Sabine Michalek setzt auf einen »Neustart« für die Region

Bürgermeisterwahlkampf: Kandidatin von CDU, FDP und GfE stellt sich vor großer Runde im Alten Rathaus vor

»Gute Dinge muss man in kleinen Dosen genießen.« Mit einer charmanten Begründung verwies Moderator Frank-Dieter Pfefferkorn darauf, dass der Wahlkampfauftakt »60 Minuten mit Sabine Michalek« dauern sollte. Im gut besuchten Alten Rathaus stellte die Bürgermeisterkandidatin von CDU, GfE und FDP für die Wahl am 20. Januar zunächst in einer kurzen Einführung und anschließend im Interview ihre Schwerpunkte vor. Danach war Zeit, mit ihr ins Gespräch zu kommen.

Einbeck. »Neustart« hat sie sich als Thema gegeben, und der sei dringend notwendig, stellten die Vorsitzenden von CDU und FDP, Dirk Ebrecht und Dr. Reinhard Binder, fest. Ein Wechsel im Rathaus sei erforderlich, Professionalität könne Einbeck gut gebrauchen. Die Kandidatin sei ein aufrichtiger Charakter, berichtete Georg Folttmann, GfE, aus der langjährigen Zusammenarbeit im selben Unternehmen, mit ihr werde Transparenz in die »dunklen Kammern des Rathauses« einziehen.

Nach der Fusion mit Kreiensen werde Einbeck die Heimat von rund 33.000 Bürgern sein, stellte Dr. Sabine Michalek fest. Diese Chance, die Zukunft zu gestalten, müsse man sinnvoll nutzen. Bewusst habe sie sich das Alte Rathaus für ihren Wahlkampfauftakt ausgesucht, hatte sie zuvor im Pressegespräch erläutert, sie sei in die Mitte der Stadt gegangen, denn die Innenstadt verdiene es, dass mehr für sie getan werde, um Leben, Kultur, Gastronomie, Tourismus und Handel in Einklang zu bringen. Hier gelte es, gute Ideen zu bündeln, gerade im Zusammenspiel mit »Einbeck Marketing.«

»Wir werden weniger, bunter und älter«, sagte sie zur demografischen Entwicklung, und darauf müsse man alle politischen Entscheidungen ausrichten. Innerhalb von 22 Monaten habe Einbeck 344 Menschen verloren – ein komplettes Dorf. Dieser Herausforderung wolle sie sich als Bürgermeisterin im konstruktiven Miteinander stellen. Zu den Schwerpunkten, mit denen sie Einbeck in eine erfolgreiche Zukunft führen möchte, zählt die Stärkung der Region als Lebens- und Wirtschaftsraum. Der Schuldenschnitt des Zukunftsvertrags biete eine Chance dazu. Allerdings müsse man mit Steuermitteln verantwortungsvoll umgehen. Jede Ausgabe gehöre auf den Prüfstand. Zielgerichtete Wirtschaftspolitik, die die Rahmenbedingungen für die heimische Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen verbessere, gehöre ebenfalls zu ihren Schwerpunkten, sagte sie. Effektive Wirtschaftsförderung bedeute auch, Kompetenzen und Kapazitäten von Verwaltung und »Einbeck Marketing« zu verzahnen. Nach außen müsse man mit einer Stimme sprechen.

Ihre politische Wurzel sei die Familienpolitik, und so werde sie sich für familiengerechte Lebensbedingungen einsetzen, kündigte sie an. Von Familien werde Flexibilität verlangt, die Politik müsse die Rahmenbedingungen dafür schaffen, beginnend bei bedarfsgerechter Kinderbetreuung bis hin zur Nutzung der Kompetenzen der älteren Generation. Man müsse wertschätzend und auf Augenhöhe miteinander umgehen und dabei so hervorragende Bausteine wie das lokale Bündnis oder das Einbecker Kinder- und Familienservicebüro einbeziehen. Das breite Bildungs- und Ausbildungsangebot, das alle Schulabschlüsse vor Ort biete, müsse man erhalten und stärken, und dafür brauche man auch hier Vernetzung. Das gelte für die Schulen untereinander ebenso wie für das Zusammenspiel von Schule und Wirtschaft. In der Schulpolitik möchte sie das Ganztagsangebot ausbauen, allerdings bedarfsgerecht auf Familien zugeschnitten. Nicht vergessen dürfe man bei der Betreuungsfrage die Ferien - hier gelte es, eine verlässliche Betreuung zu schaffen, »Das ist eine richtige Baustelle«, berichtete die zweifache Mutter aus eigener Familienerfahrung.Mit einem Ausbildungsangebot, das aufs Leben vorbereite, sei Einbeck gut aufgestellt. Wenn die Bedingungen gegeben seien und der Elternwille das nahelege, könne sie sich eine drei- bis vierzügige Integrierte Gesamtschule für Einbeck vorstellen. Allerdings hänge daran nicht ihr Herzblut, es gebe schon jetzt ein durchlässiges Schulsystem vor Ort. Besonderen Einsatz versprach sie für das Schulzentrum in Greene: Das sei mehr als eine Schule, sondern zugleich wichtig für Kultur und Sport vor Ort.

Ideal wäre ein Miteinander von »PS.Speicher«, beruflichem Bildungsbereich und Schule - hier könne sie sich ein tolles Projekt für die Jugendarbeit vorstellen. Der »PS.Speicher« sei gewinnbringend für Einbeck, genau wie das geplante Stadthotel. Damit ergebe sich die Möglichkeit, größere Gruppen unterzubringen, und auf dieser Basis lasse sich das Tourismuskonzept erweitern. Klar sei, dass man eine Alternative zum Haus der Jugend finden müsse, das dafür aufgegeben werden müsse. Dr. Michalek sprach sich dafür aus, mit den Jugendlichen Lösungen zu finden. Sie habe ein konkretes Objekt im Auge, das sie mit den Jugendlichen demnächst besichtigen wolle. Sowohl Einbeck als auch Kreiensen lebten von bürgerschaftlichem Engagement, von Vereinen und Ehrenamt, lobte sie. Das sei der Kitt in der Gesellschaft. Es seien Ideen gefragt, die Einsatzbereitschaft stärker zu würdigen, etwa mit einem Bürgerschaftspreis. Dringend verbessern müsse man gerade in den Dörfern Handy-Netz und Internet-Versorgung. »Die Politik muss den Netzbetreibern da auf den Füßen stehen.«

Mit der Fusion, fuhr sie fort, würden zwei Verwaltungen zusammenwachsen. Sie seien Dienstleister, müssten bürgernah und serviceorientiert arbeiten: »So viel Bürokratie wie notwendig – aber auch nicht mehr« lautet dazu ihr Motto. Vieles lasse sich zwar elektronisch erledigen, aber für Kreiensen müsse ein Ansprechpartner vor Ort erhalten bleiben. Ganz wichtig ist der Kandidatin die bessere Kommunikation aus dem Rathaus, einschließlich Ratsinformationssystem. Ihr Informationsprogramm vor Ort beginnt sie in den kommen Wochen mit Besuchen in allen Kreienser Ortschaften – als Signal an die »neuen« Einbecker. »Ich möchte Dorfgemeinschaftshäuser und Feuerwehren kennenlernen und hören, was die Dörfer von der Bürgermeisterin erwarten.« Als eines der ersten Dinge nach einem Wahlsieg will sie sich mit allen 46 Ortsbrandmeistern oder -beauftragten zusammensetzen und deren Anliegen anhören, woraus sich künftige Aufgaben ergeben werden. Es sei wichtig, die Identität der Ortschaften zu erhalten. Gerade die Kreienser Dörfer könnten durch neu geordnete Ortschaftsmittel über mehr Geld verfügen und mehr Verantwortung übernehmen. Wichtiges Anliegen sei die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, wobei vor allem der Bus das Mittel der Wahl sei: Die reaktivierte Bahnstrecke sehe sie noch nicht. In jedem Fall, kündigte sie an, werde sie viel unterwegs sein, mit den Bürgern ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben. Unterstützt wird sie dabei von einem Team aus CDU, FDP und GfE: »Alle sind mit Freude dabei.« Als Bürgermeister-Kandidatin tritt die 45-jährige Agrarwissenschaftlerin als Einzelbewerberin an. Parallel dazu steht sie auch auf der Nordstadt-Liste der CDU auf Platz 1. Ihr Ziel ist es, sich weiter politisch in Einbeck zu engagieren, »am liebsten natürlich als Bürgermeisterin.«

Über die große Resonanz am Donnerstagabend hat sie sich sehr gefreut: »Es sind mehr Besucher gekommen, als ich erwartet hatte.« Das zeige, dass die Menschen nicht politikmüde seien, »sondern ihnen – wie mir – die Zukunft unserer Stadt sehr am Herzen liegt.« Es seien anregende Gespräche zu ganz unterschiedlichen Themen wie Schulpolitik, Ausbau des Fahrradwegenetzes, Naturschutz und Innenstadtentwicklung geführt worden. »Ich habe wertvolle  Anregungen, aber auch konstruktive Kritik bekommen. Das macht mir richtig Freude!«ek

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