Regelschule passt nicht für jeden

SPD-Projektsommer zu Gast in der Schülerwerkstatt der Werk-statt-Schule

Einbeck. Die Schüler- und die Jugendwerkstatt der Werk-statt-Schule haben die Teilnehmer des SPD-Projektsommers der Kernstadt-SPD bei ihrer jüngsten Veranstaltung besucht. In der Grimsehlstraße 19, auf dem früheren Bauhof-Gelände, informierten sie sich über das Angebot, das hier für Schüler ab der fünften und für Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahre vorgehalten wird.

Die Geschäftsführerin der Werk-statt-Schule Northeim, Christine Huster, erläuterte, dass die Einrichtung viele unterschiedliche Projekte betreue. Die Jugendwerkstatt in Einbeck wurde vor rund drei Jahren von der Stadt übernommen. Die Projektleitung hat Linda Sagert, ihr stehen zwei Fachanleiter – für Garten- und Landschaftsbau sowie für die Holzwerkstatt – und eine Lehrkraft zur Seite. Barbara Foltyn ist die Ansprechpartnerin für die Schülerwerkstatt.

Die Werkstatt bietet Schülern von allgemeinbildenden Schulen eine »Auszeit« von der Schule. Angesprochen sind Kinder und Jugendliche ab der fünften Klasse, die den Schulbesuch verweigern oder die aus unterschiedlichen Gründen Probleme an ihrer Regelschule haben. In der Schülerwerkstatt können sie ein umfangreiches Angebot nutzen und sich in überwiegend handwerklichen Tätigkeitsfeldern erproben. Die Holzwerkstatt und der Garten- und Landschaftsbaubereich zählen ebenso dazu wie alltagspraktische Angebote, etwa Kochen. Neben dem Areal in der Grimsehlstraße steht in einem Einbecker Kleingartengebiet ein großes Grundstück zur Verfügung. Weiter gibt es gemeinsame Freizeitangebote, etwa Klettern oder Ausflüge, und nach den Wünschen der Teilnehmer werden individuelle Kleinprojekte realisiert. Die Schülerwerkstatt bietet vier Plätze. Seminar- und Computerraum stehen zur Verfügung, es gibt Aufenthaltsmöglichkeiten und eine Küche. Das Gebäude befindet sich im Eigentum der Werk-statt-Schule.

Die »Auszeit«, die die Schüler hier nutzen könnten, dauere in der Regel drei Monate, erläuterte Sozialpädagogin Barbara Foltyn. Ziel sei es, die Schüler in die frühere Schule zu re-integrieren oder eine andere Schulform für sie zu finden. Die Schüler sind jeden Vormittag von 8 bis 13 Uhr in der Werkstatt. Am Ende des Unterrichtstages steht ein selbst gekochtes Mittagessen, denn Gesundheitsthemen und Hauswirtschaft sind ein wichtiger Teil des Konzepts. »Manchmal brauchen sie einfach eine Pause, um mal durchzuatmen«, berichtete Barbara Foltyn über Jugendliche, von denen viele zuvor über ­Wochen die Schule verweigert haben.

Zwei Schüler waren beim Besuch der Projektsommer-Gäste dabei, um von ihren Erfahrungen zu berichten. »Das Gartenprojekt hat mir sehr weitergeholfen«, sagte ein Jugendlicher. Er habe viel über Pflanzen gelernt und praktisch arbeiten können. Das wäre auch ein künftiges Berufsziel für ihn. Das gleiche gilt auch für seinen Mitschüler: Hat er sich zuvor mit dem Schulbesuch schwer getan, haben ihm die praktischen Aufgaben sehr gefallen – seit Mai hat er keinen Tag gefehlt. Die Freude am Lernen, ein wichtiges Ziel des Projekts, hat er neu entdeckt. »Ich will Koch werden«, das steht für ihn nach diesen Wochen fest. Die normale Regelschule, stellen Geschäftsführerin Huster und Sozialarbeiterin Foltyn fest, sei  nicht für jedes Kind geeignet, und darauf gehe die Schülerwerkstatt ein. Ziel sei es, mit ihnen (wieder) eine Tagesstruktur einzuüben, ihnen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu vermitteln und durch Erfolgserlebnisse Motivation aufzubauen. Die Überführung in eine Ausbildung sei nicht das Ziel. In der Jugendwerkstatt wird dagegen eine Berufsfelderprobung angeboten.

Ein Problem sowohl für die Jugend- als auch für die Schülerwerkstatt ist die Finanzierung, die nur »auf Zeit« erfolgt. Die Kommunen haben sich im Rahmen der Haushaltskonsolidierung von freiwilligen Leistungen verabschieden müssen. Dabei spare jeder Jugendliche, der über eine solche Einrichtung wieder auf den Weg gebracht werde, enorm Geld, das sonst in der Zukunft möglicherweise in andere Maßnahmen gesteckt werden müsste, so die Projektsommer-Teilnehmer. Eine Perspektive über Januar hinaus wäre gut, stellten sie nach dem Rundgang durch die Einrichtung fest. Die Finanzierung erfolgt unter anderem durch den Europäischen Sozialfonds. Die Jugendwerkstatt wird gefördert durch die Jugendstiftung des Landkreises Northeim, die Europäische Union und das Jobcenter des Landkreises Northeim.

Der nächste Projektsommer-Termin der Kernstadt-SPD findet am heutigen Dienstag statt. Treffen ist um 18 Uhr im Seniorenservicebüro, Tiedexer Tor 6c.ek