denn es beschleunigt den ungehinderten Wasserabfluss, so dass dann Hochwasserspitzen zu schnell das Stadtgebiet erreichen. Eine wirtschaftlichere Lösung als die von der Stadt geplanten Rückhaltebecken und zudem auch ökologisch sinnvoller, wäre die Ausweisung von weiteren Grünflächen, auf die das Hochwasser ausweichen und zurückgehalten werden kann. Hier haben bereits BUND, GfN und NABU durch den Ankauf von Grünflächen Vorbildliches geleistet.

Ein sehr unschöner Schwachpunkt ergibt sich durch die Nutzung und Einengung fast aller Uferbereiche des Bachlaufes im Bereich der nördlich vor Einbeck gelegenen Kleingartenanlage. Müll und Unrat gelangen hier unkontrolliert in das Gewässer und trüben das Bild eines ansonsten relativ strukturreichen und naturnahen Fließgewässers des Krummen Wassers.

Ein letzter Diskussionspunkt im Verlauf der Exkursion war die Zulassung der Intensivlandwirtschaft in unmittelbarer Nähe von Einbecks Tiefwasserbrunnen. Es ist bekannt, dass die Wasserwegsamkeit etwa 50 Jahre beträgt. Erst danach zeigen sich die Sünden sorglosen Umgangs mit gefährlichen Umweltgiften früherer Jahre. Gerade in Niedersachsen mussten in letzter Zeit Trinkwasserbrunnen wegen zu hoher Nitratbelastung beziehungsweise nicht abgebauter Pflanzenschutzmittel geschlossen werden.

Resümee der Exkursion war die Hoffnung der Teilnehmer dass sich in Einbeck und im Landkreis verantwortungsvolle Entscheidungsträger finden, die bei der Verbesserung der angesprochenen Probleme helfen. Beispielsweise in Anlehnung an das Auen-Förderungsprogramm des ehemaligen Niedersächsischen Umweltministers Stefan Birkner zur Verbesserung des Biotopverbunds der Auen und ihrer Fließgewässer. »Der Schutz der Auenlandschaften stellt einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt dar, denn naturnahe Bäche und Flüsse dienen als Wanderkorridore, über die sich Pflanzen und Tiere ausbreiten können«, so Birkner. Daher soll zum Beispiel der Rückbau von Stauwehren in Gewässern finanziell gefördert werden.oh