PS-Speicher: Besucher sollen Geschichte und Zukunft erleben

Vortrag beim Geschichtsverein / Vom Kornhaus bis zum PS-Speicher / Eröffnung für Ende 2013 geplant / Interaktive Erlebnisse

Rüdiger Haack und die Kulturstiftung »Kornhaus« haben den Traum, dass der PS-Speicher neben Bier und Fachwerkhäusern das dritte markante Wahrzeichen Einbecks wird. Er stellte in seinem Vortrag beim Geschichtsverein die Historie des Kornhauses sowie den derzeitigen Planungsstand des Projekts PS-Speicher vor.

Einbeck. Zum letzten Vortrag der Saison begrüßte die Vorsitzende des Einbecker Geschichtsvereins, Dr. Elke Heege, viele Zuhörer in der Aula der Schule am Teichenweg. Diese Resonanz spiegele das Interesse der Bürger an der Geschichte des Kornhauses und der Idee des PS-Speichers wider, erklärte Heege. Sie freute sich auf die Ausführungen von Rüdiger Haack, Mitglied des Stiftungsrats des »Kornhauses«, um mehr über den PS-Speicher zu erfahren.

Haack erläuterte, dass es sein Ziel sei, den Zuhörern zu präsentierten, wie das Kornhaus aus seinem »Dornröschenschlaf« geweckt werden solle. Zuerst ging er auf die Kornlagerung und die Geschichte des Kornspeichers ein. Zwischen 1350 und 1700 sei Einbeck neben dem Bier auch ein bekannter Umschlagplatz für Getreide gewesen. Nachdem gegen 1890 der erste Kornspeicher am Ostertor gestanden habe, wurde der am Tiedexer Tor (heute Raiffeisenstraße) 1899 erbaut. Zu der Zeit griffen die preußischen Kornhaus-Gesetze, die mit Fonds die Errichtung von Getreidespeichern unterstützten.

Nachdem am 10. Mai 1897 im Gasthaus »Kronprinzen« die erste Generalversammlung der landwirtschaftlichen Genossenschaft stattgefunden habe, so Haack, begann am 18. Januar 1899 der Geschäftsbetrieb unter der Leitung von Franz Bormann. Der Bau des Kornhauses durch die Firma Karl Schramm soll wohl rund 125.000 Mark (etwa 750.000 Euro) gekostet haben, und der erste Eigentümer des Speichers mit 20 Metern Länge, 27 Metern Höhe und 16 Metern Breite sei die königlich-preußische Eisenbahnverwaltung gewesen, erläuterte Rüdiger Haack. Das Gebäude hatte damals sechs Etagen und bestand im Innern aus hölzernen Konstruktionen. Über Elevatoren wurde das Getreide in das Dachhäuschen gehoben, von wo es auf die verschiedenen Lagerböden verteilt werden konnte. Insgesamt hatte der Speicher eine Kapazität von 1.000 Tonnen bei einer Schütthöhe von 50 Zentimetern. Die zulässige Bodenlast betrug 1,2 Tonnen pro Quadratmeter, was mehr als das Gewicht eines VW-Käfers sei, scherzte Haack.

1914 erhielt das Kornhaus einen vierstöckigen Anbau (Gebäude II), der nach 1934 nach Zusammenfall wieder errichtet werden musste. Er sagte, dass die 50er und 60er Jahre vor allem durch die Modernisierungen sowie die Zunahme von Futtermittelherstellung und Saatgutaufbereitung geprägt waren. Weiter waren in der Folge ein Landmaschinenhandel mit Werkstatt, ein Kohle- und Landhandel sowie eine Tankstelle in den Gebäuden untergebracht, bevor 2008 die letzte Auslagerung aus dem halboffenen Lagerschuppen vorgenommen wurde.2007 wollte Karl-Heinz Rehkopf in Warburg ein Motorradmuseum sowie Rüdiger Haack in  Einbeck eine Kantorei für Fahrzeuge realisieren. Auf Anregung von Jürgen Renken kamen sie ins Gespräche, und sie entwickelten gemeinsam das Projekt PS-Speicher und die Kulturstiftung »Kornhaus«. Ziele der Stiftung sind die Präsentation und die Konservierung von Fahrzeugen aus verschiedenen Epochen, der Erhalt des Kornhauses als Ausstellungsort und des Vereta-Gebäudes als Depot sowie die Förderung von Kunst, Musik, Kultur.

Bis zur geplanten Eröffnung des PS-Speichers Ende 2013 sollen die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude I und II (sechs- und vierstöckiger Speicher) einen Erschließungsturm mit Fahrstuhl und Treppe erhalten, kündigte Haack an. Weiter sei ein Kassenhaus in Form einer Tankstelle, in der Nähe der Eisenbahn-Gleise errichtet, geplant. Die Empfangshalle soll sich im Verbindungsbau zwischen Gebäude I und dem Silo befinden, das dringend verkleidet werden müsse, betonte Haack.

Die Besucher sollen in Gruppen bis zu 20 Personen den PS-Speicher besuchen können. Sie beginnen ihren Rundgang im Saal I, der das Motto »Der Motor kommt auf die Straße« trägt. In ihm wird gezeigt, wie sich die Fahrzeuge bis zum Jahr 1917 entwickelt haben. Weitere Saalthemen sind die Motorisierung für Jedermann, Volksfahrzeuge, Mobilität beim Wiederaufbau, Fahrzeuge in Ost- und Westdeutschland, die aufkommende Freizeitgesellschaft, »Stärker, Schneller, Sicherer« sowie »Wohin rollt das Rad«. Auch soll es Räume zur Geschichte des Kornhauses geben sowie interaktive Plätze, an denen Interessierte selber experimentieren oder Fahrzeug-Materialien erleben können. Haack erklärte, dass die erste Sonderausstellung wohl die Geschichte der Firmen DKW und NSU umfasse und dass der Multifunktionsraum, der auch ein Restaurant beherberge, sich mit dem Thema »Sport und Rennwagen« beschäftigen soll. Bis zu 160 Personen können in diesem Raum Platz haben, der für Tagungen, Versammlungen oder Jubiläen genutzt werden kann. Als besonderen Clou stellte Haack die Möglichkeit vor, bei Geburtstagsfeiern die Autos, die der Gastgeber bisher in seinem Leben gefahren hat, mit in die Feier und die Räumlichkeiten einzubinden.

Zum Abschluss des interessanten Vortrages hoffte er, dass die breite Unterstützung auch in Zukunft erhalten bleibe. Dann könnte sich der PS-Speicher langfristig zum weiteren Wahrzeichen von Einbeck entwickeln, so Rüdiger Haack, das sicherlich viele Besucher anziehen werde.mru