Narren wollen mit Liebe, Spaß und Heiterkeit regieren

Froh und leicht fühlte sie sich, in Erwartung des Katerfrühstücks am Aschermittwoch: Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek hat dem Einbecker Prinzenpaar den symbo­lischen Rathausschlüssel überreicht. Am Sonnabend­vormittag nahmen Jonas I. und Suliana I. ihr unter dem Jubel vieler Zuschauer vor dem Alten Rathaus das große Schließwerkzeug ab, ohne auf Widerstand zu stoßen. Zuvor waren die Mitglieder der Gesellschaft der Karnevals­freunde Einbeck (GdKE) mit vielen befreundeten Vereinen durch die Stadt gezogen, kostümiert und gut gelaunt.

Einbeck. Neben den Einbecker Majestäten waren weitere Prinzenpaare und Elferräte dabei, sie jubelten den Schaulustigen am Straßenrand zu, und die ersten »Kamellen« flogen auch schon. Vom Rathaus-Balkon hieß Karnevalspräsident Albert Eggers die Einbecker willkommen. 70 Jahre werde die GdKE in diesem Jahr.

1948 wurde der Verein von Rheinländern gegründet, die nach dem Krieg nach Einbeck gekommen waren – das wolle man besonders feiern. Mit Humor, Musik und Akrobatik habe sich der Umzug dem Rathaus genähert, das Prinzenpaar wolle den Stadtschlüssel mit närrischer Macht, um bis Aschermittwoch mit Spaß zu regieren. Erstaunt zeigte er sich, dass der Weihnachtsbaum noch immer auf dem Marktplatz stehe. Das sei, vermutete er, der erste Kostensparbeitrag der Politik für den Haushalt 2018: Die Ratsmitglieder würden den Baum sicher am Sonnabend noch umlegen und beim Kommunalen Bauhof anliefern.

Nach Musik von Michael Beyer stellte das Prinzenpaar fest: Der wahre Regierungswechsel finde in Einbeck statt. Deshalb sei man angetreten, den Rathausschlüssel zu holen. Mit Liebe, Spaß und Heiterkeit wolle man in der fünften Jahreszeit regieren. Man wolle ganz Einbeck feiern sehen bei den Veranstaltungen.

Das Kinderprinzenpaar Jeremy I. und Stella I., begleitet von Kindertill Lotte, hielt ebenfalls eine humorvolle Rede: Die Zehnjährige und der neun Jahre alte Prinz stellten sich einprägsam vor: Sie komme aus Ahlshausen, das liege hinterm Wald – er aus Einbeck, vor dem Wald. Kinder wünschten sich eine Welt ohne Kriege, in der sich alle lieb hätten. Und Karneval, freuten sie sich, sei eine Zeit, in der die Erwachsenen auch mal die Hausaufgaben machen dürften.

Viel geschwitzt habe sie, damit die Reime sitzen würden, verriet Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Doch sie müsse auch feststellen, dass viele gar nicht hinhören würden. Aber egal: Man wolle feiern und schunkeln, gerade auch in der 70. Session der GdKE.

Einige Worte gab sie den Narren zum Geleit: »Einbeck blüht auf, man sieht’s auf einen Blick. Wir wohnen doch auf Deutschlands schönstem Stück.« Man habe einen stabilen Haushalt, eine gute Konjunktur, es gehe nach vorn, und in der Politik herrsche meist große Einigkeit. Deshalb falle ihre Kritik in diesem Jahr nur spärlich aus: »Mehr das große Ganze seh’n und auch mehr Mut, zu Beschlüssen zu steh’n, das wäre gut.« Zusammen müsse man Strategien entwickeln für die Stadt für die Zeit nach dem Zukunftsvertrag. »Prioritäten setzen und Entscheidungen fällen, Einbeck in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen und nicht sich selbst oder die Parteidoktrin. Das wär’ mein Wunsch an schwarz, rot, gelb, blau oder grün. Denn Einbeck unübertrieben, ist unsere Stadt, die wir doch alle so lieben.« Die Narren sollten die kleinen Sorgen in der dunklen Jahreszeit vertreiben und den Regierenden den Spiegel vorhalten, dabei auch mit Spott nicht sparen, so sei es Tradition. Sie könnten in der fünften Jahreszeit mit Freude und Humor das erledigen, was zuvor trotz aller behördlicher Kunst und List »uns bisher nicht gelungen ist. Denn mit Menschen, die zusammen lachen, kann man die Heimat so viel schöner machen.« Mit Zukunftsplan und schnellem Internet werde Einbeck dann nochmal so nett. Besonders Lob zollte sie der GdKE für ihr soziales Engagement. In der Session würden immer Spenden gesammelt für Projekte in der Stadt. Ziel ist es diesmal, einen Defibrillator für das neue Jugendgästehaus zu finanzieren. Deshalb wünsche sie sich, dass die Sammeldose reichlich mit klingenden Münzen oder lieber noch knisternden Scheinen gefüllt werde.

Die Schlüsselübergabe vollzog sie mit der Bitte, auch diesmal gut darauf acht zu geben. Sie könne sich nun zurücklehnen, lachte sie: »Also, ich mach’ jetzt frei. Einbeck Helaaf!« Als Dankeschön erhielt die Bürgermeisterin den Sessionsorden, bevor im Alten Rathaus weiter gefeiert wurde.

Noch mehr Karneval gibt’s schon am kommenden Wochenende: Am Sonnabend ist die Galasitzung im BBS-Forum, am Sonntagnachmittag der Kinderkarneval.ek