Rotarier wollen Helfer und Paten für Flüchtlinge sein

Konkrete Hilfe für Kriegsflüchtlingsfamilie | Geld sammeln durch Verkauf auf dem Einbecker Weihnachtsmarkt

Der Rotary Club Einbeck-Northeim möchte die Patenschaft für eine Flüchtlingsfamilie aus dem Nahen Osten übernehmen. Dazu werden die Mitglieder an diesem Wochenende in einer Bude im Einbecker Weihnachtsdorf Kekse, Pralinen, Marmelade, Stollen, Spielzeug und andere Geschenk-geeignete Dinge verkaufen; außerdem wird sich ein Glücksrad drehen. Der Erlös ist komplett für das Flüchtlingspro jekt gedacht, mit dem unter anderem Sprach­unterricht finanziert und nachbarschaftliche Betreuung organisiert werden soll.

Einbeck. »In 30 Ländern weltweit herrscht derzeit Krieg, rund 50 Millionen Flüchtlinge sind unterwegs«, stellt Rotary-Präsident Dr. Alois Kühn fest. Die Folgen von Gewalt und Terror, die zur Flucht so vieler Menschen zwingen, machen sich auch hier bemerkbar: »Viele Flüchtlinge werden auch an unsere Tür klopfen«, sind die Rotarier sicher. Die Zahlen, die der Landkreis Northeim noch unterzubringen hat, sind bereits bekannt. »Wir wollen ihnen eine Herberge bieten«, kündigen die Rotarier an – ein Thema, das gerade auch zu Weihnachten und zu einem Weihnachtsmarkt passt, denn auch die Heilige Familie war auf der Suche nach einer Herberge, wurde abgewiesen und musste in einen Stall ausweichen, in dem Jesus geboren wurde.

Eine Wohnung steht für die Familie, bei der es sich um Kriegsflüchtlinge aus dem Nahen Osten handeln wird, schon bereit. Aber nicht nur dafür wollen die Rotarier sorgen, sondern sie werden sich auch kümmern und Hilfe in Rat und Tat anbieten: »Wir wollen die Neuankömmlinge bei Behördengängen begleiten, Kindergarten- und Schulbesuch der Kinder regeln und ihnen Fragen des täglichen Lebens beantworten«, umreißt Andreas Oppermann, zuständig für den sozialen Dienst der Rotarier, das Angebot. »Wie leben sie, wie leben wir, das wollen wir vermitteln.« So stehen beim Landkreis Northeim, der für die Flüchtlinge zuständig ist, zwar Dolmetscher bereit - allerdings zu wenige. Ganz wichtig ist es für die Fremden auch, Grundbegriffe der deutschen Sprache zu erlernen. Sie sollen hier eine Heimat finden, bis sie eventuell zurückkehren können. Solange ist es wichtig, sie so gut wie möglich zu integrieren. Zugleich möchten die Rotarier darauf aufmerksam machen, wie gut aufgestellt das Leben in Deutschland ist, wie sicher und versorgt die meisten Menschen leben. Daraus ergebe sich eine moralische Verpflichtung, denen zu helfen, die auf der Flucht seien. Damit komme Rotary seiner sozialen Verantwortung nach. Die Flüchtlinge als Nachbarn aufzunehmen, bei diesem Appell finden die Rotarier unter anderem Unterstützung durch Pfarrer Ewald Marschler von der katholischen Gemeinde. Auch er erinnert an die Geschichte der Heiligen Familie, aber auch an das Wirken Jesu für Arme und Benachteiligte und nicht zuletzt an die Aufforderung von Papst Franziskus, den Blick für die Armen zu schärfen.

Dieses Engagement kostet nicht nur Einsatz, sondern auch Geld, und das wollen die Rotarier bei ihrem Engagement auf dem Weihnachtsmarkt einnehmen. Für diese sogenannte Hand-on-Aktion hat es im Vorfeld großen Zuspruch gegeben, viele Mitglieder haben Hilfsbereitschaft gezeigt und schon Sachspenden für den Verkauf in der Holzbude direkt vor dem Obstgeschäft »Tutti Frutti« zur Verfügung gestellt. Zugleich wurde fleißig gebacken, denn es soll Kekse und Stollen geben. Marmelade ist gekocht, Gestecke wurden gebastelt, und Spielzeug und Honig sowie weihnachtliche Geschenke stehen bereit. Außerdem hat die Tischlerei Schlüter ein Glücksrad gebaut, das sich gegen einen geringen Obolus drehen wird – interessante Preise warten, beispielsweise Spielsachen, Rucksäcke oder Taschen. Neben dem Verkaufserlös sind auch Spenden gern gesehen.

59 Rotarier beziehungsweise Angehörige haben sich zum Mitmachen bereiterklärt, berichtet Gerald Jüttner, Mitglied im Jugendausschuss des Clubs und Organisationsleiter dieses Projekts. Im Vorfeld wurden verschiedene Aktionsvorschläge gesammelt, und die Verkaufsidee kam bei den Mitgliedern besonders gut an: »Sie passt zu uns, wir greifen ein aktuelles Thema auf, und wir tun etwas für Menschen, die in Not sind, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren.« Zudem soll nachhaltige Hilfe gewährleistet sein, denn bei der Betreuung handelt es sich sicher um ein langfristiges Vorhaben. Schließlich wünschen sich die Rotarier, auch andere Clubs zu Ähnlichem zu motivieren.

»Der komplette Erlös wird der Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt«, kündigt Christoph Bajohr an, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Clubs. Die Verkaufshütte ist zu den üblichen Weihnachtsdorf-Zeiten geöffnet: am Sonnabend, 29. November, von 11 bis 20 Uhr und am Sonntag, 30. November, von 13 bis 19.30 Uhr.ek