Querungen erregen Gemüter

Innerstädtische Übergänge regen Diskussionen zur Barrierefreiheit an

Ob die neuen Pflasterungen auf dem Marktplatz und auf dem Hallenplan ein »Fehler« und »unausgegoren« sind oder ein guter Ansatz, um die Barrierefreiheit und damit die Attraktivität in der Innenstadt zu verbessern, da sind sich viele Bürger uneinig.

Einbeck. Eines der Ziele des Einbecker Seniorenrates ist es, Barrieren im öffentlichen Bereich abzubauen, was nicht nur den älteren Menschen, sondern allen Bürgern zugutekommen soll. Seit vielen Jahren verfolgt das Gremium das Ziel, dass Einbeck familienfreundlich und leicht begehbar wird. Dazu zählt auch die Begehbarkeit der Innenstadt mit der Pflasterung, die Menschen mit Rollatoren, Familien mit Kinderwagen und Frauen mit hochhackigen Schuhen viel »Freude« bereitet.

Nach Gesprächen mit der Bauverwaltung wurde ein Konsens erzielt, dem im Fachausschuss für Umwelt, Energie und Bau im April zugestimmt wurde. Anfang Juli begannen in den Einmündungsbereichen – am Eingang vom Möncheplatz, an der Juden- und an der Geiststraße, zum Pfänderwinkel, an der Münsterstraße und zum Hallenplan – die Bauarbeiten, und es wurde glattes rötliches Betonpflaster verlegt. Damit sollen sich im Randbereich des Platzes gut begehbare Wege ergeben. Auch auf dem Hallenplan gibt es einen Streifen sandsteinfarbiges Betonpflaster sowie hellgraues Pflaster am Rand, das rund um den ganzen Platz führt und zum »Rollen« einlädt, wenn dies nicht von verekehrsbehindernden Pfosten eingeschränkt wird. Für die Arbeiten zur durchgängigen Begehbarkeit der Seitenbereiche standen 30.000 Euro bereit, damit es die Nutzer von Rollatoren und Kinderwagen sowie Gehbehinderte einfacher haben, die Plätze und Einmündungen zu queren.

Einer der Kritikpunkte ist die Farbe. Es stellt sich die Frage, ob die Pflasterung nicht farblich dem »historisch wirkenden Pflaster« besser angepasst hätte werden können. Die Überwege sollen dazu einladen, dass die Menschen gern und bequem durch die Innenstadt gehen, wenn sie nicht vor »gastronomischen Barrieren« enden oder zum Slalomfahren anregen. Einige führen um einige Meter versetzt auf die andere Straßenseite, andere zu essenden Personen an den bereitgestellten Tischen.

Gemein ist Befürwortern und Gegnern, dass man die »City« beleben will, doch wie und mit welchem Konsens soll das bei der Begehbarkeit geschehen? Bei einem Kompromiss, der Lösung eines Konfliktes durch gegenseitige freiwillige Übereinkunft unter beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils gestellten Wünsche, gibt es oft nicht die volle Zufriedenheit bei allen Beteiligten. Ein durchgängiger Gehweg mit ebenem Belag ist gefordert, der Charme einer vorzeigbaren Innenstadt mit mittelalterlichem Charakter soll bleiben und die Gastronomen wollen keine Einbußen durch Wegfall von Außenplätzen; konträre Wünsche und Ziele, die bei Themen wie Begehbarkeit, Nutzungskonzept und wirtschaftlicher Ausrichtung aufeinanderprallen.

Einbecks Innenstadt soll attraktiver, lebhafter und barrierefreier werden, so der gemeinsame Wunsch. Dafür dürfen nicht neue Barrieren – vor allem im Kopf – aufgebaut und verankert werden, sondern es sollte primär »aufeinander zugegangen« werden, sonst kommt es zu weiteren Einschränkungen des mittelalterlichen Charmes und zu keiner verbindenden Querung, was sicherlich ein »Fehler« wäre.

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