Radtour von Bonn nach Berlin

Mina Esfandiari fährt auf Radweg der Deutschen Einheit | Station in Einbeck

Anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls fuhr Mina Esfandiari mit dem Fahrrad von Bonn über Einbeck nach Berlin.

Einbeck. Mehr als 1.200 Kilometer legt Mina Esfandiari auf dem Fahrrad zurück. Anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls führt sie ihr Projekt »Von B nach B. Fotografische Begegnungen am Radweg Deutsche Einheit« durch und sammelt auf ihrem Weg von Bonn nach Berlin Impressionen, Geschichten und besondere Gegebenheiten. Sie traf unzählige Menschen, erfuhr große Gastfreundschaft, und sie lernte neben touristischen Aspekten zahlreiche persönliche Historien kennen. Auf ihrem Weg in die Hauptstadt kam sie auch durch Einbeck und war von der Bier- und Fachwerkstadt angetan.

Nach zwei großen Radtouren vor zwei Jahren von Berlin nach Hamburg und von Berlin nach Kopenhagen entstand die Idee, zum 30. Jahrestag des Mauerfalls den Radweg der Deutschen Einheit zu befahren und Reiseeindrücke und -begegnungen mit der Kamera festzuhalten. Ziel war, mehr über die Deutsch-Deutsche-Geschichte zu erfahren sowie persönliche Historien als auch die Gegenwarts- und Zukunftsperspektiven von Menschen kennenzulernen.

Fotografisch setzte sie sich bisher hauptsächlich mit ihren iranischen Wurzeln auseinander, jetzt wollte sie das Land besser kennenlernen, in dem sie geboren und sozialisiert wurde. Weitere Beweggründe waren das Sammeln von Selbsterfahrung, der Umzug von Hamburg nach Berlin sowie die Erkundung ihrer »deutschen Seite«. Als »Wessi« war sie gespannt auf viele Erfahrungen im ehemaligen Grenzgebiet und Neues aus dem »Osten«, von dem ihr viele Freunde vorschwärmten.

Am 3. August gestartet, wollte sie passend zu 30 Jahre Mauerfall die Tour in 30 Tagen schaffen. In Einbeck hatte sie schon ein Großteil des Weges hinter sich, freute sich schon auf die Ankunft in Berlin und das Durchfahren des Brandenburger Tores. Aus Höxter kommend, übernachtete sie in einer fahrradfreundlichen Pension, bevor es weiter Richtung Seesen ging. Respekt flößte ihr die Steigungen des Harzes ein.

Angetan war sie von der großen Gastfreundlichkeit, die ihr als Radreisenden entgegengebracht wurde. Ob sie im Zelt, in Pensionen oder per »Couch-Surfing« bei privaten Gastgebern schlief, überall wurde sie offen und herzlich willkommen geheißen. Unterwegs lernte sie unzählige schöne Gegenden und interessante Menschen kennen. Teilweise wurde sie unterwegs von Radfahrern erkannt, die ihr viel Glück auf dem Weg nach Berlin wünschten.

Von Bad Hersfeld aus besuchte sie die Gedenkstätte Point Alfa an der ehemaligen Grenze und war tief beeindruckt von der bewegenden Geschichte und den persönlichen Schicksalen, wenn Familien und Freunde durch eine Grenze unzählige Jahre getrennt waren.

Bis zu 70 Kilometer radelte Esfandiari täglich, bis auf Kleinigkeiten wie Wespenstiche und Sonnenbrand verlief die Reise ohne große Probleme. Hatte sie mal einen Tiefpunkt, erfreute sie sich an besonderen Gegebenheiten wie dem Schützenumzug in Holzminden und schönen Naturimpressionen oder führte interessante Gespräche. Abends tauchte sie in ihre Etappenziele ein und erstellte Porträts von Menschen.

Neben den journalistischen und touristischen Aspekten des Projekts beschäftigen sie außerdem die Themen Nachhaltigkeit und Minimalismus. Sie reiste mit teilweise selbst gemachter Ausrüstung und packte wegen des Platzmangels nur das Notwendigste ein. Rund 15 Kilogramm Gepäck hatte sie. Neben Zelt, Isomatte, Schlafsack und Kochgeschirr nahm sie nicht viel mit. Bei kälteren Temperaturen wendete sie das Zwiebelprinzip an. Als »großen« Luxus hatte sie ein Tee-Ei dabei. Mit ihrem City-Bike mit 24 Gängen folgte sie dem gut ausgeschilderten Radweg, nur selten musste sie zur Sicherheit auf das GPS-System zurückgreifen.

Bewusst absolvierte sie die Tour allein, um schneller mit Menschen ins Gespräch kommen zu können. Ihre Geschichten, Eindrücke und Erkenntnisse veröffentlicht sie unterwegs auf dem Blog www.instagram.com/minaesfandiariphotography. Nach Abschluss der Tour sollen Reiseberichte und Ausstellungen folgen, vielleicht auch eine Vortragsreihe.

Unzählige Impressionen sammelte sie und erfreute sich am Austausch mit Menschen. Deutsche Geschichte, Nachhaltigkeit und Radreisen sollten wieder mehr ins Bewusstsein rücken, so Esfandiari. Man müsse nicht jedes Mal weit weg fahren, oft liege das Schöne so nah um einen herum. Begeistert war sie immer wieder von Natur, Menschen und Bauwerken wie in Einbeck. Gern hätte sie sich an vielen Orten länger aufgehalten.

Auf dem Fahrrad wurde ihr nie langweilig, immer gab es besondere Dinge zu entdecken. Sie freute sich schon auf die Ankunft in Berlin – und hat einen großen Traum: Hamburg und Teheran, die Geburtsorte ihrer Eltern, per Fahrradtour zu verbinden.mru