Patchworktage: »Die Kunst ist in Einbeck angekommen«

Rund 1.000 Arbeiten zu sehen / Vertiefung verschiedener Techniken in Workshops / Ausstellungen von beeindruckender Vielfalt

Leben in allen Gassen – die Patchworktage 2012 lockten viele Besucher nach Einbeck. Vielfältige Ausstellungen, Kurse und Workshops, eine attraktive Ladenstraße und ein buntes Rahmenprogramm boten den Besuchern der Patchworktage gute Gelegenheit, mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen. Einbeck hüllte sich für einige Tage in ein buntes Gewand – und das stand der Stadt gut.

Einbeck. Im Alten Rathaus stellte die Patchwork Gilde unter dem Motto »Tradition bis Moderne IX« aus. Das Thema »Zeichen der Zeit« wurde im Stadtmuseum textil-künstlerisch aufgearbeitet. »Herzensangelegenheiten« zeigten die Drei Türme Quilter Einbeck, Grüße aus der Partnerstadt Keene waren in Einbecker Quilts verarbeitet. Die Münsterkirche war Ausstellungsort für Psalmen- und Themenquilts, für Paramente und Textilarbeiten der Liederbacher Patchworkgruppe, die das Vaterunser thematisierten.

Stoffe aus dem südlichen Afrika erwarteten die Besucher in den BBS. Zu Gast bei den Patchworktagen war auch die Gruppe Alküns und Association France patchwork. Miniaturquilts, hängende Gärten, Fachwerkhäuser der PatchKids, neue Stickereien aus Afghanistan, Werke der britischen Quilter’s Guild und viele weitere textile Arbeiten erfreuten hier die Besucher. Angesichts der Vielfalt der textilen Kunstwerke ergaben sich Gespräche - da wurde gefachsimpelt und bewertet, viel Lob ausgesprochen. Färbt man die Stoffe am besten selbst? Wie kommen die Buchstaben darauf? Zu sehen waren auch gestaltete Gästepantoffel, die Patchwork-Kids und die Kinder von Quilterinnen hergestellt hatten.

Quilts von Grietje van der Veen wurden im »Kunsthaus Einbeck« präsentiert – ein Gang durch die Jahreszeiten. Mit »Poesie des Augenblicks« waren die beeindruckenden Arbeiten treffend benannt. Im ehemaligen »Haus der Bücher« am Möncheplatz wurden die Patchwork-Tage auf den Punkt gebracht: Patchwork tut der Seele gut, hieß es da. Großen Zulauf erfuhren die Art-Jacquard-Inspirationen. Über viele Besucher freute sich die evangelisch-freikirchliche Gemeinde in der Baustraße. Hier zeigte Irmgard Neese unter dem Motto »Das Auge hört mit« ihre Arbeiten. Als Ausstellungsort empfahl sich die Sertürner Kapelle, in der die Gruppe »Glashaus« unter der Überschrift »Was ihr wollt« ausstellte.

In den verschiedensten Workshops konnten die Handarbeiterinnen ihr Können vertiefen. Bei Momigami erlernten die Teilnehmer eine alte japanische Papiertechnik, es wurden Patchwork-Lampions hergestellt oder freies, fantasievolles Sticken per Hand geübt. Traditionelle Muster wurden von Hand genäht, es gab Tipps für Amish Quilts und für schwierige Nähte. Den Lone-Star kennen die Patchworkbegeisterten, in einem Workshop wurde aber nicht nur die äußere Form variiert, sonder auch die innere Aufteilung. Alte Bettwäsche oder altes Leinen wurde zu edlen Tischläufern verarbeitet, Schultertaschen wurden hergestellt, ebenso wie textile Farbfelder oder textile Graphik. Perlenstickerei, eine neue Färbetechnik, kreatives Arbeiten im Textilunterricht, dreidimensionale Zauberkästchen, Stumpwork-Stickerei oder Nähen und Quilten in einem Arbeitsgang – das Workshop-angebot war vielfältig. Patchwork-Drachen entstanden, die Technik des Blaudrucks wurde vermittelt, es wurden koreanische Verpackungstücher hergestellt und hübsche Verpackungsideen entwickelt. Handquilterinnen zeigten ihre traditionellen Quilts, in Einzelberatungen wurden Quilts auch bewertet. In der Ladenstraße fanden die Patchworkerinnen alles, was ihr Hobby schöner macht – Stoffe, Knöpfe, Nähmaschinen, Taschenzubehör, handgefärbte Stoffe, Schnitte, besondere Materialien für die Oberflächengestaltung, Quiltliteratur, Bänder und Borten. Schüler der BBS erleichterten den auswärtigen Besuchern dankenswerter Weise die Orientierung oder halfen beim Transport schwerer Nähmaschinen.

Zum Rahmenprogramm gehörte eine Vorstellung im Northeimer »Theater der Nacht«. Hier zeigten zudem die Montagsquilter aus Hannover die kleinen Rots, Blaus, Grüns und Gelbs. Der Kulturring präsentierte den auswärtigen Gästen die »Berlin Comedian Harmonists«, und die Stadt hatte diverse Stadtführungen, Bierprogramme und Führungen in der Blaudruckerei im Angebot. Lohnenswert war auch ein Besuch des Heimatmuseums Greene, wo vier alte Quilts aus Privatbesitz zu bestaunen waren. Die Gottesdienste in der Münsterkirche und der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde nahmen Bezug auf die Ausstellungen. Die Stadtwette um das Einbecker E hatte Bürgermeister Ulrich Minkner verloren. Und deshalb grillte er für die Besucher der Patchworktage. Der Erlös kommt einem BBS-Projekt zugute.

Gut 1.000 Arbeiten konnten während der Patchworktage begutachtet werden - Einbeck präsentierte sich dabei als gut organisierte Stadt der kurzen Wege und hat damit bei den Teilnehmern sicherlich einen positiven Eindruck hinterlassen - nicht umsonst war die Patchwork Gilde zum dritten Mal in der Stadt. »Die Kunst ist in Einbeck angekommen«, stellte Bürgermeister Minkner erfreut fest.sts