Sauberkeit, Parken, Branchenmix: Es gibt noch viel zu tun

GfE-Fachgruppe Touristik, Kultur und Wirtschaftsförderung hat Händler- und Kundenbefragung in der Innenstadt durchgeführt

Wie es um die Zufriedenheit von Geschäftsleuten und Kunden mit den Gegebenheiten in Einbeck bestellt ist, wollten Mitglieder der unabhängigen Wählergemeinschaft »Gemein-sam für Einbeck« (GfE) wissen. Dr. Ursula Beckendorf und Dagmar Koch von der Fachgruppe Touristik, Kultur und Wirtschaftsförderung haben sich mit einer Befragung daran gemacht, ein »Stimmungsbild« zu zeichnen. Zahlreiche ausgefüllte Fragebögen haben sie anschließend ausgewertet, und sie sind zum Ergebnis gekommen: Es ist noch einiges zu tun.

Einbeck. Eine Befragung unter 78 Einzelhändlern in Einbeck hat die GfE im Frühjahr durchgeführt, 71 Fragebögen wurden ausgewertet, wobei es sowohl eine Skala für die Beurteilung einzelner Themen gab als auch die Möglichkeit, weitere Kommentare abzugeben. Ziel war es, ein aktuelles Meinungsbild aus der Einbecker Kaufmannschaft zu gewinnen. Wie empfinden sie ihre Situation, wie bewerten sie Standortfaktoren, wie ist die Atmosphäre in der Innenstadt, gibt es eine gut funktionierende Einkaufsstadt mit besonderem Flair, bestehen Schwachpunkte und Defizite? Streng wissenschaftlich sei das Vorgehen nicht gewesen, sagen die Politikerinnen, aber darum ging es nicht, sondern um ein Stimmungsbild.

»Es verwundert nicht, dass alle Händler den Zustand der Innenstadt in puncto Sauberkeit stark kritisieren«, so ein Fazit der Auswertung. Besonders überquellende Papierkörbe, eine dreckige Fußgängerzone und schmuddelige Bereiche wie Tiedexer Straße, Knochenhauer Straße, Neuer Markt, Altendorfer und Hullerser Straße dürften in einer Innenstadt, die sich dem Tourismus verschrieben habe, nicht sein, meinen die GfE-Mitglieder. Dabei hänge die Vermüllung oft auch mit dem Leerstand von Häusern zusammen. Inhaber müssten in die Pflicht genommen und zur Verantwortung gezogen werden. Zu viel Dreck, zu wenig Grün, auch das war eine Aussage: Während es positive Beispiele gibt, etwa in der Oleburg, fehlt es an anderer Stelle. »Erst wenn Einbeck es schafft, sich für Kunden und Touristen wieder herauszuputzen und seine Stärken wie das einmalige Fachwerk und die damit verbundene Atmosphäre herauszustellen, könnte die Kundenfrequenz in der Innenstadt wieder steigen«, ist Dagmar Koch zuversichtlich. Sie hört als Gästeführerin zudem auch häufig aus erster Hand, was die Besucher an Einbeck schön und weniger schön finden. Ärgerlich für Händler und Kunden gleichermaßen ist die Parkplatzsituation, und hier werden besonders die hohen Parkgebühren kritisiert. »Großstadtniveau« sei das, und da müsse man sich nicht wundern, wenn einige lieber auf der Grünen Wiese einkauften.

Auch der Branchenmix ist nach Ansicht der  Befragten nicht ausgewogen. Viele Bäcker, Friseure, Apotheken und Optiker sind vorhanden, gewünscht werden aber Schuhe, Fisch, Lederwaren, Mode für junge Leute, mehr Erlebnis, mehr Qualität, weniger Ketten, mehr individuelle Geschäfte, Obst und Gemüse, dazu ein Bier- und Weinlokal beziehungsweise mehr Vielfalt im gastronomischen Bereich. Mehr Vielfalt und mehr Anbieter sollte es, so die Händlermeinung, auch auf dem Wochenmarkt geben, und Verbesserungen wurden ebenfalls für den Weihnachtsmarkt gewünscht: mehr Stände, bessere Beleuchtung, anderer Boden, besondere Veranstaltungen wie »Feuerzangenbowle« oder »Après Ski«.

Für »bedenklich« hält die GfE die Kommunikation zwischen Händlern, Stadtverwaltung und Politik, wobei die Ergebnisse bei der Politik sogar als »katastrophal« bezeichnet werden. Während die Arbeit der Stadtverwaltung noch als befriedigend angesehen wurde, waren die meisten Händler (44 von 62) der Meinung, die Politik interessiere sich nicht für ihre Belange. Das sei, so Dr. Ursula Beckendorf, seit November selbst für die GfE im Rat und Ausschussvorsitzende und stellvertretende Bürgermeisterin, sehr traurig. Aus der Unzufriedenheit mit der Politik ließen sich, folgert die GfE, auch Rückschlüsse auf die Meinung zu Ansiedlungsprojekten ziehen. Beim Poser-Projekt beispielsweise sind die Händler in der Mehrzahl der Meinung, hier sei am runden Tisch für die Grüne Wiese entschieden worden. Rückläufige Kundenfrequenz werde sich damit verstärken, so die Befürchtung. Positive Resonanz findet dagegen der Plan, den Neustädter Kirchplatz zu bebauen: Das haben die meisten Händler befürwortet, auch mit Blick auf günstige Auswirkungen auf die umliegenden Straßen. Den Blick in die Zukunft wagten nur wenige Geschäftsleute, und die überwiegende Anzahl sah den Trend für sich als rückläufig, negativ oder sehr negativ an.

Im Anschluss an die Händlerbefragung haben Dagmar Koch und Dr. Ursula Beckendorf eine Kundenbefragung durchgeführt. Thema war hier ebenfalls die Zufriedenheit mit der Parkplatzsituation, es ging aber auch um Sauberkeit und Branchenmix. Dazu sind 260 Fragebögen ausgewertet worden. Der Wochenmarkt erhielt dabei das positivste Ergebnis. Auf Kritik stieß die Höhe der Parkgebühren, hier fällten 133 Befragte ein negatives Urteil, 90 waren zufrieden, und 34 Kunden hielten den Status quo für richtig. Bei den Parkmöglichkeiten gab es fast ebenso viele zufriedene wie unzufriedene Befragte.

Ein Dauerthema sind die Werbeaufsteller, die sogenannten Passantenstopper. »Wir müssen eine Werbeanlagensatzung bekommen«, ist Dr. Ursula Beckendorf überzeugt. Ohne eine solche Regelung gebe es kein einheitliches Bild in der Stadt. Sie habe bisher Satzungen von sieben bis acht vergleichbaren Städten durchgearbeitet und sei zuversichtlich, dass so etwas auch für Einbeck gelingen könne. »Wir sind kein Museumsdorf, und wir wollen die Stadt auch nicht dazu machen, aber eine Fachwerkstadt muss ein stimmiges Gesamtbild bieten - und für Einbeck könnte das besser sein«, so ihr Fazit.

»Mit unseren Vorschlägen gehen wir über unsere Fachgruppe hinaus«, wissen die GfE-Frauen. Deshalb sollen die Themen nun über die Fraktionen in die Politik getragen werden. Gerade die Werbeanlagensatzung soll noch einmal den zuständigen Fachausschuss beschäftigen, nachdem sie im vergangenen Herbst bereits gescheitert ist. »Wir fühlen uns für die Schönheit der Stadt verantwortlich, für eine Ordnung, die auch touristisch nur positiv sein kann«, stellen sie zu den Motiven für ihr Engagement fest - und sie hoffen, dass ihre Ideen von vielen weiteren Beteiligten mitgetragen werden.ek