Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung

Positive Auswirkungen auf viele Bereiche

»Effekte des Tourismus für Einbeck«: Lothar Meyer-Mertel und Ulrike Lauerwald berichten

Einbeck. Über Effekte des Tourismus für die Stadt Einbeck haben Lothar Meyer-Mertel, Geschäftsführer des PS.SPEICHERs, und Ulrike Lauerwald, Leiterin der Tourist-Information, einen Vortrag bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung gehalten. Die Effekte, so ihr Fazit, seien viel größer, als man gemeinhin annehme. Einbeck sei auf einem guten Weg, wenngleich es noch einiges an Potenzial zu heben gebe.

Die Bedeutung des Tourismus werde häufig unterschätzt, stellte Lothar Meyer-Mertel fest. Gerade vor dem Hintergrund, dass es keine großen neuen Industrieansiedlungen mehr gebe und dass auch der Einzelhandel zurückgehe, sei Tourismus eine sehr große Wachstumsbranche. Einbeck habe da sehr gute Chancen, die Potenziale seien noch nicht ganz geweckt, aber »Dornröschen ist schon wach«.

So lag der Umsatz des Sektors Tourismus 2015 bundesweit bei 285 Milliarden Euro. Die Wertschöpfung betrug 3,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – Maschinenbau hatte einen Anteil von 3,5 Prozent, Einzelhandel von 3,3 Prozent. 2,9 Millionen Beschäftigte seien primär im Bereich Tourismus tätig gewesen, etwas weniger als im Einzelhandel oder im Gesundheitswesen. Jeder 15. Arbeitsplatz in Deutschland hänge am Tourismus, und dies sei auch der Wirtschaftsbereich, der in den vergangenen zehn Jahren am stärksten gewachsen sei.

Touristische Effekte äußerten sich direkt, indirekt oder auf Umwegen. Direkte Effekte gebe es bei Hotellerie und Gastronomie, indirekte im Einzelhandel, bei Kulturanbietern wie Museen, aber auch für Lebensmittelhandel, Dienstleister, Werkstätten oder Tankstellen. In der Folge äußere sich das auf Umwegen über Arbeitsmarkteffekte, Lohn-, Einkommens- und Unternehmenssteuern.

Übertragene Wirkungen gebe es auf Standortbekanntheit, Imagebildung, Erzeugung von Weltoffenheit und Gastfreundschaft: »Eine Stadt, die gerne von Touristen besucht wird, ist eine Stadt, in der man auch selbst gern lebt«, stellte Meyer-Mertel fest. Tourismusförderung sei zugleich Wirtschafts-, Einzelhandels- und Kulturförderung und Imagebildung, die wiederum Tourismusförderung bringe. Das alles, so Meyer-Mertel, sei vergleichbar mit einem Kreislauf oder einer aufsteigenden Spirale.

Der PS.SPEICHER wirke wertschöpfend für Kultur. Er sorge für Begleit- und Imageeffekte sowie für Importsubstitution: Gemeint ist die Verhinderung von kulturellen oder finanziellen Abwanderungstendenzen. Wahrnehmung und Standortbekanntheit bringen Imageeffekte; die optimale Wahrnehmung wirkt positiv nach außen, ist steuerbar und authentisch. Optimale Standortbekanntheit entsteht aus positiven Meldungen. Bekanntheit und Wahrnehmung, touristische Effekte, Identitätsstiftung und ökonomische Effekte verstärken und begünstigen sich dabei gegenseitig.

Die Begleiteffekte lassen sich beziffern, wobei man für Einbeck nur eine grobe Schätzung auf der Basis branchenüblicher Zahlen vornehmen könne, so Meyer-Mertel. So haben Tagesgäste Ausgaben von etwa 30 Euro pro Kopf, Übernachtungsgäste von 120 Euro, und Tagungsgäste lassen rund 250 Euro pro Kopf hier. Hochrechnen lässt sich das auf Beschäftigung und Steuerrückflüsse. »Ausgaben für Tourismus sind also keinesfalls sinnlose Ausgaben«, stellte er fest.

Wie das für Einbeck aktiv umgesetzt wird, erläuterte Ulrike Lauerwald. Seit 2015 gebe es steigende Übernachtungszahlen, berichtete sie – derzeit etwa 74.000 Übernachtungen pro Jahr. Die Aufenthaltsdauer sei mit zwei Tagen konstant. Ebenfalls gleichbleibend sei die Auslastung trotz steigender Bettenkapazität. Sie liege bei 33 Prozent bei den Betten beziehungsweise 60 bis 70 Prozent bei den Zimmern. Auf 1.000 Einwohner kommen 2.270 Übernachtungen. Der Anteil ausländischer Gäste betrug 2017 6,4 Prozent. Knapp 70 Prozent der Touristen, die ein Programm gebucht haben, kommen aus Niedersachsen. »Einbeck ist auf dem aufstrebenden Ast«, freute sie sich. Sie sehe große Wachstumschancen, aber andere Städte seien im Vergleich durchaus weiter: »Wir sind gut, andere sind besser«, zog sie Vergleiche zu Northeim, Wolfenbüttel, Hann.-Münden und Hameln. Allerdings habe Einbeck die beste Bettenauslastung. Deutlich niedriger sei dagegen der Anteil ausländischer Gäste.

Treiberthemen des Tourismus seien Bier und Fachwerk, Mobilität mit dem PS.SPEICHER und dem Stadtmuseum, Handwerk wie Senf und Blaudruck sowie Aktivitäten in und um Einbeck. »Was haben wir, was andere nicht haben?«, diese Frage werde man im laufenden Markenbildungsprozess erarbeiten. Einbeck ist in touristische Netzwerke wie Weserbergland, Fachwerk-Fünfeck und Deutsche Fachwerkstraße eingebunden. Beworben habe sich die Stadt zudem um einen Eintrag bei aboutcites, einem niedersächsisches Städteportal.

Mit der Tourist-Information wurden im vergangenen Jahr knapp 85.000 Euro an Erträgen erzielt, die Aufwendungen lagen bei 288.700 Euro. Es entstand somit ein Saldo von 203.800 Euro. In der Tourist-Information sind drei Stellen besetzt, verteilt auf fünf Mitarbeiter. Zu den touristischen Aktivitäten zählen Gästebetreuung, Vermittlung von Gästeführungen, Programmen und Übernachtungen, die Erarbeitung von Broschüren, Verbands- und Gästeführerarbeit sowie Projektarbeiten. Es gibt verschiedene Marketingaktivitäten, etwa Pressearbeit, Einträge in touristischen Broschüren oder Online- und Printmarketing.

Bezahlte Aktivitäten im Social-Media-Bereich gibt es dagegen nicht, auch keine Vermarktung in themenspezifischen Magazinen. Die Tourist-Information hat keinen aktiven Vertrieb und keine eigene Messepräsenz, und Reisegruppen werden nicht gezielt angesprochen. Als touristische Visionen nannte Ulrike Lauerwald die Einwicklung Einbecks zum Botschafter Niedersachsens, die Einnahme einer bedeutenden Rolle im Städtetourismus in Niedersachsen: Ziel sind 100.000 Übernachtungen pro Jahr und ein Anteil von zehn Prozent ausländischer Gäste. Dazu sollen auch die Bürger Einbecks zum Botschafter ihrer Stadt werden.

Lob für den Bericht gab es von Joachim Dörge, CDU, der zugleich nachfragte, was sich hinter den Einschränkungen verberge. Mit mehr Geld, so Ulrike Lauerwald, könnte man sicher mehr machen. Im Moment sei es vor allem wichtig, ein vernünftiges Buchungssystem zu bekommen. Aber es gebe noch weitere Stellschrauben, die man nutzen sollte, etwa wenn es darum gehe, Reisegruppen aus dem PS.SPEICHER in die Innenstadt zu bekommen. Ein Manko sei auch, dass die Brauerei am Wochenende nicht zu besichtigen sei. Die professionelle Zusammenarbeit mit den Touristikern vor Ort bestätigte Lothar Meyer-Mertel.

Eine »Hammer-Arbeit« bestätigte Alexander Kloss, SPD, der Tourist-Information. Von der Mannschaft werde Unglaubliches gestemmt. Beide Referenten hätten zudem gute Anregungen gegeben. Auch er sehe das Thema bei Ulrike Lauerwald in guten Händen, bestätigte der Ausschussvorsitzende Walter Schmalzried, CDU; es gehe nun darum, es politisch weiter zu verfolgen. Mehr Marketing und mehr Vielfalt sollte man im Blick haben, so Albert Thormann, GfE, der ebenfalls anerkannte, dass sich in Einbeck schon viel tue.

Auf die mitunter nur geringe Teilnehmerzahl bei öffentlichen Führungen angesprochen, sagte die Sachgebietsleiterin, dieses Angebot sei dennoch wichtig – ansonsten hätten Touristen außerhalb von Gruppen keine Möglichkeit auf einen geführten Rundgang. Das Angebot an Führungen sei gut, viel Interessantes sei dabei, aber auch hier gebe es, entsprechende Kapazitäten vorausgesetzt, noch Entwicklungsmöglichkeiten.ek