»Prinzen« reißen Einbecker Publikum aus den Sesseln

Rückblick auf 20-jährige Erfolgsgeschichte des Sänger-Quintetts aus Leipzig / Bekannte Hits teilweise in neuem Gewand

»Royaler« Besuch, der das Einbecker Publikum aus den Theatersesseln riss: Bei ihrem Konzert am Sonnabend im Wilhelm-Bendow-Theater haben »Die Prinzen« die Zuhörer begeistert. Ob »Schwein sein«, »Millionär« oder »Es war nicht alles schlecht« – die fünf Musiker aus Leipzig boten, unterstützt von Bass und Schlagzeug, eine runde Show, die zugleich ein Rückblick auf 20 Jahre Bandgeschichte war. Erst nach einigen Zugaben ließen die Besucher die Sänger gehen.

Einbeck. Mit einem à-capella-Stück, das die aktuelle Politik veralberte – »Euro Katastropha« oder »Bettina Wulff Literatis« – stimmten die Gäste auf einen großartigen Abend ein. »Wir sind die Prinzen aus Leipzig«, stellten sie sich vor, was kaum nötig gewesen wäre, denn im Publikum saßen ganz viele eingeschworene Fans, die die Gruppe mit Applaus auf die Bühne holten. Dem KulturRing ist mit der Verpflichtung dieser bekannten Band ein weit über Einbeck hinaus beachteter Erfolg gelungen. »(Du musst ein) Schwein sein« bildete den Auftakt für ein Konzert mit »Höhepunkten unserer Karriere«, wie Sebas-tian Krumbiegel ankündigte. Im Einbecker Theater, so habe er sich sagen lassen, sei sonst die Hochkultur zu Hause. Es werde somit höchste Zeit, dass die erste Popgruppe hier auftrete. »Wir werden zusammen daraus einen Rock’n’Roll-Club machen«, versprach er.

Viele bekannte Stücke folgten, humorvoll moderiert von den Sängern, die sich teilweise schon seit der Grundschule kennen. Die gemeinsamen Wurzeln von Sebastian Krumbiegel, Tobias Künzel, Wolfgang Lenk und Henri Schmidt liegen bei den Thomanern in Leipzig; Jens Sembdner kam 1987 aus Dresden dazu, »er ist der Neue«, flachsten sie. Ob »Schöne neue Welt«, »Wir halten durch« im Bebop-Stil oder der entzückende »Mann im Mond«, zu dem die Gruppe Jackets mit Leuchtgirlanden trug – alles begeisterte die Zuhörer. Charmant provozierten die Künstler mit »hallo, Mädels!« »hohe spitze Schreie« der weiblichen Fans, bevor es hieß: »Frauen sind die neuen Männer«, gefolgt vom melancholischen »Nie wieder Liebeslieder«.

Anfang der 90er Jahren haben die Sänger den Sprung auf die große Bühne gewagt: Mit viel Glück und mit »Gabi und Klaus« hat es gleich beim ersten Stück ordentlich geknallt: »Plötzlich waren wir Popstars.« Interessant sei es jetzt sicher, 20 Jahre später zu erfahren, was aus den Königskindern Gabi und Klaus geworden sei: Jetzt werde die Geschichte mit einem Happy End weitererzählt: Gabi und Klaus finden – wieder – zusammen, und auch Sabine und Bernd werden ein Paar.

»Dann möchte ich eine Bombe sein« wendet sich unter anderem gegen Nazi-Parolen und Ausländerfeindlichkeit, das »Fahrrad«-Lied und das Liebeslied »Wer ist der Typ neben Dir?« zeigten die Vielseitigkeit des Repertoires. Mit einem Rhythmus-Feuerwerk zu »Suleiman« begannen die Sänger, die von Mathias Dietrich, Bass, und Alexander Zieme, Schlagzeug, begleitet wurden, den zweiten Teil des Abends. Die gut gelaunten »Prinzen« machten Scherze über die Stadt – »Einbecker/ein Bäcker ist besser als zwei Metzger« –, sie drückten hohes Lob für den Literaten in ihren Reihen, Jens Sembdner, aus – »der Knallertyp unter den Knallertypen« –, und sie machten Werbung für mehr Farbe im Spiel – durch hellblaue »Prinzen«-Shirts.

Drei Weisheiten gaben sie den Zuhörern im ausverkauften Wilhelm-Bendow-Theater mit auf den Weg: Liebe tut weh. Essen macht dick. Leben strengt an. Und um der hochkulturellen Vorgeschichte des Theaters gerecht zu werden, packten sie die Weisheiten in eine eingängige Ballade. Einige bekannte Stücke hatten sie im neuen Arrangement dabei, etwa »Alles mit’m Mund« mit einem großartigen Schlagzeug-Solo oder »Alles nur geklaut« mit Reggae-Anklängen. »Jubel, Applaus, Kreischen, das mögen wir«, ermunterten sie die Zuhörer immer wieder zum Mitmachen und -singen.

»Ich wär so gerne Millionär« mit Publikums-Begleitung – »astreiner Dreiklang!« – machte den Besuchern ebenso Spaß wie den Akteuren. Den Test auf Lautstärke, Rhythmus und Harmonie, das bescheinigten die »Prinzen« hätten die Einbecker eindeutig bestanden.

Stehende Ovationen gab es schließlich für »Das alles ist Deutschland«, eingezählt von den Besuchern, und ohne Zugabe ließen die Einbecker die Gäste natürlich nicht von der Bühne. Hier kam, worauf viele gewartet hatten: »Es war nicht alles schlecht« und natürlich »Küssen verboten«: »Wenn das mal keine Hochkultur ist ...« scherzten die gefeierten Künstler. Es habe 20 Jahre gedauert, um Einbeck zu erreichen, »wir müssen unbedingt wiederkommen. Ihr habt einen so dermaßen guten Musikgeschmack!« Den schönen Schlusspunkt setzte »Ich schenk dir die Welt«, begleitet von begeis-tertem Applaus.ek