Zum 20. Mal:

Ökumenischer Festgottesdienst am Pfingstmontag

Am 24. Mai ab 10.30 Uhr in der Marktkirche St. Jacobi / Tradition in Einbeck seit 1991 / Ökumenischer Gedanke seit 1910

Seit 1991 wird in Einbeck am Pfingstmontag ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert – somit am kommenden Montag, 24. Mai, zum 20. Mal. Die Versöhnung der Christen untereinander hat im Lauf des 20. Jahrhunderts sehr unterschiedliche Formen angenommen. Die spirituelle ökumenische Bewegung hat gezeigt, wie wichtig das Gebet für die Einheit der Christen ist. Große Energie wurde auf das wissenschaftlich-theologische Gespräch verwendet, was zu zahlreichen Übereinstimmungen in Lehrfragen geführt hat. Die praktische Zusammenarbeit der Kirchen auf sozialem Gebiet hat fruchtbare Initiativen hervorgebracht. Neben diesen wichtigen Leistungen nahm die Frage der Mission eine besondere Stellung ein. Heute betrachtet man die Missionskonferenz, die 1910 in Edinburgh stattfand, als den Beginn der modernen ökumenischen Bewegung.

Einbeck. Dabei war es keineswegs selbstverständlich, das Anliegen der Mission mit dem Wunsch nach der Einheit der Christen zu verbinden. Doch missionarisches Engagement der Kirche und ökumenisches Engagement gehen Hand in Hand. Durch die Taufe bilden die Christen einen einzigen Leib und sind berufen, in Gemeinschaft miteinander zu leben. Gott hat sie zu Schwestern und Brüdern in Jesus Christus gemacht. Davon Zeugnis abzulegen, ist der grundlegende Auftrag der Kirche.

Dass sich die Frage nach der Einheit der Chrisen zuerst den Missionaren stellte, hat in historischer Perspektive eher praktische Gründe. Oft ging es darum, angesichts der humanitären und materiellen Bedürfnisse unnötige Konkurrenz zu vermeiden. So teilte man die Missionsgebiete untereinander auf. Schritt für Schritt kam es zu gemeinsamen Vorhaben der Missionsgesellschaften, etwa Bibelübersetzungen. Die gemeinsame Arbeit am Wort Gottes führte dazu, über die Trennung der Christen nachzudenken.

Ohne die Rivalität zwischen Missionaren, die von verschiedenen Kirchen ausgesandt worden waren, abstreiten zu wollen, lässt sich sagen, dass die Missionare die ersten waren, denen das Ausmaß der Tragödie der Trennung der Kirchen bewusst wurde. Hatte man sich auch in Europa bereits an die kirchlichen Trennungen gewöhnt, so schien es doch unverantwortlich, diese Trennungen dorthin zu exportieren, wo Christus gerade erst entdeckt wurde. Für die neu entstehenden lokalen Kirchen wurde die Diskrepanz zum Problem, die sich zwischen der Botschaft der Liebe, die sie leben wollten, und der tatsächlichen Trennung der Jünger Christi auftat.

Wie kann man jemandem die in Jesus Christus angebotene Versöhnung verständlich machen, wenn die Getauften sich selbst gegenseitig ignorieren oder sogar bekämpfen? Wie können christliche Gruppen, die in Feindschaft miteinander leben, glaubwürdig über einen Herrn, einen Glauben und eine Taufe predigen? Für die Teilnehmer der Konferenz von Edinburgh herrschte kein Mangel an ökumenischen Fragen. Im Sommer 1910 trafen sich in der schottischen Hauptstadt die offiziellen Delegierten der Missionsgesellschaften, die aus den verschiedenen Zweigen des Protestantismus und des Anglikanismus kamen. Unter den Teilnehmern war auch ein orthodoxer Gast. Ziel der Konferenz war es, die Arbeit der verschiedenen Missionsgesellschaften zu koordinieren.

Derzeit bereiten sich die Kirchen Schottlands aktiv darauf vor, das Jubiläum der Konferenz mit dem Thema »Christus heute bezeugen« feierlich zu begehen. Das Thema der Gebetswoche für die Einheit der Christen, »… und ihr seid Zeugen!« (Lukas 24, 48), klingt wie ein Echo darauf. Im Gottesdienst wird dieses Kapitel des Lukas-Evangeliums im Mittelpunkt stehen, seien es die in Furcht geratenen Frauen vor dem Grab, die zwei mutlosen Jünger auf dem Weg nach Emmaus oder auch die elf durch Furcht und Zweifel gelähmten Apostel: Alle, die mit dem auferstandenen Christus zusammentreffen, sind zur Mission gesandt. Das Heil in Jesus Christus zu verkündigen, wurde der Kirche als der Gemeinschaft aller, die mit Gott versöhnt sind, von Christus selbst aufgetragen. Man kann sich denken, dass Maria Magdalena, Petrus oder die beiden Jünger von Emmaus nicht auf die gleiche Weise Zeugnis abgelegt haben. Und doch ist es der Sieg Jesu über den Tod, der bei allen der Kern ihres Zeugnisses gewesen sein wird. Das persönliche Zusammentreffen mit dem Auferstandenen hat ihr Leben radikal verändert. Für ihr je einzigartiges Zeugnis ist nur eines erforderlich: »… wir müssen Zeugen sein all dessen, was passiert ist!« So betonen die Zeugen in ihren Geschichten unterschiedliche Dinge, manchmal werden sie sogar unterschiedlicher Meinung darüber sein, was die Treue zu Christus verlangt, aber trotzdem werden alle an der Verkündigung der Frohen Botschaft mitarbeiten.Im Juni wird in Edinburgh der 100. Jahrestag der Missionskonferenz gefeiert. Der Dank für den Fortschritt, den Gott in der Mission ermöglicht hat, soll diese Versammlung prägen. Die Welt hat sich seit 1910 sehr verändert.

Deshalb muss auch die Mission neu überdacht werden. Alle Christen haben das gleiche Anliegen: der durch Trennungen, Ausgrenzungen und Hass verwundeten Welt das Evangelium zu bezeugen, vielstimmig, aber nicht disharmonisch.

Der Gottesdienst, der am Pfingstmontag ab 10.30 Uhr in der Marktkirche gefeiert wird, wird gestaltet von Susanne Hornung von der Marktgemeinde, Pastor Wolfgang Teicke von St. Alexandri und Pfarrer Ewald Marschler von St. Josef. Musikalische Mitwirkende sind die Bläsergemeinschaft Kuventhal-Einbeck unter der Leitung von Willi Hoppe und Bettina Scherer, Orgel. Die Kollekte ist bestimmt für die »Einbecker Tafel«. oh