»Saubere Arbeit« ist das schönste Lob

Kreishandwerksmeister Hermann-Josef Hupe zu Ausbildung, Arbeitszeit, Kreisfusion

Was dem Handwerk derzeit auf den Nägeln brennt, dazu nahm Kreishandwerksmeister Hermann-Josef Hupe beim Gildentag Stellung.

Einbeck. »Tu Gutes, und sprich darüber«, damit verwies Kreishandwerksmeister Hermann-Josef Hupe zunächst auf die Imagekampagne. In diesem Sinne wolle man auch den Gildentag verstanden wissen. Bewusst gehe man in die Fläche: »Als Kreishandwerkerschaft stehen wir in der Region für die Region.«

Dabei lege das Handwerk ein solides Selbstbewusstsein an den Tag: »Am Anfang waren Himmel und Erde, den ganzen Rest haben wir gemacht«, verwies er auf die Kampagne. Das Handwerk habe mehr Kunden als Aldi, es sei in Haupt- und Nebenstraßen und neuerdings auch in der Milchstraße zu finden. Networking sei kein Fremdwort angesichts von drei Millionen Kilometern Leitungen. CEOs, Executives und Manager gebe es auch, »bei uns heißen die Andrea, Frank und Matze.« Und selbst beim 0:0 habe man zwei Tore gemacht, »ja, das muss ein bisschen sacken«, schmunzelte er, als der spontane Lacher ausblieb. Wer vorankommen wolle, komme zum Handwerk, und bei allen Innovationspreisen sei ein »Saubere Arbeit« die schönste Auszeichnung.

Das Handwerk punkte in der Region mit überschaubaren, gewachsenen Strukturen, die Wünsche der Kunden könnten unkompliziert mit Fachkompetenz abgearbeitet werden. Eine neue Gesellschaft, die »Kompetenzschmiede Südniedersachsen«, will dies als Dienstleister für das Handwerk noch besser fördern. Anlaufstelle sei die Kreishandwerkerschaft.

Inzwischen fehlten 7.000 Auszubildende. Bisher habe man immer über den eigenen Bedarf ausgebildet, und auch in den nächsten Jahren gebe es die Chance, qualifizierte junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. Bis 2020 werde die Zahl der Haupt- und Realschüler allerdings deutlich zurückgehen. Um geeignete Lehrlinge und Fachkräfte zu bekommen, spiele Integration eine wichtige Rolle. »Komm’ ins Handwerk«, dieser Ruf gelte für alle Jugendlichen. Man wolle sie dort abholen, wo sie stünden – aber sie müssten es auch wollen.

Wichtige Voraussetzung sei außerdem die nötige Ausbildungsreife. Elternhaus und Schule müssten das notwendige Fundament dafür schaffen, denn auf Qualität und Qualifikation könne man nicht verzichten. Davon hänge letztlich die Zukunft des Innovationsstandorts Deutschland ab.

Zum Thema Fachkräftemangel verwies der Kreishandwerksmeister auf die Schlagzeile »Früh in Rente, früh ins Grab.« Es gebe Studien dazu, dass früher Ruhestand auch einen früheren Tod bedeute: »Wer rastet, der rostet.« Angesichts des Facharbeitermangels sei es nur richtig, das Renteneintrittsalter zu erhöhen.

Die Prognosen für dieses Jahr, so Hupe weiter, seien optimistisch. Das Konjunkturpaket habe Wirkung gezeigt, auch im Landkreis, und die Bürger fassten wieder Mut zu Investitionen. Das lasse das Handwerk hoffen. Für völlig falsch halte man es da, die Förderung für die energetische Sanierung von Bestandsbauten zurückzufahren.

Kritik übte er schließlich am Verfahren der Landkreisfusion. Es gehe hier nicht um Sachthemen und die Region, sondern um Parteigehabe und Befindlichkeiten einzelner Politiker. Was ihn gewaltig störe, sei, dass man das Handwerk gar nicht angehört habe. Verbände, die »das normale Volk« repräsentierten, seien bisher außen vor gelassen worden. Dabei sei eine verbesserte Infrastruktur auch für die Betriebe wichtig. Die Bevölkerung müsse bei der Entscheidungsfindung mitgenommen werden, damit die Allgemeinheit die Entscheidung mittragen könne. ek