Richtiges Teufelszeug

Fips, Lukas-Werk und BBS zeigen jungen Menschen die »Alkohölle«

Einbeck. Immer wieder kann man sich für ein nüchternes Leben entscheiden, das ein Abenteuer voller Farben ist – das wurde deutlich in dem Theaterstücke »Alkohölle«, das jetzt in den BBS Einbeck auf die Bühne kam. Zur Aktionswoche »Alkohol? Weniger ist besser!« der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung  holten  der Einbecker Präventionsförderverein Fips, das HaLT-Projekt des Lukas-Werks in Northeim  und die BBS dankenswerter Weise die Gruppe »Theaterspiel« nach Einbeck. Die vier Darsteller nahmen die Zuschauer mit in die »Alkohölle«, in der es auf informativ-unterhaltsame Weise um Suchtmechanismen ging.

Alkohol ist ein »richtiges Teufelszeug«, das sich schnell ins Leben schleichen kann: Die Haupt­rol­le spielt Le­na, 19 Jah­re alt, die ein Prak­ti­kum in der Wer­be­agen­tur ih­rer Tan­te Ma­xi macht. Sie ist ein we­nig ver­peilt, aber sehr be­müht, ei­nen gu­ten Ein­druck bei ih­rer Tante zu hin­ter­las­sen. An ei­nem Vor­mit­tag, Lena ist al­lein im Bü­ro, be­kommt sie das An­ge­bot einer Spi­ri­tuo­sen-Fir­ma, eine Wer­be­kam­pag­ne für ein Al­ko­pop-Ge­tränk zu ent­wer­fen. Le­na stimmt zu, doch als sie ih­rer Tan­te da­von er­zählt, wei­gert sich die­se, den Auf­trag an­zu­neh­men – nicht oh­ne Grund, wie Le­na spä­ter er­fährt. Ihr Va­ter, Maxis Bru­der, hat­te, als Le­na noch ganz jung war, al­ko­ho­li­siert ei­nen Au­to­un­fall ver­ur­sacht und war da­bei zu To­de ge­kom­men.

Auf zwei Ebenen spielt das Stück. Die Erinnerung tritt gegen das Vergessen an. Da agierte der verlorene Vater als Liebe, und Al, der Alkohol, spielte seine Macht aus. Denn »strulle« fühlt man sich nie allein, kann die Angst verdrängen, die Farben nicht mehr zu sehen. Gleichzeitig lohnt es sich aber für die vielen guten Momente im Leben klar zu bleiben. In der »Alkohölle« verdeutlichten dies die Schauspieler Beate Albrecht (Maxi), Fritzi Eichhorn (Lena), Marlon Kreft (Al),  und Peter Peiseler (Ernst) eindrücklich.

Erarbeitet wurde das Stück von Beate Albrecht  mit Selbsthilfegruppen für trockene Alkoholiker. Es berührt und schockiert, seit zehn Jahren tourt das Ensemble damit durch die Lande, hat es rund 800 mal auf die Bühne gebracht. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Expertenwissen, fetzigen Dialogen und stimmigen Charakteren überzeugte die Theaterproduktion die Zuschauer. Sie spendeten am Ende viel Applaus – die Botschaft scheint angekommen zu sein. Sucht und Co-Abhängigkeit, betonte Autorin Beate Albrecht im Nachgespräch, seien ein großes, weit verbreitetes gesellschaftliches Phänomen.

Mehr als 400 junge Menschen wurden in Einbeck mitgenommen in die »Alkohölle«, freute sich Renatus Döring, BBS-Schulleiter. Schule müsse sich im- mer wieder mit Suchtfragen auseinander setzen, erklärte er, und gerade bei legalen Drogen sei es ein schleichender Prozess, der in die Abhängigkeit führe. Er dankte dem Lukas-Werk und Fips für die gelungene Kooperation. Auch Stefan Jagonak vom HaLT-Projekt des Lukas-Werks dankte Fips, der Jugendstiftung des Landkreises, dem Arbeitskreis Prävention, der BBS und der AWO Bad Gandersheim für die Unterstützung. Präventionsangebote sensibilisierten für Achtsamkeit: Die Schutzengel des Landkreises, ie Polizei, das Bündnis für Familie, Fips und der Aktionskreis Prävention.sts